Kater Brown und die Klostermorde - Kriminalroman
es um die Fahrtrouten, ihre Mitarbeiterinnen oder die Kunden geht, die mit Essen beliefert werden. Sie weiß beispielsweise, vor welchem Haus die Fahrerinnen vor den Garagen parken können, ohne sich Ärger einzuhandeln. Oder bei welchem Kunden man dreimal klingeln oder zweimal klopfen muss, weil er sonst aus Angst vor Einbrechern die Tür nicht öffnet. Solange sie das alles nur in ihrem Kopf mit sich herumträgt, können wir sie nicht einfach durch eine andere Mitarbeiterin ersetzen. Außerdem war sie gerissen genug, ihre Fahrerinnen dazu anzuhalten, genauso wie sie vorzugehen und sich keine Notizen zu machen. Das ist ein verschworener, hinterhältiger Haufen, sage ich Ihnen! Auf diese Weise hat Tina Wittecker uns in der Hand, schließlich können wir nicht den Mahlzeitendienst für zwei Wochen schließen, um mit komplett neuem Personal wieder an den Start zu gehen. Bis dahin sind all unsere Kunden abgesprungen und zur Konkurrenz gewechselt.«
»Dann hat sie aber nichts von Wildens Tod«, hielt Alexandra dagegen. »Das würde sie beim nächsten Geschäftsführer doch sicher genauso handhaben.«
»Ja, das sehe ich auch so«, stimmte Assmann ihr zu. »Wir können ihr weder mit Abmahnungen noch mit Kündigungsdrohungen beikommen, weil sie weiß, was uns bevorsteht, wenn wir sie tatsächlich vor die Tür setzen würden.«
»Und wer bleibt dann noch übrig?«
»Seine Sekretärinnen, Yasmin Tonger und Regina Drach, außerdem der Personalleiter Karl Leybold«, sagte Assmann. »Leybold können Sie gleich von der Liste streichen, der wird komplett vom Arbeitsamt bezahlt, und das Programm läuft noch drei Jahre. Er kostet uns nichts, und warum sollten wir jemandem eine Kündigung aussprechen, der für uns keinen Kostenfaktor darstellt?«
»Ja, richtig«, sagte Alexandra gedehnt. »Und was ist mit seinen Sekretärinnen?«
Assmann zog die Mundwinkel nach unten und wiegte den Kopf hin und her. »Die beiden sind so ein Thema für sich, jedenfalls was ihre Befähigung angeht. Frau Tonger würde ich eher nicht verdächtigen. Bernd Wildens Tod wird für sie erst recht Probleme mit sich bringen. Sie müssen wissen, ihr mangelt es an so ziemlich allen Fähigkeiten, die eine Sekretärin mitbringen sollte. Herr Wilden hat sie von seiner letzten Anstellung mitgebracht, angeblich haben … hatten die beiden eine Beziehung.«
»War die Sache schon länger vorüber?«, warf Alexandra ein. »Sagen Sie deshalb ›hatten‹?«
»Nein, nein, die Beziehung war immer nur ein Gerücht. Da müssen Sie Frau Tonger schon selbst fragen. Falls Herr Wilden natürlich damit gedroht hat, sich privat von ihr zu trennen, ist davon auszugehen, dass sie über kurz oder lang die Kündigung erhalten hätte.« Kurt Assmann zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hatte er ja doch noch eingesehen, dass sie unfähig ist.«
»Heißt das, er wollte es lange Zeit nicht einsehen?«
»Nun, ich habe ihn bei verschiedenen Gelegenheiten sozusagen durch die Blume darauf hingewiesen, aber er hat nicht darauf reagiert. Und ein paarmal habe ich versucht, Yasmin ins offene Messer laufen zu lassen, indem ich sie nicht an einen wichtigen Termin erinnert habe, obwohl ich wusste, dass sie in ihrer schludrigen Art vergessen hatte, ihn zu notieren. Aber irgendwie ist sie stets in letzter Sekunde mit einem blauen Auge davongekommen. Ob Herr Wilden dabei seine Finger im Spiel hatte, habe ich bis heute nicht herausfinden können.«
»M-hm.« Alexandra musste sich einen bissigen Kommentar verkneifen. »Und Frau Drach?«
»Tja, Regina Drach ist nicht viel besser, was ihre berufliche Qualifikation angeht. Sie ist nach einem Arbeitsbeschaffungsprogramm im Verband hängen geblieben. Bei Frau Drach sieht es genau umgekehrt aus. Frau Tongers Vorgängerin war so effizient, dass sie Frau Drachs Arbeit mehr oder weniger miterledigt hat, weil die beiden sich gut verstanden haben. Aber seit Regina Drach auf Frau Tongers … Fähigkeiten angewiesen ist, wird immer deutlicher, dass sie nur wenig taugt. Frau Drach und Frau Tonger wurschteln sich irgendwie so durch. Nein, auch bei Regina Drach wüsste ich nicht, was sie davon haben sollte, Herrn Wilden zu töten.« Er sah zwischen Alexandra und Tobias hin und her. »Ich glaube, das wären dann alle, die er zu diesem Wochenende mitgenommen hatte.«
Alexandra hielt seinen Blick fest. »Und was ist mit Ihnen?«
»Mit mir?« Täuschte sie sich, oder war Kurt Assmann ein wenig blasser geworden?
»Ja, Sie waren schließlich Wildens rechte
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