Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Nacht zu seinem Wagen bemüht, wo ihm der Täter bereits auflauert?«
»Das kann alles Mögliche sein. Überleg mal, der Mann war unbeliebt, und niemand wollte es sich mit ihm verscherzen. Das könnte den einen oder anderen auf die Idee gebracht haben, einen Kollegen anzuschwärzen, der ihm selbst ein Dorn im Auge ist. Wenn ihn an dem Tag beispielsweise jemand angerufen und ihm gesagt hat: ›Ich habe Informationen über Herrn Soundso, die Sie interessieren dürften‹, dann wird Wilden sicher Feuer und Flamme gewesen sein, mehr darüber zu erfahren. Der angebliche Informant bestellt ihn für den Abend auf den Parkplatz, weil er weiß, dass Wilden auf so eine Information brennt. Dort lauert er ihm auf und schlägt ihn nieder, anschließend ›entsorgt‹ er ihn im Brunnen.«
»Hm, ein solches Szenario ist vorstellbar …« Tobias trank einen Schluck von dem Kaffee, den die Wirtin ihnen inzwischen serviert hatte. »Und vor allem klingt es nach Wilden. Der war mit Sicherheit hinter allem her, was er gegen seine Leute verwenden konnte.«
Alexandra nickte. »Im Hotel hat bis zur Ankunft der Gruppe keiner mit Wilden zu tun gehabt. Er ist den Mönchen natürlich mächtig auf den Geist gegangen – aber plant man deshalb einen Mord? Nein, nein, wenn es eine geplante Tat war, kommen eigentlich nur die Mitarbeiter infrage.«
Tobias wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß, er hat die Geduld dieser Mönche wirklich aufs Äußerste strapaziert. Trotzdem glaube ich nicht, dass es ihm gelungen sein könnte, einen von ihnen so sehr aus der Fassung zu bringen, dass er sich vergisst und ihn umbringt.«
»So richtig kann ich mir das auch nicht vorstellen«, sagte Alexandra. »Schon gar nicht, wenn ich bedenke, was Tina Wittecker über den Verein erzählt hat. Vielleicht hatten die von ihr erwähnten Herren und Damen intern die Nachfolge längst unter sich ausgemacht und haben nun alle zusammengearbeitet, um Bernd Wilden aus dem Weg zu schaffen. Wenn das der Fall sein sollte, haben wir vermutlich überhaupt keine Chance, den Täter zu finden, weil sich die Mitarbeiter gegenseitig ein Alibi geben werden.«
Tobias nickte grimmig.
»Ja, und Polizeiobermeister Pallenberg habe ich auch immer noch irgendwie auf meiner Liste, weil er das Ganze zu schnell als Unfall abgetan hat.« Sie schaute nachdenklich drein. »Natürlich ist es unwahrscheinlich, dass er der Mörder ist, aber mich interessiert, welchen Grund der Gute hat, so eisern wegzusehen.«
»Der Rechtsmediziner wird schon feststellen können, ob man Wilden vor seinem ›Sturz‹ in den Brunnen erst noch eins übergezogen hat.«
»Das Problem ist aber, dass bis dahin einige Tage vergangen sind und es nur die Fotos gibt, die Pallenberg von der Leiche und ihrem Fundort gemacht hat«, erwiderte sie.
»Vielleicht finden wir ja außer den roten Flecken auf den Kieselsteinen und der Blutspur am Brunnen noch etwas, das uns weiterhilft«, meinte Tobias. »Was ist noch in der Tüte?«
»Das Päckchen Kaugummi und die Kondome.«
»Hm, Kondome …«
»Ich weiß, was du überlegst«, sagte Alexandra. »Mit wem wollte er während seines Hotelaufenthaltes denn Sex haben? Aber Tina Wittecker hat uns zwei Kolleginnen genannt, die infrage kommen könnten.« Sie zog den Notizblock aus der Handtasche. »Wo war das denn? Ah, hier. Yasmin Tonger und Regina Drach, seine beiden Sekretärinnen.«
Tobias kratzte sich am Hinterkopf und nickte der Wirtin dankend zu, die ihnen eine Terrine Linsensuppe servierte. Sein überraschter Blick wanderte zu Alexandra, die mit den Schultern zuckte. Sie konnte sich nicht erinnern, die Suppe bestellt zu haben. Wahrscheinlich hatte Tobias’ freche Bemerkung über Dosensuppe an Angelikas Köchinnen-Ehre gekratzt. »Vielleicht haben die Kondome aber auch nur Alibifunktion«, sagte er. Alexandra hob fragend die Augenbrauen.
»Wenn er sie mit sich herumträgt, beweist er sich und allen anderen, die sie zu sehen bekommen, was für ein Schwerenöter er doch ist.« Er hatte gerade den ersten Löffel zum Mund geführt, als er überrascht aufsah. »Hm, die Linsensuppe schmeckt gar nicht so schlecht!« Er wandte sich zur Theke, um der Wirtin ein Lob auszusprechen, als die Tür geöffnet wurde und ein neuer Gast das Lokal betrat.
Der Fremde war elegant gekleidet; der Schnitt seiner blonden Haare wirkte wie eine zweifelhafte Hommage an die Dreißigerjahre. Alexandra empfand auf Anhieb eine heftige Antipathie gegen den Mann.
»Das ist ein Armani-Anzug«, raunte Tobias ihr
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