Kater mit Karma
sagte Vivienne und kritzelte ein paar Telefonnummern auf unseren Küchen-Notizblock. »Schauen Sie doch mal im Internet oder rufen Sie eine dieser Nummern an.«
So kam es, dass Jonah eine Woche vor der Hochzeit zur glücklichsten Katze weit und breit wurde. Eine frische Lieferung von Kratzspielzeug, Bällen und Geduldsspielen und eine Infrarotlampe, die herumwandernde rote Lichtpunkte erzeugte, ließ unser Haus erst recht so aussehen, als führte hier eine Katze das Regiment.
Als der weltgrößte Kratzbaum geliefert wurde, umkreiste ihn Jonah zuerst neugierig, dann begeistert.
Vivienne hatte mit ihrer Einschätzung völlig recht gehabt. Nichts tat er lieber, als sich an dem hohen Kratzbaum auszustrecken oder oben auf der Plattform zu sitzen, von wo aus er wunderbar über unsere Abendmahlzeiten präsidieren konnte. Wenn die Mädchen kochten oder abspülten, schoben sie Jonah auf seinem Baum in die Küche, wo er ihr Tun mit der Autorität eines ägyptischen Sklaventreibers beim Bau einer Pyramide überwachte.
Bald darauf wurde trotz Philips Befürchtung, es könnte zu hässlich sein, in dem Garten hinterm Haus ein aufwendiges Katzengehege errichtet. Durch eine Katzentür in der Waschküche konnte Jonah in einen Turm aus Drahtgeflecht verschwinden und von dort aus durch einen mehrere Meter langen Tunnel über die Schneewittchen-Rosenbüsche hinweg bis zu einem riesigen Turm in der Nähe der Olivenbäume laufen. Dieser zweite Turm war ein großes, mit mehreren Holzsimsen und Katzenhängematten ausgestattetes Gehege. Töpfe mit Katzengras, die Lydia, Katharine und ich unter die Hängematten stellten, verliehen der Luxusunterkunft den letzten Schliff.
Ich war froh, dass meine Mutter nicht mehr unter uns weilte und dieses Katzenkultspektakel nicht miterleben musste.
23.
Freude
Der schönste Moment für eine Mutter ist es, ihr Kind glücklich zu sehen.
Über dem vorhochzeitlichen Grillfest in unserem Garten wölbte sich ein emailleblauer Himmel. Da Jonah nicht aus seinem Gehege herauskonnte, hatten wir sämtliche Terrassentüren geöffnet. Es war ein wunderbarer Abend, allenfalls ein bisschen zu heiß. Es hatte schon so lange nicht mehr geregnet, dass ich mir nicht die Mühe machte, mich für das staubige Rechteck anstelle von Rasen zu entschuldigen.
Unsere Gäste musterten neugierig das neue Katzengehege und seinen hübschen Bewohner, während Philip Berge von Garnelen, Steaks und Designerwürstchen grillte. Die Mädchen schnippelten in der Küche Salatzutaten. Insgeheim war ich stolz auf Lydias Kochkünste. Wie alle guten Köche konnte sie praktisch im Handumdrehen ein Curry oder ein Blech Maracujaplätzchen zaubern. Sie war eine Zauberin am Herd, von einer gewissen Neigung, auf der Arbeitsfläche ein Chaos zu hinterlassen, einmal abgesehen. Aber das war eine zu vernachlässigende Kleinigkeit, wenn man das große Ganze betrachtete.
Es war schön, Mary wiederzusehen, zusammen mit ihrem Mann Barry und den drei erwachsenen Kindern. Unter viel Gelächter trafen Ginny und Rick de Silva, unsere alten Freunde und Nachbarn aus Wellington, ein. Ginny, Rick und ihr Sohn Jason hatten Rob und mir nach Sams Tod viel Kraft gegeben, und sie auf Robs Hochzeit dabeizuhaben gab mir ein Gefühl von Vollständigkeit – und erinnerte mich daran, eine weitere Flasche Champagner aufzumachen.
Steve, der Vater von Rob und Lydia, traf mit seiner Frau Amanda und ihrer gemeinsamen Tochter Hannah ein, und es war schön zu sehen, dass mein Exmann ein neues Glück gefunden hatte. Als ich ihm erneut dafür dankte, dass er während meines Krankenhausaufenthalts Lydias Rückflug nach Australien bezahlt hatte, ging er nicht weiter darauf ein. Wahrscheinlich fand er es unpassend, dieses Thema gerade jetzt anzusprechen.
Rob saß neben seiner hinreißenden Verlobten auf der halbrunden Bank unter dem Baum und sah so glücklich aus. Ich war gerührt, wie viele seiner ehemaligen Schulfreunde zu diesem Anlass Tausende von Kilometern weit gereist waren. Auch die jungen Männer, mit denen Rob nicht lange nach seiner Operation einen Trip ins Outback unternommen hatte, waren gekommen. Die meisten standen inzwischen im Beruf und waren mit liebenswerten Frauen verheiratet. Andrew, seinen ältesten Freund aus dieser Gruppe, hatte sich Rob als Trauzeugen ausgesucht.
Musik, Gelächter, Träume und Erinnerungen. Als sich der Himmel rosa färbte, gab nur ein Lebewesen deutlich zu erkennen, dass ihm das Fest nicht gefiel. Jonah stand auf der obersten Ebene
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