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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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hervorgerufen hatte, freute ich mich, ihn zu sehen – und ich fühlte mich geehrt, dass er meinetwegen die beschwerliche Fahrt vom Kloster hierher auf sich genommen hatte. Als Nichtbuddhistin und alte Bekannte beugte ich respektvoll den Kopf und hoffte, dass das reichte.
    Dem Lehrer folgten zwei Nonnen und nahmen anmutig die (etwas weniger tiefen) Verbeugungen der Hotelangestellten entgegen. Zu guter Letzt kletterte eine vertraute Gestalt von der Rückbank des Transporters und lief auf mich zu. Mit einem strahlenden Lächeln umarmte mich Lydia und küsste mich auf die Wangen. Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass sie mich nach ihrer Grundschulzeit jemals wieder so liebevoll begrüßt hatte. All der Groll und die Zwistigkeiten der vergangenen Jahre schienen wie weggeblasen. Irgendetwas an ihren Gefühlen mir gegenüber hatte sich verändert.
    Ich erwiderte ihre Umarmung und stellte fest, dass sie noch immer Weiß trug – eine Schülerin, keine Nonne. Und zu meiner Überraschung hatte sie ihre Haare wieder wachsen lassen. Aber natürlich durfte ich daraus keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht hatte sie sich den Eintritt ins Kloster für meinen Besuch aufgespart.
    »Unter den Perlen, die es auf dieser Welt gibt, ist Lydia unser Diamant«, sagte ihr Lehrer und strahlte mich an. Ich war nicht sicher, ob er mir mit dieser Bemerkung schmeicheln wollte. Jedenfalls schwang darin etwas Besitzergreifendes mit.
    Der Transporter und seine Insassen brauchten vor der langen Fahrt zurück ins Kloster ein wenig Erholung und eine Erfrischung. Glücklicherweise waren sie kurz vor Mittag eingetroffen, so dass Lydias Lehrer und die Nonnen etwas essen konnten. Das Hotelpersonal rückte respektvoll Tische zurecht, damit der Mönch und sein Fahrer an einem davon sitzen konnten, während Lydia und die Nonnen zusammen mit mir am anderen saßen. Als Lydia den Kellner auf Singhalesisch ansprach, riss er überrascht die Augen auf und auf seinem Gesicht erschien ein strahlendes Lächeln.
    »Lass dich nicht zu sehr davon beeindrucken«, sagte sie zu mir, als er in die Küche eilte. »Das ist bloß gewöhnliches Alltagssinghalesisch.«
    »Du meinst, so was wie ›Lass mal ’ne ordentliche Portion rüberwachsen‹?«, fragte ich.
    Lydia führte mich zum Büfett und deutete auf einige landestypische Spezialitäten, die köstlich seien, wie sie mir versicherte. Ich war noch nicht lange genug im Land, um mich auf gastronomische Abenteuer einzulassen, die tagelange strikte Bettruhe nach sich zogen, deshalb verzichtete ich zugunsten eines italienischen Nudelgerichts darauf. Beim Essen fragte ich Lydia, ob sich noch andere Leute aus dem Westen im Kloster aufhielten. Sie sagte, nein, wir wären die einzigen.
    Wenig später stiegen der Mönch und seine Entourage unter vielen Verbeugungen und Saumküssen seitens des Hotelpersonals wieder in den Transporter. Er ließ sich auf dem Beifahrersitz nieder, die beiden Nonnen setzten sich in die Mitte und Lydia und ich gingen nach hinten. Keine Sicherheitsgurte. Wir würden uns auf den kleinen Buddha verlassen müssen, der auf dem Rückspiegel thronte, zusammen mit einer Perlenkette, an der ein (christliches?) Kreuz baumelte. Ich schwitzte jetzt schon und blickte hoffnungsvoll zu dem Lüftungsschlitz über uns, aus dem lauwarme Luft drang. Was immer mich erwartete, es war eine Übung in Vertrauen.
    Nach einer gewaltigen Fehlzündung sprang der Motor an. Ich erinnerte mich noch gut genug an die Traktoren aus der Zeit meiner Kindheit, um zu wissen, dass das schabende Geräusch auf ein Problem mit der Kupplung hindeutete. Das Hotelpersonal winkte uns respektvoll nach, als wir keuchend und hustend durch das Tor rollten. Auf einer mit Schlaglöchern übersäten Straße holperten wir an Verkaufsständen mit Kokosnüssen, Bananen, leuchtend bunten aufblasbaren Tieren und (allmählich gewöhnte ich mich daran) Buddhastatuen vorbei.
    Ich fragte Lydia, was es mit den Reihen brandneuer Flugzeugsitze auf sich hatte, die den Straßenrand säumten. Sie sagte, die fände man hier überall. Offenbar gab es eine Steuerbefreiung für Kleintransporter, die ohne Fenster und Sitze importiert wurden. Findige Händler nutzten dieses Schlupfloch und importierten Gefährte wie unseres, schnitten Löcher für die Fenster hinein und bauten Flugzeugsitze ein. Sie deutete auf die zusammengeschusterte Ausstattung unseres Transporters.
    Einige Dorfbewohner verneigten sich, wenn sie die ehrwürdigen Gestalten in unserem Wagen

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