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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Augenscheinlich erleichtert führte uns das Personal hinein.
    Das vornehme Gebäude mit seinem mit hübschen Säulen und Sesseln ausgestatteten Foyer stammte unverkennbar aus einem anderen Jahrhundert. Ich bewunderte die geprägten Blechfliesen an den hohen Decken, als wir die breite Treppe zu einem leeren Speisesaal mit Blick über die Hügellandschaft erklommen. Lydia und ich wurden zu einem Tisch nahe dem Fenster geführt. Mönch und Fahrer wurden an einen Tisch in gehörigem Abstand gesetzt. Langsam gewöhnte ich mich an diese strikte Trennung der Geschlechter. Mehr noch, ich war inzwischen sogar zu der Überzeugung gelangt, dass das geschlechtergetrennte Essen auch bei uns zu Hause so mancher Einladung guttun könnte. Die Kerle könnten sich über Sport unterhalten und die Frauen nach Herzenslust miteinander tratschen.
    Lydia und ich bestellten Wasser und warteten darauf, zum Büfett geführt zu werden. Es hatte sich gezeigt, dass das einheimische Essen sehr viel besser schmeckte und bedenkenloser zu genießen war als die hiesige Interpretation der italienischen Küche. Ich war begeistert von den wunderbaren Aromen und der Vielfalt und den Farben der Gerichte in Sri Lanka.
    Wir bewunderten gerade die alten Fotos aus Kolonialzeiten, als der Fahrer an unseren Tisch trat. Er machte einen beunruhigten Eindruck.
    »Es tut mir leid, aber Ihrem Lehrer ist nicht wohl«, sagte er.
    Wir sahen hinüber zu dem Mönch, der gedankenverloren zum Fenster hinaussah. Allzu große Schmerzen schien er nicht zu haben.
    »Er muss sofort ins Krankenhaus«, fuhr der Fahrer fort. »Vielleicht liegt es am Blutdruck. Er hat die letzte Zeit zu viel gearbeitet.«
    Wir boten unsere Hilfe an, aber der Fahrer versicherte uns, dass wir nichts tun könnten. Der Mönch erhob sich und sagte, vermutlich bestehe keinerlei Anlass zur Sorge. Er sah nicht krank aus, aber ich wusste leider nur allzu gut, dass der äußere Schein täuschen konnte. Rasch verließen Mönch und Fahrer das Restaurant.
    Lydia und ich wechselten einen Blick. Irgendwo im Hochland von Sri Lanka zu stranden, hatte eigentlich nicht auf meinem Reiseplan gestanden. Früher wäre ich als alter Kontrollfreak in einem solchen Fall ausgerastet. Ich hätte herumtelefoniert. Ein Taxi bestellt. Aber wenn mich der Aufenthalt in diesem Land eines gelehrt hatte, dann, mich zu entspannen und die Ereignisse auf mich zukommen zu lassen. Es war ein sehr angenehmes Restaurant.
    »Was meinst du, wie lange werden wir hier warten müssen?«, fragte Lydia lächelnd.
    »Wenn sie ihn im Krankenhaus behalten wollen, kann es eine Zeit dauern«, erwiderte ich. »Vielleicht vergessen sie uns sogar ganz.«
    Es war ein erstaunlich befreiendes Gefühl, nicht zu wissen, was passieren würde. Wir beendeten unsere Mahlzeit und bestellten eine große Kanne Tee. Einem Gang zur Toilette (mit Spülung, toll!) folgte eine weitere Kanne Tee.
    Ein, zwei Stunden später überlegten wir, ob wir uns auf den Weg zu unserem Hotel machen sollten, das unserer Schätzung nach nicht mehr als vier Autostunden entfernt war und durchaus erreichbar schien. Gerade als wir gehen wollten, tauchte ein rotbrauner Schatten an der Tür zum Speisesaal auf und Lydias Lehrer segelte auf uns zu, gütig und heiter wie immer.
    »Mir fehlt überhaupt nichts«, vertraute er uns an.
    Der Fahrer bestätigte die Diagnose des Krankenhausarztes. Nach einer gründlichen Untersuchung sei der Arzt zu dem Schluss gekommen, dass der Mönch kerngesund war.
    »Jetzt fahren wir ohne Umwege zu den Teeplantagen«, erklärte der Mönch.
    »Das können wir Ihnen nicht zumuten«, sagte ich und dachte sehnsüchtig an den Hotel-Swimmingpool. »Sie sollten sich wirklich ausruhen.«
    Davon wollte der Mönch jedoch nichts wissen. Wir stiegen also wieder ins Auto und folgten der Straße, die sich über weitere Hügel immer höher wand, bis zur Mackwoods Tea Plantation, die sich seit mehr als 165 Jahren ihres Tees allerhöchster Güte rühmen konnte.
    Auf dem Parkplatz der Teeplantage begegneten wir das erste Mal Touristen. Mit ihren schwabbeligen weißen Körpern und den teuren Designer-Sonnenbrillen wirkten sie wie Wesen von einem anderen Stern. In Khakishorts, festen Wanderschuhen und Kappen mit Sonnenschutzfaktor 50 entstiegen sie Bussen und Mietautos und drängten sich davor ängstlich in Grüppchen zusammen. Unter anderen Umständen wäre ich genau wie sie gewesen.
    Sie reisten in einer Art kulturellem Unterseeboot herum, erhaschten häppchenweise einen Blick auf

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