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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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hinausging. Wegen der Taubheit konnte es leicht passieren, dass ich mich unwillentlich den Elementen aussetzte und mich erkältete – oder, schlimmer noch, mich vor unschuldigen Passanten entblößte.
    Meine Töchter ermunterten mich, ein bodenlanges silberfarbenes Kleid anzuprobieren. Ärmellos und mit tiefem Ausschnitt, entsprach es eigentlich nicht meinem Stil. Ein Dekolleté! Was für ein Zeichen des Sieges über die Krankheit! Mit einer schwarzen Stola und ein paar Metern Hollywood Tape fühlte ich mich genügend verhüllt … und überraschenderweise fast glamourös.
    Nachdem wir Lydia tagelang durch die Geschäfte geschleift hatten, landeten wir schließlich wieder in der Boutique, in der wir Katharines Kleid gefunden hatten.
    »Da ist dieses eine Kleid …«, sagte Lydia und deutete zögernd auf einen Ständer im vorderen Teil des Ladens.
    »Meinst du das hier?«, fragte ich und zog ein naturfarbenes Leinenkostüm heraus. In seiner Biederkeit wirkte es fast unsichtbar.
    »Nein, das dort«, sagte Lydia und deutete verlegen auf einen bunten Traum aus Seide und Spitze. »Findet ihr die Farben zu kräftig?«
    »Überhaupt nicht«, riefen Katharine und ich unisono. »Probier es doch mal an!«
    Erwartungsvoll standen Katharine und ich vor der Umkleidekabine. Wir hörten das Scheuern von Sohlen auf dem Boden und das Rascheln von Stoff. Lydia brauchte eine Ewigkeit. Katharine bückte sich und sah unter der Tür durch, aber mehr als zwei nackte Füße konnte sie nicht erspähen. Wir fragten durch die Tür, ob die Größe passte. Lydia war sich nicht sicher.
    Als sich die Tür schließlich öffnete, gab sie den Blick auf etwas noch nie Gesehenes frei. Nicht die heilige, gute Lydia, nicht Lydia die Studentin in den Secondhandklamotten. Das war eine neue Lydia, eine faszinierende junge Frau, in leuchtende Farben gehüllt. Mit verführerisch schwingendem Rock trat sie aus der Umkleidekabine. Das schmale Oberteil brachte ihre schlanke Taille zur Geltung. Die dünnen Träger und die schwarze Spitze am, nun ja, eher Brust- als Halsausschnitt betonten den femininen Schnitt des Kleids.
    »Du siehst umwerfend aus!«, rief ich.
    Lydias Lächeln brachte den Laden zum Leuchten.
    »Ich bräuchte noch einen Schal dazu«, sagte sie. »Allerdings ist das Kleid so schon zu teuer.«
    Ich schluckte, als ich einen Blick auf das Preisschildchen warf. Trotzdem, für ein Kleid, das ihre Schönheit betonte und sie wieder zu einer der unseren machte, war ich jeden Preis zu zahlen bereit. Also kauften wir das Kleid und nahmen es mit nach Hause, wo die beiden Mädchen sehr zu Jonahs Freude den Nachmittag damit verbrachten, in der Schublade mit meinem Schmuck zu kramen.
    Ich hatte angeboten, ihnen auch noch Ohrringe und Ketten zu schenken, aber sie bestanden darauf, etwas vom Familienschmuck zu tragen. Katharine wählte eine Kette mit einer Gemme, die von ihrer Großtante Myrtle stammte, eine der vielen Frauen aus unserer Verwandtschaft, die (nach der damals herrschenden Meinung) in jeder Hinsicht auf zu viele Abenteuer aus gewesen war.
    Lydia suchte sich extravagante Ohrhänger aus, die ich in den 1980ern getragen hatte, und dazu Mums Strasskette. Mum hatte diese funkelnde Kette sehr gemocht und in den 1960ern oft zu festlichen Anlässen getragen.
    Die Vorfahrinnen ihrer rebellischen Tochter hätten sich geehrt gefühlt, dass ihre Schätze zu einem solch besonderen Familienfest im 21. Jahrhundert hervorgekramt wurden.
    Jonah entdeckte aufgeregt einen einzelnen Pfauenfeder-Ohrring in den Tiefen der Schublade. Noch aufgeregter wurde er, als Katharine den Ohrring an einem Band befestigte, das er um den Hals tragen konnte.
    Herausgeputzt mit diesem eigens für ihn gefertigten Halsschmuck präsentierte er sich auf dem Küchentisch, was ihm strengstens verboten war, wie er sehr wohl wusste. Er hob eine Vorderpfote und tat so, als sei er völlig versunken darin, sich zu maniküren. Sorgsam leckte er die Zwischenräume zwischen seinen Krallen und sah sich dabei immer wieder verstohlen um, so als warte er auf seine fünf Lieblingswörter: »Jonah, du bist so schön!«
    Ich war mir nicht sicher, ob es eine gute Idee war, seiner Eitelkeit ständig neue Nahrung zu geben, aber in jedem eitlen Wesen steckte für gewöhnlich eine gehörige Portion Unsicherheit. Wenn wir ihm schmeichelten, dann würde er vielleicht irgendwann zu einem selbstbewussten Kater heranwachsen, der es nicht mehr nötig hatte, andere zu beeindrucken.
    So schick Jonah auch aussah, bei

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