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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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und dreißig als Zielgruppe hatten, landeten sie praktisch umgehend im Müll.
    In Philips Abwesenheit schlief ich ohne Ohrstöpsel, blieb, wenn ich Lust dazu hatte, den ganzen Tag im Morgenmantel und löste im Bett Kreuzworträtsel, ohne erklären zu müssen, dass das wichtig für meine kleinen grauen Zellen war.
    Außerdem war es Katharines letztes Schuljahr. Obwohl meine Verleger mich drängten, ein neues Buch zu schreiben, hatte ich beschlossen, alles andere zurückzustellen, um eine letzte Schicht als Vollzeitmutter einzulegen.
    Katharine war eine fleißige Schülerin und entschlossen, ein gutes Abschlusszeugnis zu bekommen. Sie verdiente jede Unterstützung, die sie kriegen konnte, besonders in der berüchtigten letzten Phase vor den Prüfungen. Ich wollte für sie da sein, und das nicht nur als Haushaltshilfe.
    Ein paarmal in der Woche erhielt ich von Katharine eine SMS mit der Bitte, ihr doch irgendein vergessenes Buch oder das Mittagessen in die Schule zu bringen. Nach der Schule wurde sie von einem Becher heißer Schokolade und Jonah empfangen, der sich um ihren Hals wickelte und ihr (in Katzensprache) versicherte, dass sie das alles ganz prima machte.
    Die Dinge begannen schiefzugehen, als Jonah am Morgen nach Philips Abreise wie üblich in aller Frühe an die Schlafzimmertür klopfte. Ich kletterte aus dem Bett und öffnete. Mit einer seiner Angelruten zwischen den Zähnen hüpfte Jonah freudig aufs Bett – nur war da kein Philip. Nicht einmal ein warmes Kissen als Zeichen für seine kurze Abwesenheit, während er in der Küche Tee und Toast zubereitete. Jonah starrte verwirrt auf das kalte, glattgestrichene Kissen. Geknickt ließ er die Angelrute auf die Decke fallen und starrte traurig aus dem Fenster.
    »Alles in Ordnung, Junge«, sagte ich. »Ich spiele mit dir.«
    Jonah kniff verächtlich die Augen zusammen. Was Angelsport anging, war ich eine absolute Niete. Weder schwang ich die Angelrute wild genug noch hoch genug. Ich reagierte zu langsam und machte ihm das Fangen zu leicht. Er hüpfte vom Bett, verschwand durch die Tür und kehrte mit einem Stück rosa Band zurück, das er auf meine Hand legte. Aha, ich gehörte also in die Rosa-Band-Liga, dachte ich, und ließ das Band schnalzen, um das Spiel möglichst aufregend für ihn zu gestalten. Aber mein Mangel an Technik frustrierte ihn. Ich spielte einfach nicht wie ein Mann. Schon bald verzog er sich mit einem enttäuschten Miauen. Seit Ingrid Bergman in Casablanca Humphrey Bogart verlassen hatte, hatte es keine theatralischere Trauerszene mehr gegeben.
    Ein paar Tage später war ich gerade dabei, mit Peter, meinem Fitnesstrainer, im Marquis-de-Sade-Kabinett unvernünftig schwere Gewichte zu stemmen, als ein beißend scharfer Geruch mir die Nasenschleimhaut verätzte. Peter behauptete, er könne nichts riechen.
    Nachdem er gegangen war, sah ich in den Schränken und hinter dem Lüftungsgitter nach, ob sich irgendwo ein totes Tier verbarg. Der stechende Geruch schien von den Fenstern herzukommen, aber ich konnte nichts entdecken. Vielleicht hatte Peter recht und ich bildete es mir nur ein.
    Als Peter am Donnerstag wiederkam, hatte sich der Geruch verschlimmert. Ich fragte ihn erneut, ob er irgendetwas bemerkte. Peter leugnete es noch vehementer. Er schwor, er könne Ü-B-E-R-H-A-U-P-T nichts riechen … kurz gesagt, es musste stinken.
    Wieder allein, suchte ich das Zimmer mit geschlossenen Augen ab. Es ist erstaunlich, wie effektiv die Nasennavigation ist, wenn man erst einmal die Augen geschlossen hat. In der Nähe des Fensters wurde der Geruch stärker, noch stärker in der Nähe des Vorhangs und … er kam direkt vom Vorhang! Ich öffnete die Augen und sah den oberen Teil des Vorhangs mit seinen unschuldigen Falten vor mir. Dann ging ich auf die Knie und hob den auf dem Boden aufliegenden Saum an. Der Gestank wurde so heftig, dass ich zurückzuckte. Mit ausgestrecktem Arm hielt ich den Stoff von mir weg, während ich einen großen, verdächtig gelben Fleck musterte. Er roch nach etwas, das der Teufel als Raumspray benutzen könnte.
    Während ich den Fleck eingehender untersuchte, fiel mir ein, dass ich etwas Ähnliches schon mal gesehen hatte – die Streifen an der Wand in der Waschküche! Ich hatte die Maler gebeten, sie noch einmal zu überstreichen, und gedacht, sie hätten es vergessen, als die Flecken nicht verschwanden. Weil die Maler so nette Kerle waren, hatte ich mich nicht beschweren wollen. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass sie

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