Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Wenn wir gleich losfahren, kann ich nicht sehen, ob er vielleicht irgendwo unter meinem Wagen sitzt.«
»Ach, komm schon! Der Bursche hat sich bislang so intelligent angestellt, da wird er nicht so dumm sein und sich unter ein anfahrendes Auto setzen. Notfalls kann ich ja auch aufpassen, bis du aus der Lücke gefahren bist.«
Alexandra sah ihn überrascht an. Zum ersten Mal spürte sie so etwas wie Sympathie. Dann kramte sie in ihrer Tasche nach Wildens Porsche-Schlüssel, den Bruder Johannes ihnen ausgehändigt hatte. »Wenn wir schon einmal hier sind, können wir auch gleich einen Blick in Wildens Wagen werfen. Vielleicht finden wir ja irgendetwas, das uns weiterhilft.«
Gesagt, getan. Nachdem sie die Ablagefächer, das Handschuhfach und den Kofferraum des Geländewagens durchsucht hatten, gab Alexandra einen entmutigten Laut von sich. »Fehlanzeige.«
»Mist. Heute Morgen in der allgemeinen Aufregung um Wildens Verschwinden habe ich kurz einen Blick in sein Zimmer werfen können. Es wirkte peinlichst aufgeräumt. Und mir ist nichts Verdächtiges aufgefallen. Vielleicht sollten wir uns nach dem Mittagessen aber trotzdem mal dort nach seinem Laptop umsehen. Mit etwas Glück bringt der uns weiter. Und wenn Wilden wichtige Unterlagen bei sich hatte, hat er die doch bestimmt auch in seinem Zimmer verwahrt …« Tobias drehte sich um und betrachtete das Kloster, das inmitten der grünen Landschaft ein friedliches Bild bot. Nichts deutete darauf hin, dass sich hier ein brutaler Mord abgespielt haben könnte. »Auch Wildens Handy wäre interessant.«
»Sollten wir das nicht besser jetzt erledigen?«, fragte sie. »Nicht, dass der Täter irgendwelche Beweise verschwinden lässt.«
»Ich glaube nicht, dass der Mörder jetzt erst auf die Idee kommt, belastendes Material beiseitezuschaffen. Wenn, dann hat er das gestern gleich nach der Tat erledigt. Und wenn wir davon ausgehen, dass der Täter unter Wildens Mitarbeitern zu suchen ist, haben wir im Augenblick auch nichts zu befürchten. Also ist es egal, ob wir sein Zimmer eine Stunde früher oder später auf den Kopf stellen.«
Alexandra nickte nachdenklich. »Wenn du meinst … Okay, dann fahren wir erst nach Lengenich und essen zu Mittag, danach sehen wir weiter.«
Als sie zu ihrem Wagen gingen, folgte Kater Brown ihnen ganz selbstverständlich. Er sah zu, wie Alexandra die Fahrertür aufschloss, einstieg und sich über den Sitz beugte, um die Beifahrertür zu öffnen. Diesen Moment nutzte er, um mit einem großen Satz auf Alexandras Schoß zu springen.
»He!«, rief sie. »Was soll denn das?« Doch der Kater schien das als Einladung aufzufassen, drehte sich zweimal im Kreis und rollte sich auf Alexandras Oberschenkeln zusammen.
»Nein, nein, das geht nicht«, entschied sie und versuchte, das Tier hochzuheben und aus dem Wagen zu setzen. Aber sofort fuhr der Schlawiner die Krallen aus und bohrte sie in den Stoff ihrer Jeans. »Autsch, hör auf damit!« rief sie, doch Kater Brown dachte gar nicht daran.
»Na, seid ihr zwei ausnahmsweise einmal nicht einer Meinung?«, neckte Tobias sie und schmunzelte.
Alexandra konnte seine Erheiterung im Augenblick nicht teilen und fauchte: »Wie wär’s, wenn du dich mal nützlich machst und ihn mir vom Schoß nimmst?«
Vorsichtig streckte Tobias die Hände nach dem Kater aus. Dann passierte alles ganz schnell: Irgendwie gelang es Kater Brown, sich dem Griff zu entwinden und mit einer Pfote auszuholen. Zack! Auf Tobias’ rechtem Handrücken prangten drei blutende Kratzer.
»Na, das hast du ja fein hingekriegt, Freundchen«, grummelte er und nahm dankbar das Taschentuch an, das Alexandra ihm hinhielt.
»Ich würde dir ja auch ein Pflaster geben oder einen Verband anlegen«, sagte sie, »aber dafür müsste ich aussteigen, und das lässt Kater Brown ganz offenbar nicht zu.«
Tobias winkte ab. »Ist halb so schlimm.« Er beugte sich vor, um Alexandra anzusehen. »Noch einen Versuch, dieses Untier hochzunehmen, unternehme ich nicht. Dein Kater scheint fest entschlossen zu sein, mit dir Auto zu fahren, also gönn ihm das Vergnügen!«
»Erstens ist er nicht mein Kater …«
»Unsinn, so wie ihr euch benehmt, scheint ihr euch gesucht und gefunden zu haben. Also akzeptier es einfach, dass du jetzt einen Kater hast.«
»Er gehört doch ins Kloster. Die Mönche hätten bestimmt etwas dagegen, wenn ich ihn mit nach Hause nehmen wollte. Besonders Bruder Johannes scheint an ihm zu hängen …« Als sie den Kater jedoch
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