Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
den Platz hatte er die ideale Stelle gefunden, um sich auf dem warmen Boden auszustrecken. Er blinzelte in die Sonne. Ein Schmetterling flatterte über seinem Kopf umher. Behäbig hob Kater Brown eine Pfote und ließ die Krallen ausfahren, kam aber zu der Einsicht, dass es einfach zu viel Mühe machen würde, dem zitronengelben Etwas nachzujagen. Außerdem hatte er keine Lust, seinen gemütlichen Platz aufzugeben.
Er nahm die Pfote runter, ließ den Kopf auf die Vorderbeine sinken und schloss die Augen, um die Sonnenstrahlen zu genießen. So ein Katzenleben konnte herrlich sein!
9. Kapitel
»Und was machen wir nun?«, fragte Tobias.
»Erst mal gehe ich unter die Dusche, dann esse ich einen Happen«, erklärte Alexandra. »Ich habe noch ein Sandwich von gestern. Wenn du möchtest, kannst du eine Hälfte haben.«
»Oh, ich glaube, du bist vom Klosterleben infiziert worden! Ich hätte nie gedacht, dass du einmal ganz christlich mit mir dein karges Mahl teilen würdest.«
Alexandra grinste. »Freu dich nicht zu früh! Ich habe dir nur ein halbes Sandwich angeboten, aber nicht die Hälfte vom Kartoffelsalat und von den Chips, die ich auch noch in meinem Zimmer habe.« Sie zögerte einen Moment und meinte dann: »Ich weiß ja nicht, wie du das handhaben wirst, doch vielleicht werde ich mir bei der Berichterstattung einen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen können. So gut das Konzept auch ist: Man bezahlt in diesem Hotel andererseits aber auch recht viel dafür, dass einem etwas vorenthalten wird. Die Zimmer sind winzig, um zehn Uhr abends wird der Strom abgestellt …«
Tobias klopfte ihr lachend auf die Schulter. »Du bist jetzt ja nur sauer, weil du nichts zu essen bekommen hast.«
»Nein, aber ich kann mich auch zu Hause hinsetzen, stundenlang schweigen und auf das Mittagessen verzichten. Das kostet mich nichts. Und ich spare sogar noch ein paar Euro, weil ich mein Mittagessen für den nächsten Tag aufhebe.«
Tobias ging langsam neben ihr her weiter. »Stimmt irgendwie schon … Doch ich glaube, von allein und in seinem gewohnten häuslichen Umfeld kommt man nicht darauf, einmal bewusst zu schweigen oder auf etwas zu verzichten.«
Alexandra zuckte nur mit den Schultern. »Da wir gerade von Mittagessen reden – was hältst du davon, wenn wir uns ins Auto setzen und irgendwo essen gehen? Du weißt ja, vor vier Uhr können wir mit Wildens Mitarbeitern sowieso nicht reden.«
»Gute Idee, ich kriege nämlich auch allmählich Hunger.« Tobias sah auf die Uhr. »Ich schlage vor, wir befragen das Navi in meinem Mietwagen, wo wir in der Gegend ein brauchbares Restaurant finden können.«
»Dein Navi kannst du schonen. Auf dem Weg hierher habe ich an einer Wirtschaft angehalten, weil in Lengenich jemand die Straße in Richtung Kloster blockiert hatte. Ich meine, ich hätte da eine ziemlich umfangreiche Speisekarte gesehen.«
»Oh. Hausmannskost. Herrlich.« Doch seine Miene strafte seine Worte Lügen.
»Hausmannskost liegt voll im Trend«, hielt sie dagegen. »Sushi und Tapas sind längst auf dem absteigenden Ast. Zwei Scheiben Schweinebraten, dazu Klöße und Rotkohl – das ist das, was in der nächsten Zeit die Speisekarten beherrschen wird. Oder Leberkäse mit Spiegeleiern.«
»Das glaubst du ja selbst nicht!«
Alexandra war vor ihrem Zimmer angekommen. »Okay, ich gehe duschen und ziehe mich um, danach können wir losfahren. Unterwegs erzähle ich dir von meiner merkwürdigen Begegnung im Keller.«
Es war halb eins, als Alexandra frisch geduscht und in sauberer Jeans und dunkelblauer Bluse auf dem Bett saß, um ihre Schuhe anzuziehen. Es waren erst ein paar Stunden vergangen, seit sie auf den Toten im Brunnen gestoßen waren, doch seitdem war sie pausenlos beschäftigt gewesen, ohne einen nennenswerten Schritt weiterzukommen. Das Wichtigste ließ weiter auf sich warten, nämlich die Gespräche mit Wildens Mitarbeitern.
Ein wenig missmutig schüttelte sie den Kopf. Sosehr das Verhalten des Polizisten Pallenberg sie auch dazu herausgefordert hatte, es dem Mann zu zeigen, überwogen in ihr mit einem Mal die Zweifel daran, überhaupt etwas erreichen zu können. Hatte sie sich zu viel vorgenommen? In diesem Moment näherten sich auf dem Flur Schritte. Es klang nicht wie das typische Klatschen der Sandalen, die die Mönche trugen, sondern wie das harte Stakkato von hohen, spitzen Absätzen.
Als sie die Tür öffnete, erblickte sie eine rothaarige Frau, die sie am Morgen bereits kurz gesehen hatte, als man
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