Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
mir vorbei in Richtung der Gästezimmer. Obwohl … wortlos stimmt nicht so ganz. Er hat irgendetwas vor sich hin gemurmelt. Um was es ging, habe ich jedoch nicht verstanden.«
»Und werden heute noch neue Gäste erwartet?«, wollte Tobias wissen.
»Tja, die Reisegruppe, die aus Goch herkommen sollte, wurde bei Aachen von der Autobahnpolizei angehalten. Offenbar war sie in einem nicht mehr verkehrstüchtigen Bus unterwegs, der stillgelegt wurde. Die Leute sind jetzt irgendwo bei Aachen einquartiert, und es sieht nicht danach aus, dass heute noch ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung gestellt werden kann.«
»Dann sind also außer uns nur noch Wildens Mitarbeiter hier?«
»Ähm … nein, Frau Berger«, antwortete Bruder Andreas. »Außer Ihnen ist momentan kein Gast im Hause …«
»Was?«, rief sie aufgebracht. Das durfte doch nicht wahr sein! »Die haben sich alle aus dem Staub gemacht? Wie sollen wir dann noch dahinterkommen, wer …« Sie verstummte schnell wieder, als sie sah, dass der Mönch eine beschwichtigende Handbewegung machte.
»Die Gruppe ist nicht abgereist, sondern nimmt die gebuchten Programme wahr«, erklärte er.
»Obwohl Wilden tot ist?«
»Ja«, sagte der Mönch. »Es handelt sich zwar um eine betriebliche Veranstaltung, aber jeder der Mitarbeiter hat den Aufenthalt hier aus eigener Tasche bezahlen müssen, und da wir bei Stornierungen nichts zurückerstatten …« Er hob bedauernd die Schultern. »Das war nicht unsere Entscheidung, sondern die der Bank. Es ist eine von verschiedenen Bedingungen, die wir akzeptieren mussten.«
»Das heißt, wir können derzeit mit keinem von Wildens Mitarbeitern reden?«, warf Alexandra ein. »Wo sind sie denn?«
»Sie unternehmen eine Wanderung unter der Führung von Bruder Jonas«, ließ der Mönch sie wissen. »Wir erwarten sie nicht vor sechzehn Uhr zurück.«
»Mist«, schimpfte sie. »Dann sitzen wir ja von jetzt an noch gut vier Stunden hier rum, ehe wir tätig werden können.«
Bruder Andreas sah sie bedauernd an. »Tut mir leid, doch ich kann Bruder Jonas auch nicht anrufen und ihn bitten, früher zurückzukehren. Sein Handy ist abgeschaltet. Die Gruppe unternimmt eine ›stille Wanderung‹, bei der nicht gesprochen und nicht telefoniert wird. Die Teilnehmer sollen sich dabei nur auf sich selbst und den Fußmarsch konzentrieren.«
Alexandra verzog missmutig den Mund. »Dann bleibt uns tatsächlich nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass die Leute von ihrem Ausflug zurückkommen.« Sie sah auf die Uhr an der Wand rechts vom Empfang. »Was ist denn dann mit dem Mittagessen?«
Daraufhin senkte der Mönch betreten den Blick und murmelte: »Das fällt heute aus.«
»Weil nicht genug Gäste im Haus sind?«
»Nein, an den Wochenenden bieten wir nur Frühstück und Abendessen an. Dadurch sollen unsere Gäste erfahren, was es heißt zu verzichten. Eine Mahlzeit am Tag ist nur ein kleines Opfer.«
Alexandra nickte. Die Philosophie dahinter war durchaus begrüßenswert, aber davon hatte sie nichts, war sie doch schon um ihr Frühstück gebracht worden.
Kater Brown sah Alexandra und Tobias nach, wie sie gemeinsam das Foyer verließen und sich in den Korridor begaben. Zuvor hatte Alexandra ihn noch einmal ausgiebig gestreichelt. Sie war nett, fand er. Sehr nett. Nur schade, dass es vorhin nicht geklappt hatte, ihr seine andere Entdeckung zu zeigen. Aber Kater Brown war geduldig. Früher oder später würde es ihm schon gelingen, sie zu dem Fund zu führen.
Die Männer, mit denen er sein Reich teilte, nahmen von ihm nie Notiz. Seit Wochen setzte er sich – wenn der Weg dorthin für ihn offen stand – auf immer den gleichen Platz und wartete darauf, dass einem von ihnen auffiel, worauf er sie aufmerksam machen wollte. Aber manche von ihnen sahen ihn gar nicht, andere sprachen ihn an und kraulten ihn ein paar Minuten lang, oder sie gaben ihm sogar eine Kleinigkeit zu essen. Doch das war auch schon alles. Wenn sie dann diese Räume verließen, nahmen sie ihn von dem Platz hoch, auf dem er sich niedergelassen hatte, und trugen ihn nach draußen. Dann schlossen sie die Tür hinter sich und gingen fort.
Nachdem sich auch der Mann hinter der großen Theke in den Raum dahinter zurückgezogen hatte, drehte sich Kater Brown um und schaute zur Eingangstür. Die Sonne schien auf den Platz rings um den Brunnen, und durch die offene Tür wurde angenehm warme Luft in das kühle Foyer getragen.
Kater Brown schlenderte nach draußen. Nach einer Runde über
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