Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Etwas oder der gut aussehende junge Mann an Ihrer Seite?«
»Nein, nein, Tobias Rombach ist mir nur zugelaufen.« Alexandra zwinkerte der Wirtin fröhlich zu. »Wenn sich bis morgen sein Besitzer nicht gemeldet hat, werde ich den Ärmsten wohl ins Heim bringen müssen.«
10. Kapitel
»Immer hereinspaziert!«, sagte Angelika und klebte die Zettel an die Butzenscheiben. »Sie sind etwas zu früh dran. Heute Abend ist Disco-Nacht: ›Die Hits der Siebziger‹, das würde Ihnen bestimmt gefallen.«
»Hits der Siebziger? Die waren ja schon aus der Mode, bevor ich auf die Welt kam«, murmelte Tobias und setzte sich zu Alexandra, die am zweiten Vierertisch Platz nahm. Die beiden hinteren Tische waren besetzt. Die Gäste dort unterhielten sich angeregt und nahmen keine Notiz von den Neuankömmlingen.
»Sind meine beiden Freunde von gestern nicht da?«, erkundigte sich Alexandra, als die Wirtin zu ihnen trat. Kater Brown hatte es sich inzwischen auf einem gut gepolsterten Stuhl neben Alexandra bequem gemacht. »Ich möchte mich doch noch dafür bedanken, dass sie gestern für mich die Straße frei geräumt haben.«
»Die haben Sie leider ganz knapp verpasst«, antwortete Angelika und zwinkerte ihr zu. Sie legte jedem von ihnen eine Speisekarte hin. »Spezialität des Tages ist übrigens Linsensuppe nach Hausfrauenart.«
»Na toll!«, wiederholte Tobias skeptisch. »Das klingt nach ›Konservendose geöffnet, in den Kochtopf gekippt und aufgewärmt‹.«
»Darf ich Ihnen mal einen Tipp geben?«, gab die Wirtin freundlich lächelnd zurück und beugte sich vor. »Verärgern Sie nie einen Menschen, der Ihnen etwas zu essen zubereitet! Es könnte sonst später etwas hineingemischt sein, das Ihnen so gar nicht bekommt.«
Tobias grinste. »Oh, nichts für ungut, ich habe nichts gesagt.« Als er wieder allein mit Alexandra war, raunte er ihr zu: »Ich weiß schon, warum ich einen Bogen um solche … Lokale mache. So was kann mir im Les Lumières nicht widerfahren.«
»Natürlich, der Herr verkehrt nur in den feinsten Etablissements und merkt nicht, dass die hochgelobte Sauce aus dem Tütchen kommt!«
Alexandra nahm die Plastiktüte und holte Bernd Wildens Geldbörse heraus, die sie an Tobias weitergab, während sie die kleine Brieftasche öffnete. »Mach dich lieber nützlich und such nach Hinweisen, die uns zum Mörder führen können! Hm, das sieht nicht sehr vielversprechend aus«, sagte sie und leerte die Brieftasche Stück für Stück auf dem Tisch aus. »Kreditkarte, Kreditkarte, Kreditkarte, Kundenkarte fürs Sonnenstudio, fürs Fitnesscenter. Sogar eine Paybackkarte hatte unser guter Herr Wilden. Ausweis, Führerschein, hundertdreißig Euro in kleinen Scheinen. Ein paar von seinen Visitenkarten.« Alexandra verzog missmutig die Mundwinkel. »Wahrscheinlich hatte er alles Interessante auf seinem Handy gespeichert.«
»Und das ist bisher spurlos verschwunden«, ergänzte Tobias, der auch in Wildens Portemonnaie nicht fündig geworden war. »Der Mann hat zweifellos ein Smartphone besessen, auf dem sich alle Adressen und Termine befinden.«
Sie schnaubte ärgerlich, dann fiel ihr Blick auf die Visitenkarten. »Hey, da ist doch auch Wildens Handynummer drauf. Wir können immerhin versuchen, ihn anzurufen, und feststellen, wer sich meldet.« Sie griff nach ihrem Telefon, das sie auf den Tisch gelegt hatte, und tippte die Nummer ein. Nach ein paar Klingeltönen ertönte eine Ansage, und Alexandra legte das Handy zur Seite. »Wäre ja auch zu schön gewesen! ›Dieser Anschluss ist zurzeit nicht erreichbar, bitte versuchen Sie es später noch einmal.‹ Wildens Telefon ist entweder einfach abgeschaltet oder der Täter hat es mit dem Hammer bearbeitet, damit niemand mehr feststellen kann, was sich an belastenden Informationen darauf befunden hat. Entweder hat der Mörder an alles gedacht oder er hat unverschämtes Glück gehabt. Und damit wissen wir auch nicht, ob diese Tat von langer Hand geplant gewesen war oder ob unser Unbekannter nur eine günstige Gelegenheit genutzt hat.«
»Macht das für unsere Untersuchungen einen Unterschied? Tot ist der Mann so oder so.«
»Ja, aber wenn das alles geplant war, dann liegt der Verdacht nahe, dass der Täter aus Wildens Team kommt. Die Leute kennen ihn, sie wissen, wie sie ihn zu einem bestimmten Zeitpunkt an einen bestimmten Ort locken können …«
»Warte, warte, warte«, ging Tobias dazwischen. »Was könnte denn so interessant gewesen sein, dass Wilden sich mitten in der
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