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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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erklärte ich ihr. Danach würde ich in ein Viersternehotel umziehen, sie könne gern mitkommen. Zu meiner Überraschung war sie sehr angetan von der Aussicht, in einem Luxushotel zu wohnen.
    Eines der Dinge, vor denen mir bei einer Reise nach Sri Lanka am meisten graute, waren die Impfungen (da war sie wieder, meine lächerliche Nadelphobie). Ich spielte sogar mit dem Gedanken, ganz darauf zu verzichten. Dann erzählte mir meine Nachbarin Heather von einer Freundin, die vor kurzem mit Typhus und Malaria aus Sri Lanka zurückgekehrt war. Was mich noch mehr beunruhigte als der Gedanke, in Sri Lanka krank zu werden, war die Vorstellung, anderen zur Last zu fallen.
    Ich riss mich also zusammen und ging zu meiner Ärztin. Sie schien verblüfft, als ich ihr erklärte, ich wolle nach Sri Lanka.
    Die Liste empfohlener Impfungen war furchterregend lang. Diphterie und Tetanus, Hepatitis A, Hepatitis B, Polio, Tollwut, Typhus, Schweinegrippe, Varizella (für diejenigen, die keine Windpocken gehabt hatten) und dazu noch Malariatabletten. »Typhus«, »Cholera«, »Malaria« – romantisch klingende Namen, die auf Grabsteinen im gesamten Empire standen.
    Als die Ärztin meinen Gesichtsausdruck bemerkte, meinte sie, vielleicht könnte ich ja auf einige davon verzichten. Den Blick taktvoll auf ihren Rezeptblock gesenkt, fragte sie mich dann, ob es auf dieser Reise zum Austausch von Körperflüssigkeiten kommen könnte. Ich fühlte mich geschmeichelt, aber in einem Kloster? In meinem Alter? Wahrscheinlicher war, dass ich auf den zweihundert Stufen einen Herzinfarkt erlitt.
    Sie überredete mich zu einigen Spritzen und irgendeiner Brause gegen Cholera. Nachdem die Prophylaxemaßnahmen abgehakt waren, fragte ich Lydia, was ich mitbringen sollte. Die Nonnen litten unter rissigen, trockenen Füßen, sagte sie. Sie würden sich über Seife und Kokos-Körperbutter freuen. Süßigkeiten, Stifte und Minitaschenlampen (mit Batterien) für die jungen Mönche. Sie fragte, ob ich ihr für den Hotelpool ihr Trägertop und den Sarong mitbringen könnte. Ich erinnerte mich daran, wie sie nach der Rückkehr aus dem Kloster immer ihre Arme bedeckt gehalten hatte, und schöpfte Hoffnung.
    Was ihren Guru/Lehrer anging, könnte er ein neues Paar Slipper aus Schafsleder gebrauchen, Größe 9, sagte sie und schickte mir ein Foto, an welche Art von Slipper sie dabei dachte. Ich konnte nirgends welche in Rotbraun finden, deshalb ging ich mit Katharine zu einem Schuhmacher, der so etwas nach Maß anfertigte. Als ich ihm die näheren Umstände erklärte, nickte er wissend.
    »Kenn ich«, sagte er. »Ich habe in Asien viele Klöster besucht, bis mir klar wurde, dass der Buddhismus auch nicht anders ist als die griechisch-orthodoxe Kirche, mit der ich aufgewachsen bin. Knien, Kerzen anzünden, Beten. Überall das Gleiche.«
    Er verschwand im Hinterzimmer, um nach rotbraunem Leder zu suchen. Die Farbe war perfekt. Er schlug vor, die Slipper möglichst dunkel zu füttern – »sie gehen ja die meiste Zeit barfuß«. Mönche führten ein entsagungsvolles Leben, sagte er, und mit zunehmendem Alter würde es immer schwerer. Einmal hatte er Schaffellstiefel für einen alten tibetischen Mönch gemacht, der ständig unter kalten Füßen litt.
    »Asiatische Mönche sind auf mentale Härte trainiert«, fuhr er fort. »In Thailand hatte ich mal mit einem zu tun, der mich schlug. Er schrie mich an, ich soll mich auf den Boden legen. Man kann mit ihnen nicht streiten. Sie betrachten die Welt aus ihrem Blickwinkel und damit basta. Sie sind nicht offen für andere Sichtweisen.«
    Ich sagte ihm, welche Größe wir brauchten, und leistete eine Anzahlung.
    »Viele Leute wenden sich vom Buddhismus ab, weil sie erkennen, dass sie nur dasitzen und das Leben beobachten, anstatt es zu leben«, fügte er hinzu. »Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihrer Tochter.«
    Er hatte leicht reden.
    »Die Slipper sind morgen fertig. Möchten Sie meinen Mönch kennenlernen?«, fragte der Schuhmacher, führte uns zu einem Regal ganz vorne in seinem Geschäft und schob eine Reihe von Mokassins im zweiten Fach zur Seite.
    Dahinter lag zusammengerollt eine große getigerte Katze.
    »Sie ist siebzehn Jahre alt und sie weiß alles. Sie sagt mir, wann ich mich beruhigen soll, und sie weiß, wann ich krank bin. Sie spricht die ganze Zeit mit mir. Wenn sie Hunger hat, zwinkert sie mir zu.«
    Gemeinsam bewunderten wir die schlafende Katze eine Weile.
    »Solange ich diese Katze habe, brauche ich keinen

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