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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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dem Flughafen anzusehen. Mit ihrer altertümlichen Bemalung sahen sie aus wie exotische Vögel. In der samtenen Finsternis leuchtete eine hell angestrahlte Buddhastatue. Wir schienen in einem fremdartigen Märchen gelandet zu sein.
    Ich stellte meine Armbanduhr auf drei Uhr morgens und wartete darauf, dass die Türen geöffnet wurden. Da es bis zum Kloster noch vier Stunden Fahrt auf schlechten Straßen waren, hatte ich mit Lydia ausgemacht, dass ich in einem Hotel am Flughafen warten würde, bis sie mich um die Mittagszeit herum abholen kam. Jemand vom Hotel sollte mich in der Ankunftshalle des Flughafens in Empfang nehmen. Ich hoffte, dass der Mann bereits da war und ein Schild mit meinem Namen in die Höhe hielt.
    Als ich die Halle betrat, machte ich mich auf Horden von Händlern gefasst, wie sie mich an Orten wie Bali und Mumbai belagert hatten, aber es war überraschend ruhig. Ich ging an stillen, aufmerksamen Gesichtern vorbei – Familien, Frauen in edelsteinfarbenen Saris – und einer weiteren Buddhastatue. Eine Gruppe Männer hielt einen ganzen Wald von Namensschildern in die Höhe. Meiner war nicht dabei. Das Herz rutschte mir in die Hose.
    Ein großväterlich aussehender Mann mit einem mächtigen weißen Schnurrbart eilte zu meiner Rettung herbei und führte mich aus dem Gebäude. Es war heiß, aber nicht unerträglich schwül. In Erwartung der betörenden Düfte Sri Lankas sog ich tief die Luft ein. Aber alles, was meine Lunge abbekam, war eine Dieselwolke.
    In der Region um Colombo seien die Überschwemmungen nicht so schlimm gewesen, erklärte mir der alte Mann, aber den Osten und Norden des Landes hätte es mit der Wucht eines zweiten Tsunamis getroffen.
    »Sie hatten in Queensland auch furchtbare Überschwemmungen, nicht wahr?«, fragte er sanft.
    Einen Moment lang war ich beschämt. Sicher, die Überschwemmungen in Queensland waren schlimm gewesen, aber nichts im Vergleich zu denen in Sri Lanka. Es war ungemein liebenswürdig von ihm, Mitgefühl für die Menschen in einem Land, dem es viel besser ging als seinem eigenen, zu zeigen.
    »Ja, aber bei uns haben nicht eine Million Menschen ihr Zuhause verloren wie bei Ihnen«, sagte ich.
    Es überraschte mich, dass der alte Mann so gut über unseren Teil der Welt informiert war. In den australischen Medien war kaum etwas über die Katastrophe in Sri Lanka berichtet worden.
    Er winkte ein Auto heran und ein junger Fahrer sprang heraus und lud mein Gepäck ein.
    »Die Hauptstraße ist wegen Bauarbeiten gesperrt«, erklärte mir der alte Mann. »Sie nehmen die Nebenstraßen. Bis zum Hotel sind es ungefähr zehn Minuten. Sie müssen keine Angst haben.«
    Ich habe stets eine Liste mit berühmten letzten Worten im Kopf: »Rote Ampel? Was für eine rote Ampel?« »Es ist nicht geladen.« »Diese Schlange ist nicht giftig.« Als ich in das Auto kletterte, fügte ich einen neuen Eintrag hinzu: »Sie müssen keine Angst haben.«
    In der Dunkelheit war nicht zu sehen, wohin wir fuhren. Wir passierten eine Militärkontrolle, eine weitere Buddhastatue (was religiöse Wegmarken angeht, können die Italiener den Singhalesen nicht das Wasser reichen) und eine breite Straße, die abgesperrt zu sein schien. Vermutlich war das die Hauptstraße, von der der alte Mann gesprochen hatte.
    Wir bogen in eine schmale Straße mit Reklameschildern für Hustenbonbons ab. In der Dunkelheit waren die Hunde und Fahrradfahrer praktisch unsichtbar. Ich fragte mich, wohin sie um diese Zeit alle unterwegs waren.
    Der Wagen bog scharf nach rechts ab, in eine weitere schmale, kurvenreiche Straße ohne Beleuchtung. Wir näherten uns einer Brücke – nicht sehr viel breiter als ein Fußweg und halb zerstört. Der Fahrer bremste, als versuchte er das Risiko einzuschätzen, dann trat er unvermittelt aufs Gas und das Auto machte einen Satz nach vorne. Nachdem wir die Brücke holpernd überquert hatten, warf er einen Blick über die Schulter und lächelte triumphierend. Ich reckte den Hals und blickte auf ein silbernes Band aus Wasser, das sich tief unter uns dahinschlängelte. Offenbar hatten wir eine Schlucht überquert.
    Wie ich da so um halb vier morgens in stockfinsterer Nacht mit einem völlig Fremden in einem unauffälligen Auto durch die engen Straßen von Colombo kurvte, schoss mir unwillkürlich der Gedanke an Entführung durch den Kopf. Falls ich verschleppt wurde und mein Leben bald ein Ende finden würde, gab es nicht viel, worüber ich mich beschweren konnte. Ich hatte ein gutes

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