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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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am Keller. Die Temperatur hier glich der im Hausflur, lag vielleicht sogar noch ein wenig darüber. Es lag an dem Muster der Decke. Ein Strich/kein Strich. Und es war keine Decke, sondern eine Plane. Mit klammen Fingern faltete Liebermann sie auseinander und fahndete nach dem Dreiangel. Er saß, wo er ihn erwartete, etwas abseits der Mitte.
    »Nachdenklich?«, fragte Nico, als er neben ihr ins Auto fiel.
    Liebermann starrte durch die Windschutzscheibe auf den alten Bellin, der ein Stück den Bürgersteig hinauf seinen Besen schwang. Er stand wieder auf der Spitze des Ameisenhügels, und sein Zeh stieß direkt an einen Flügel des Mistkäfers. Als Ägypter der 3. Dynastie hätte er das wahrscheinlich für ein günstiges Zeichen gehalten. Aber sicher war er sich nicht. Immerhin war der Skarabäus tot. »Woher stammt die Plane in deinem Keller?«
    Nico schlug den Lenker ein und gab Gas. »Welche Plane?«
    »Die Armeeplane! Auf dem Schlitten!« Das Auto machte einen Satz nach vorn, verschluckte sich und schwieg. Auf dem Rücksitz verstummte das Geschnatter der Mädchen. Nico wandte sich ihm zu.
    »Ich bin nicht schwerhörig, Liebermann. Und ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Ihre Augen waren dunkel geworden. Aber Liebermann bemerkte es kaum.
    »Erinnerst du dich an die Frau, von der du sagtest, dass du sie früher schon hier im Viertel gesehen hättest?«
    »Du meinst, deine rothaarige Schönheit?«
    »Exakt. Wir trafen uns, nachdem sie ihr Cabrio unter meinem Balkon geparkt hatte. Dort stand es mit geöffnetem Verdeck, den ganzen Abend. Es fing an zu regnen. Also bin ich gegen elf noch mal auf die Straße gegangen, um es abzudecken. Rate mal, womit!«
    Nico antwortete nicht. Sie sah auf die im Nachmittagslicht matt schimmernde Straße.
    Es war Zyra, die, vermutlich in der Annahme, es handle sich um ein Ratespiel, antwortete: »Mit der Plane.«
    »Richtig«, sagte Liebermann. »Und einer alten Bootshaut. Am nächsten Morgen war das Cabrio verschwunden. Ich dachte, sie hätte Plane und Bootshaut mitgenommen. Stell dir also mein Erstaunen vor, als ich die Plane wiederfinde. In deinem Keller.« Er presste die Lippen zusammen, bis sie ihm weh taten.
    Nico sah ihn noch immer nicht an, aber sie schüttelte den Kopf. »Man könnte meinen, du wärst ein Bulle.«
    »Wäre es so«, sagte Liebermann, »was würde ein Bulle daraus schließen?«
    »Dass sie die Sachen an den Straßenrand geworfen und jemand anderes die Plane später aufgesammelt hat, zum Beispiel ich. Oder aber, jemand anderes hat das Cabrio weggefahren und die Plane behalten. Vermutlich ich.« Die Farbe war in Nicos Wangen zurückgekehrt. »Ich soll also ein fremdes Cabrio weggefahren haben oder Planen sammeln? Kannst du mir vielleicht erklären, wozu?«
    Liebermann fühlte sich von den Wendungen, die dieser Donnerstag ständig nahm, leicht überfordert. Hinten flüsterten die Mädchen.
    »Du musst zugeben, dass deine Schlussfolgerungen, und ich betone, dass es deine waren, in sich logisch sind. Entschuldige, dass ich dich angebrüllt habe. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, was sie wohl mit meiner Plane gemacht hat.«
    »Du denkst immer noch an sie«, stellte Nico fest.
    »Nun, um sie nach einer knappen Woche vergessen zu haben, müsste ich unter Alzheimer leiden.« Liebermann nahm Nicos Gesicht und drehte es zu sich. Er fand ihre sonst so glatte Stirn von einer senkrechten Falte in zwei Hälften geteilt. »Ich denke an sie, aber nicht mehr 50 .«
    »Und ich weiß nicht, wie die Plane in meinen Keller kommt«, sagte Nico. »Wenn du sie haben willst, nimm sie dir einfach.« Sie ließ den Motor wieder an und fuhr los.
    Der Ausflug in die Eiskarte des Katinkas wurde zu einer, im wahrsten Sinne des Wortes, kühlen Angelegenheit. Und das, obwohl Jürgen sie einlud und jedes Mal, wenn er vorbeikam, auf ihren Tisch klopfte.
    Während sie sich durch Schollen aus Sahne, Eis und Sorbet löffelten, riss sich Liebermann alle paar Minuten aus verworrenen Gedanken. Sein Blick traf Nico, und er merkte, dass sie ebenfalls weit weg war. Nur die Mädchen hatten wie immer und überall ihren Spaß.
    Als er seinen Becher halb geleert hatte, begann Liebermann sich dafür zu hassen, dass er den blinden Spiegel nicht mehr in der Kammer unterbekommen hatte. Er sagte es Nico. Sie lächelte und ging ihm gleich darauf wieder verloren.
    Erst als Nils über das Kopfsteinpflaster der Ossietzkystraße auf das Katinka zugerattert kam, schraken sie auf. Der Anhänger sprang wie ein

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