Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
aufhält, kann er gar nicht schnell genug in den Keller kommen. Durch die Tür, vor der er da hockt, gelangt man in die Vorratskammer für unsere Küche. Der Pfiffikus hofft immer darauf, dass sie offen steht und er es unbemerkt ins Schlaraffenland schafft.«
»Aha.« Alexandra und zwang sich zu einem kleinen Lachen. »Sagen Sie, kann ich mich denn da mal umsehen? Ohne den Kater natürlich.«
»Es tut mir leid, aber die Kellerräume dürfen nur von den Klosterangehörigen betreten werden«, merkte der andere Mönch mit Nachdruck an. »Ich bin übrigens Bruder Siegmund.«
»Schön, Sie kennenzulernen. Seien Sie nicht böse, doch ich möchte mich dennoch da umsehen, und ich habe auch von Bruder Johannes die Erlaubnis dazu erhalten. Natürlich können Sie mich gern begleiten, wenn Sie mögen.«
Die beiden Männer schienen nach wie vor entschlossen zu sein, ihr den Zutritt zu verwehren.
»Sie müssen wissen, dass ich zusammen mit meinem Kollegen den rätselhaften Tod von Herrn Wilden … ja, näher untersuche. Bruder Johannes ist wie wir der Meinung, dass es möglicherweise kein Unfall war.«
Die beiden Mönche benötigten einige Sekunden, ehe das Gesagte zu ihnen durchdrang.
»Wollen Sie etwa andeuten, Herr Wilden wurde …« Bruder Dietmar brach entsetzt ab. Offenbar brachte er das entscheidende Wort nicht über die Lippen.
»Es ist zumindest denkbar«, antwortete sie. Die beiden würden durch Bruder Johannes ohnehin in Kürze davon erfahren. »Und aus dem Grund möchte ich mich überall umsehen.«
Die Mönche sahen sich bestürzt an, dann erwiderte Bruder Siegmund zögerlich: »Verstehen Sie das nicht falsch, Frau Berger, aber … Nun, wir müssen trotz allem mit Bruder Johannes erst Rücksprache halten. Es ist nicht persönlich gemeint. Allerdings haben wir mit Herrn Wilden und seinen eigenmächtigen Erkundungen schlechte Erfahrungen gemacht und sind vorsichtig geworden.«
»Sagen Sie, ich habe eben auf der Treppe einen Teil Ihrer Unterhaltung mitbekommen. Worum ging es denn da?«
Schweigen antwortete Alexandra.
Mit einem Schulterzucken fügte sie an: »Wenn Sie’s mir nicht sagen wollen, kann ich ja immer noch Bruder Johannes bitten, Sie beide danach zu fragen.«
Bruder Dietmar schüttelte hastig den Kopf. »Nein, das ist nicht nötig. Es ist nur so, wir haben …«
»Uns ist bei der Zuteilung der Bettwäsche ein Fehler unterlaufen. Wir haben die Betten der Gäste mit der billigen Wäsche bezogen, die eigentlich für uns gedacht ist, und im Gegenzug haben wir irrtümlich einigen von unseren Brüdern die gute, seidig weiche Bettwäsche gegeben.«
»Das ist alles? Das klang eben aber viel dramatischer …«
»Es ist dramatisch! Bruder Johannes duldet solche Schlampereien nämlich nicht. Wir werden wirklich etwas zu hören bekommen, wenn er davon erfährt.«
Alexandra grinste. Sie glaubte kein Wort von dieser Geschichte! »Dann hätte ich die letzte Nacht nicht in dieser steinharten Bettwäsche verbringen müssen?«
»Richtig, und das ist unverzeihlich.«
Sie winkte ab. »Hat sich deswegen irgendein Gast beschwert?«
»Zumindest nicht uns gegenüber.«
»Dann gibt es doch überhaupt kein Problem.« Alexandra wechselte das Thema. »Was meine ›Besichtigung‹ der Räume dort angeht«, sie wies mit dem Kopf auf die Tür, vor der Kater Brown sich nun putzte, »halten Sie erst mit Bruder Johannes Rücksprache. Die Sache hat bis heute Nachmittag Zeit.« Sie drehte sich um und rief eigentlich mehr im Spaß: »Kater Brown, komm her, wir gehen wieder nach oben.«
Alexandra wollte ihren Augen nicht trauen, als der Kater sich prompt erhob und quer durch den weitläufigen Kellerraum schnurstracks auf sie zugetrottet kam. Er legte kein besonders hohes Tempo an den Tag, aber seine Zielstrebigkeit erinnerte durchaus an einen gut erzogenen Hund.
Dann lief er jedoch mit einem flüchtigen Seitenblick zu den beiden Mönchen zur Wendeltreppe und entschwand im Treppenhaus. Nach einer halben Kehre gab er ein ungehalten klingendes »Miau« von sich, als wollte er Alexandra ermahnen, nicht so zu trödeln.
»Das war wohl für mich bestimmt. Na dann, auf Wiedersehen, die Herren«, meinte sie. Um bei ihrem Aufstieg nicht zu stolpern, schaltete sie wieder die Taschenlampe an ihrem Handy ein.
Als Alexandra das Treppenhaus im Erdgeschoss verließ, stieß sich Tobias von einer der Fensterbänke ab, an der er gelehnt hatte.
»Und?«, fragte er amüsiert. »Hat der kleine Geistliche noch ein paar Leichen im Keller
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