Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
Hand. Damit dürften Sie doch gute Chancen haben, auf seinen Platz nachzurücken. Immerhin haben Sie ihn aus nächster Nähe erlebt. Sie wissen, worauf es bei seiner Arbeit ankommt, und der Vorstand würde auf so etwas doch großen Wert legen.«
»Da würde ich mir wohl keine Chancen ausrechnen«, entgegnete er. »Allerdings hatte ich bislang auch noch gar keine Gelegenheit, mir über so etwas Gedanken zu machen. Es gibt im Moment Wichtigeres zu erledigen, schließlich muss der Geschäftsbetrieb am Laufen gehalten werden.«
»Wenn Sie in einem Augenblick der Krise so viel Engagement beweisen, können Sie beim Vorstand bestimmt punkten.«
»Worauf wollen Sie hinaus, Frau Berger?«, fragte Assmann.
»Darauf, dass Sie bessere Chancen auf eine Nachfolge haben, als Sie selbst für möglich zu halten scheinen.«
»Unsinn. Ich bin von Herrn Wilden eingestellt worden, nachdem er beim Verband angefangen hatte; ich habe nur ein paar Jahre Erfahrung. Da komme ich gegen die Alteingesessenen doch gar nicht an.«
»Sie haben erst vor ein paar Minuten erklärt, dass für Edwin Groß die Chancen besser stehen als für die ›Alteingesessenen‹, obwohl er erst vor fünf Jahren seine Arbeit aufgenommen hat. Sie selbst sind zwar noch nicht so lange dabei, aber Sie haben Wilden tagtäglich auf Schritt und Tritt begleitet und wissen sogar noch besser als Herr Groß, was zu tun ist.«
Assmann kniff die Augen ein wenig zusammen. »Wollen Sie mir wirklich unterstellen, etwas mit Herrn Wildens Tod zu tun zu haben?«
»Haben Sie etwas damit zu tun?«, fragte Tobias prompt.
»Natürlich nicht! Erstens war ich gestern gar nicht hier …«
»Und wo waren Sie?«, unterbrach Alexandra ihn.
»Zu Hause, den ganzen Tag.«
»Kann das jemand bezeugen?«
»Keine Ahnung, vielleicht ein Nachbar.«
»Ihre Frau nicht?«
»Meine Freundin? «, korrigierte er sie. »Nein, sie ist am Freitagmorgen nach Hamburg gefahren, um das Wochenende bei ihren Eltern und Geschwistern zu verbringen.«
»Also kann niemand belegen, dass Sie nicht schon gestern Abend hergekommen sind«, bemerkte Tobias ungerührt. »Ich meine, von Kaiserslautern hierher ist es keine Weltreise.«
»Ich könnte niemals Herrn Wilden …«, murmelte Assmann entgeistert. Nach einer Weile straffte er die Schultern und sah ruhig von einem zum anderen. »Noch einmal: Ich versichere Ihnen, falls Herr Wilden tatsächlich umgebr … ich habe damit nichts zu tun.« Damit wandte er sich um und stieg in seinen Mercedes.
Alexandra und Tobias sahen dem Wagen nach, der mit durchdrehenden Reifen vom Parkplatz fuhr.
»Der Mann kann von Glück reden, dass er gestern Abend tatsächlich nicht hier war, sonst wäre er mein Tatverdächtiger Nummer eins.«
» Falls er tatsächlich nicht hier war. Allerdings hat er Wilden über alle Maßen vergöttert. Er hätte ihm bestimmt kein Haar krümmen können.«
Tobias kniff nachdenklich die Augen zusammen. »Es sei denn … er wurde von Wilden enttäuscht.«
Alexandra schaute ihn fragend an.
»Du hast doch gerade gesagt, dass er ihn vergöttert hat. Stell dir mal vor, Wilden wäre in irgendeinen Skandal verwickelt gewesen, und Assmann hätte davon erfahren. Es müsste doch für ihn ein regelrechter Schock gewesen sein, zu erfahren, dass sein Idol nicht dieses weit blickende, weise Wesen ist, für das er ihn immer gehalten hat. Vielleicht ein Bestechungsskandal oder irgendetwas anderes, das Assmanns Glauben zutiefst erschüttert hat. Kurt Assmann kommt her, stellt Bernd Wilden zur Rede und tötet ihn, von mir aus im Affekt. Vielleicht weil Wilden die Sache herunterspielt und nicht merkt, dass er nicht länger die Kontrolle über seinen Assistenten hat.«
»Wäre denkbar«, räumte sie ein. »Aber wir müssen aufhören, im Nebel zu stochern. Ich möchte endlich Klarheit über die Todesursache haben und das Handy oder den Laptop finden. Sonst werden wir nicht entscheidend weiterkommen.«
Tobias zuckte mit den Schultern. »Kann schon sein. Doch komm! Gehen wir wieder rein! Ich könnte jetzt zuerst noch eine Portion Suppe verputzen.«
Alexandra lachte. »Ehrlich? Ich bin pappsatt. Aber ich trinke noch was.«
Kater Brown, der nach wie vor auf Alexandras Schulter lag, hob nur kurz den Kopf, als der Wagen mit durchdrehenden Reifen auf die Landstraße einbog. Etliche kleine Kieselsteine wurden hochgewirbelt und prallten klirrend gegen einen Stahltank, der auf einem Traktoranhänger stand. Bei dem Geräusch musste Kater Brown schaudernd an die schrecklichen
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