Kater Konstantin - drei Bücher in einem Band
Nebenzimmer.
Beinahe hätte Herr Fink jetzt laut geflucht, aber er nahm sich zusammen und kommandierte nur: „Los! Helfen Sie mir, Herr Fliederbusch! Rasch!”
Und die beiden beeilten sich den Bücherstapel wieder aufzubauen.
Ehe sie noch fertig waren, kam der erste Gast. Der staunte nicht schlecht, als er Fink und Fliederbusch auf dem Teppich knien und Bücher einsammeln sah.
„Ich bitte vielmals um Vergebung”, bat Herr Fink und erhob sich, um dem Gast die Hand zu schütteln.
„Mein Name ist Meier, ich schreibe für das Mitteilungsblatt des Kaninchenzüchterverbandes.”
„Ah!”, machte Herr Fink. „Eine sehr interessante Zeitung.”
„Bin ich etwa der Erste?”, fragte Herr Meier, nachdem er sich umgesehen hatte.
„Einer ist immer der Erste”, meinte Fink und lachte höflich.
Dann bat er Herrn Meier, doch gleich tüchtig zuzugreifen.
Und das ließ sich der Gast nicht zweimal sagen. Er schaufelte einen Berg der Köstlichkeiten auf seinen Teller und ließ sich auch ein Glas Wein einschenken.
Inzwischen hatte Fliederbusch die letzten Bücher aufgehoben.
Es wurde zehn.
Laut und vernehmlich schlug die Wanduhr. Gleichzeitig sahen Herr Fink und Herr Fliederbusch auf ihre Armbanduhren.
Wo die anderen Eingeladenen nur blieben?
Zwei Minuten nach zehn läutete das Telefon.
Ein Herr von einer großen Tageszeitung rief an und entschuldigte sich: Er könnte leider, leider nicht kommen. Eine sehr, sehr dringende Sache wäre dazwischengekommen.
„Kann man nichts machen”, meinte Herr Fink.
Gleich danach trafen zwei weitere Zeitungsleute ein: ein Herr Müller vom Vereinsblatt der Schreber-gartenfreunde und ein Herr Huber von der Zeitschrift „Der junge Briefmarkenfreund”.
Auch sie wurden freundlich begrüßt und sogleich bewirtet.
Dann klingelte das Telefon zum zweiten Mal.
Wieder entschuldigte sich ein Herr von einer wichtigen Zeitung, dass er leider, leider nicht kommen könnte, auch ihm war etwas sehr, sehr Wichtiges dazwischengekommen.
„Ein andermal vielleicht”, meinte er.
Kaum hatte Herr Fink den Hörer aufgelegt, läutete das Telefon schon wieder.
Hintereinander riefen jetzt elf Zeitungsleute an, und alle entschuldigten sich, sie könnten – leider, leider – der Einladung doch nicht folgen.
Darüber war es zehn Uhr fünfzehn geworden. Die drei Herren, die bisher erschienen waren, waren gut bei Appetit. Jedenfalls waren sie zu sehr mit Essen und Trinken beschäftigt, um ungeduldig zu werden.
Fink freilich trat unruhig von einem Fuß auf den andern und murmelte immer wieder: „Ich versteh' nicht, warum sie nicht kommen.”
Dann noch einmal das Telefon, ein Herr vom Fernsehen war diesmal dran:
„Es tut uns ja schrecklich Leid, aber wir haben leider, leider viel zu wenig Leute … Nein, es tut mir sehr, sehr Leid, ich kann Ihnen niemand hinschicken. Viel Erfolg jedenfalls!”
Um fünf vor halb elf traf endlich noch ein vierter Gast ein. Schmidt hieß er und kam vom Rundfunk. Er trug ein Tonbandgerät an einem Schulterriemen.
Als er sah, dass nur so wenige Leute da waren, fragte er besorgt: „Komm' ich schon zu spät? Ist am Ende schon alles vorbei?”
Da allerdings konnte ihn Herr Fink beruhigen. Und so begann auch Herr Schmidt vom Rundfunk zu essen und zu trinken.
Der Verleger rechnete im Stillen nach: Vierundvierzig Leute hatte er eingeladen, vier waren gekommen, vierzehn hatten abgesagt. Blieben also sechsundzwanzig Leute, die sich nicht einmal entschuldigt hatten.
Alle großen Tageszeitungen, alle Illustrierten hatten Fink im Stich gelassen.
Auch Fliederbusch war sehr enttäuscht.
„Fangen wir an”, sagte er zu seinem Verleger.
„Es kommt ja doch niemand mehr.”
„Nein, warten wir noch ein bisschen!” Fink schien noch ein wenig Hoffnung zu haben. „Diese Zeitungsleute haben viel zu tun, die kommen fast immer zu spät.” Und wie gebannt schaute er zur Tür hin, aber sie öffnete sich nicht mehr.
„Es ist zum Verzweifeln”, murmelte der Verleger. „Einmal im Leben hat man eine wirkliche Sensation zu bieten und dann kommt niemand.” Er war dem Weinen nahe.
Nach weiteren zehn Warteminuten bat Herr Fink endlich die Herren Meier, Müller, Huber und Schmidt „um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit”. Er hielt ihnen eine kurze Einleitungsrede.
Dann begann Fliederbusch aus dem neuen Buch vorzulesen.
Die vier Herren lachten herzlich, als sie von den Erlebnissen des Katers Konstantin hörten.
Aber heimlich dachten sie: „Warum hat der Verleger von einer
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