Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
von ihren anderen Mitschülern am Rand eines kleinen Schwimmbeckens, kicherten und lächelten zu Tobias hinüber.
Alexandra zog ihn am Ohrläppchen mit sich fort.
»Aua«, protestierte Tobias in gespielter Empörung und rieb sich das Ohr.
»Komm, du könntest ja fast der Vater dieser Gänschen sein! Mach dich nicht lächerlich!«
»Wieso lächerlich?«, widersprach Tobias. »Ich scheine doch genau ihr Typ zu sein …«
»Oje!«, sagte Alexandra und grinste. »Dann möchte ich lieber nicht wissen, wie die Mitschüler dieser Grazien aussehen. Immerhin scheint ihre Not groß zu sein, wenn sie einem alten Mann wie dir schöne Augen machen.«
»Also, ehrlich, alter Mann!« Tobias schüttelte den Kopf, dann blitzte es in seinen Augen plötzlich auf. »Kann es sein, dass du nur eifersüchtig bist?«
Angelika spürte, wie ihr eine leichte Röte in die Wangen stieg, und ärgerte sich über sich selbst. »Ich eifersüchtig? Auf diese Hühnchen? So ein Blödsinn! Und jetzt komm, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!«
Tobias begann, fröhlich zu pfeifen – und Alexandra ärgerte sich noch mehr.
Während sich auf dem Platz vor dem zweistöckigen Gebäude die Nachmittagswärme gestaut hatte, war es im Inneren des Hauses angenehm kühl. Im Foyer führte eine breite Treppe nach oben. Die Türen links und rechts davon waren mit Piktogrammen für Damen- und Herrentoiletten gekennzeichnet.
Durch die Eingangstür drang noch die Geräuschkulisse der ausgelassen am Schwimmbecken tobenden Schüler ins Haus, doch dann fiel die Tür hinter Tobias und Alexandra sanft ins Schloss, und sofort umgab sie eine wohltuende Ruhe.
»Hallo?«, rief Alexandra. »Frau Büchel? Sind Sie da?« Als niemand antwortete, ging sie entschlossen auf die Treppe zu. Im ersten Stockwerk kam ihnen eine zierliche Frau um die sechzig entgegen. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte sie freundlich.
»Ja, wir suchen die Leiterin des Schullandheims«, antwortete Alexandra.
»Da sind Sie fündig geworden«, erklärte die Frau und strich sich eine dunkelblonde Haarsträhne aus dem Gesicht. »Gertrud Büchel mein Name.«
»Alexandra Berger, das ist mein Kollege Tobias Rombach. Dürfen wir Ihnen ein paar Fragen stellen? Es geht um die Nacht von gestern auf heute, da hat doch die Party der Abiturienten stattgefunden …«
Über das Gesicht der Frau fiel ein Schatten, und sie reckte entschlossen den Kopf. »Sind Sie von dieser Initiative, die uns die Partys verbieten will? Dann können Sie gleich wieder gehen. Sehen Sie sich doch an, wie weit die nächsten Gebäude entfernt sind, und dann verraten Sie mir, wie die Leute aus dem Dorf ernsthaft behaupten können, dass sie nachts kein Auge zubekommen, weil hier die Musik angeblich so unglaublich laut gespielt wird. Ich gehe bei jeder Party regelmäßig in der Nacht nach draußen, um mich davon zu überzeugen, dass die Lautstärke nicht übertrieben ist, sonst …«
Alexandra und Tobias hatten mehrmals versucht, den Redeschwall der Frau zu stoppen, ehe sie endlich auf ihre Zwischenrufe reagierte. »Frau Büchel, wir gehören zu keiner Initiative, und wir wissen auch nicht, wie laut die Party letzte Nacht war«, versicherte Tobias. »Drüben im Klosterhotel haben wir davon jedenfalls nichts mitbekommen.«
»Ach … wegen der Musik sind Sie also nicht hier?« Sie sah die beiden verdutzt an, dann räusperte sie sich. »Nun, entschuldigen Sie bitte meine Reaktion, aber die Nachbarn schicken uns in regelmäßigen Abständen irgendwelche Leute auf den Hals. Mitarbeiter vom Ordnungsamt, vom Jugendamt, von der Schulbehörde. Völlig unbegründet!« Die Frau schaute zwischen Tobias und Alexandra hin und her. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich weiß nicht, ob Sie schon gehört haben, dass es drüben im Klosterhotel einen Toten gegeben hat …«
»Ja, Herr Pallenberg hat mir am Telefon davon erzählt«, erwiderte die Frau. »So ein schrecklicher Unfall!«
»Ja, genau«, bekräftigte Alexandra und überlegte in aller Eile, wie sie ihre Frage so formulieren konnte, dass die Frau nichts von ihren Vorbehalten gegen den Polizeiobermeister erfuhr. Offenbar stand die Leiterin des Schullandheims in regem Kontakt mit Pallenberg und würde ihm brühwarm von Alexandras Verdacht erzählen. In diesem Fall würde Pallenberg ihnen bei ihren Nachforschungen gewiss Schwierigkeiten bereiten. Aus diesem Grund entschloss sich Alexandra zu einer kleinen Notlüge. »Sehen Sie, der Mann, der tot aufgefunden wurde … wurde bereits
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