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Kater mit Karma

Kater mit Karma

Titel: Kater mit Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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transportierten die Katzen in ein Tierheim, in dem sie gut versorgt wurden und das sich bemühte, ein neues Zuhause für sie zu finden. Um Tiere vor der Hinrichtung zu bewahren, bedurfte es tiefer Überzeugung und ausreichender Mittel. Es war beruhigend, dass Tiere solche Schutzengel wie Vivienne und ihre Freunde hatten.
    Während wir uns unterhielten, kroch Jonah hinter ihr über die Sofalehne und spielte träge mit ihrem Pferdeschwanz. Schon bald wurde das Spiel lebhafter. Er rollte sich auf den Rücken, schnappte sich mit den Vorderpfoten eine rote Strähne und zog sie wie Zahnseide zwischen seinen Zähnen durch.
    Eine Entschuldigung murmelnd, entwirrte ich ihn aus dem Nest, das er sich aus Viviennes Haaren gebaut hatte. Als ich ihn wieder auf den Teppich setzte, bemerkte ich, dass Vivienne mich beobachtete. Ich wartete auf das übliche »Ist der aber niedlich«, aber sie wirkte ernst.
    »Das liegt an der Züchtung«, sagte sie. »Orientalen brauchen ständig Aufmerksamkeit. In welchem Alter haben Sie ihn bekommen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Zwei Monate, vielleicht auch älter. Er war jedenfalls der Größte in der Tierhandlung.«
    »Hm, das würde passen«, sagte Vivienne, als Jonah davonsprang, um seine Krallen am Treppenteppich zu schärfen. »Irgendjemand hatte ihn wahrscheinlich nicht gewollt.«
    »Was meinen Sie damit, nicht gewollt?«, fragte ich an Jonahs statt beleidigt.
    »Wenn er älter als die anderen Katzen war, kann es gut sein, dass ihn schon einmal jemand gekauft hatte. Dann hat er den Leuten womöglich aus irgendeinem Grund nicht gefallen und sie haben ihn zurück in den Laden gebracht. Fällt Ihnen ein Grund ein, warum das jemand getan haben könnte?«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Der Mann in der Tierhandlung sagte, Jonah hätte eine Bindehautentzündung gehabt, und deshalb hätten sie ihn ein wenig länger behalten müssen.«
    »Sie sollten nicht alles glauben, was die Verkäufer in Tierhandlungen sagen«, erklärte Vivienne, und im gleichen Moment schoss laut miauend ein schoko-sahne-brauner Streifen an uns vorbei.
    »Na ja, er ist ein Energiebündel …«, sagte ich, als Jonah auf das Fensterbrett sprang und prompt in einem Knäuel aus Beinen und Pfoten wieder runterfiel. »Aber er ist sehr anhänglich. Und er hat mir nach meiner Brustoperation sehr geholfen, und als ich mein Buch geschrieben habe. Er ist einfach … lustig.«
    »Er ist lustig«, sagte sie und lächelte, als Jonah an den Schnürsenkeln ihrer roten Schuhe zupfte. »Aber er ist auch gestört.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Na ja, da ist zum einen der Pikazismus, dann die Trennungsangst und außerdem scheint er an Zwangsstörungen zu leiden«, sagte Vivienne. »Haben Sie mitgekriegt, wie er mich begrüßen kam, als Sie die Haustür öffneten, und gleich danach zur Treppe gelaufen ist, um am Teppich herumzukratzen?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, sagte ich und dachte, dass ich das letzte Mal unter einem solchen Rechtfertigungsdruck gestanden hatte, als ich in der Elternsprechstunde auf einem zwergengroßen Stuhl saß (»Mein Kind ist kein Störenfried/hat keine Schwierigkeiten beim Lesen/hat keine krakelige Schrift. Das denken Sie nur.«) Keinesfalls würde ich Vivienne von den merkwürdigen Dingen erzählen, die Jonah machte: anderen Leute Hüte und Handschuhe stehlen, Socken und Schlüsselbünde sammeln und sich im Mülleimer im Schrank verstecken.
    »In dieser Familie sind alle ein bisschen verrückt«, fügte ich hinzu. »Da passt Jonah perfekt dazu.«
    Vivienne meinte, einige von Jonahs Problemen könnten daher rühren, dass er sich langweilte. Ich fragte sie, ob sie meinte, wir sollten ihn hinauslassen, aber davon hielt sie überhaupt nichts. Bei Jonahs Schreckhaftigkeit könnte ein Zusammentreffen mit einem Hund, von einem Auto ganz zu schweigen, böse enden.
    Sie fragte, ob der Kratzbaum in der Ecke der einzige war, den wir hatten. Wenn wir nicht wollten, dass er den Treppenteppich ganz vernichtete, dann bräuchten wir noch mehr Kratzbäume, und größere.
    »Ist der nicht groß genug?«, fragte ich besorgt, da das Haus ohnehin schon wie eine Tierhandlung aussah.
    »Schauen Sie doch mal, wie lang Jonah ist«, sagte Vivienne. »Der Kratzbaum ist längst nicht hoch genug, damit er sich richtig daran ausstrecken und kratzen kann. Haben Sie schon mal überlegt, ein Freigehege für ihn anzuschaffen?«
    »Meinen Sie etwa einen Käfig?«, fragte ich noch entgeisterter.
    »Es gibt wirklich schöne Katzengehege«,

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