Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
hast gesagt, dass du am Freitagabend, vor deiner Fahrt mit dem Vierrädrigen, durchs Viertel gelaufen bist«, sagte Serrano.
»Erinnere mich bloß nicht daran!«
»Aber du, erinnere du dich. Besonders an den Block von Maja und ... Aurelia. Ich suche eine Frau.«
»Ein Weibchen?«
»Nein, eine Frau. Ziegelrotes Kopffell und ein Gang wie ein Storch. Ich füge noch hinzu, dass sie ziemlich spitze Schuhe hatte. Ich hab sie zu spüren bekommen.«
»Du suchst einen Menschen?«, fragte Streuner so baff, dass er vergaß, seine Grille weiter auseinanderzupflücken.
»So ist es. Und frag mich nicht, warum!«
Streuners Blick blieb skeptisch. »Du wirst deine Gründe haben, nehme ich an.«
Serrano verzog nur das Maul.
»Sagst du es mir später?«
»Vielleicht. Kommt drauf an, was dir einfällt.«
»Hm, mal sehen«, meinte Streuner gedehnt. »Viel passiert seitdem. Aber das mit dem Kopffell könnte hinkommen.«
»Rot.«
»Schon klar, schon klar ... Storch, weiß ich nicht, aber Schuhe und Kopffell, ja.«
»Wo?«
»Als ich von Maja kam. Sie hat mich nicht reingelassen, weil sie gerade dabei war ...«
»Lass das aus!«
»Willst du die Geschichte nun hören oder nicht!«
»Nein. Ich will wissen, wo du die Frau getroffen hast. Also, vor dem Laden?«
»Hm.«
»In welche Richtung war sie unterwegs?«
»Keine Ahnung«, sagte Streuner verwirrt.
»Mach die Augen zu und guck!«, befahl Serrano. »Und dann sag mir, in welche Richtung ihr Kopffell gezeigt hat.«
Streuner sah traurig auf seine Delikatesse.
»Augen zu!«
Seufzend schloss Streuner die Augen. Er schwieg eine ganze Weile.
»Zur Straße«, sagte er endlich.
Serrano atmete auf. »Gut.«
»Also war sie unterwegs zu Aurelia?«, fragte Streuner gespannt.
»Zumindest in ihre Richtung.«
Fragen. Liebermann hielt sie in einem kleinen Kästchen in seinem Kopf gefangen, bis er das Licht in Miris Zimmer gelöscht hatte. Dann hängte er einen neuen Zettel an die Pinnwand und ging auf den Balkon.
Gegenüber stand eine zierliche Frau, die sich wie er die Abendzigarette anzündete. Anders als er ließ Nico ihr brennendes Streichholz durch die Luft segeln, bis es in den Baumkronen verglomm.
»Was machst du gerade?«, rief sie herüber.
»Lesen.«
»Weißt du schon, wer der Mörder ist?«
»Noch nicht. Was macht dein Fenster?«
Vielleicht hatte sie ihn nicht gehört.
»Wenn’s so weit ist, sag mir Bescheid!«, rief sie und verschwand in ihrer Wohnung. Sie konnte kaum drei Züge genommen haben.
Liebermann behielt ihr Wohnzimmer im Auge, bis er aufgeraucht hatte, dann kehrte er in sein eigenes zurück, schmiss sich auf den Drehstuhl am Schreibtisch und stieß sich mit der Fußspitze ab. Viermal kam er an der Pinnwand vorbei, ehe der Stuhl stehen blieb. Liebermann stand auf, um nach den Biervorräten in der Küche zu sehen. Es gab keine.
Als er sich missmutig ein Glas Milch eingoss, fielen ihm Theklas Weinvorräte im Keller ein. Auf der Stelle beförderte er die Milch in den Kühlschrank. Thekla würde es überleben, wenn er eine der Flaschen später durch eine neue ersetzte.
Als er unten ankam, stellte er fest, dass er nach seinem letzten Kellerbesuch vergessen hatte abzuschließen. Umso besser. Er drückte die Tür auf und tastete nach dem Lichtschalter. Wenn er sich richtig erinnerte, lagen die Flaschen im letzten Regal rechts.
Ja, da waren sie. Liebermann griff nach der erstbesten, stand auf und ließ sie fallen. Sie traf zum Glück erst seine Füße, bevor sie über den Betonboden zu der morschen, aber säuberlich zusammengelegten Faltboothaut unter dem Fenster rollte.
Als er zitternd wieder oben anlangte, hockte Serrano vor seiner Tür. Ohne sich groß zu wundern, ließ Liebermann ihn ein und stürzte in die Küche, um einen Korkenzieher zu suchen.
Serrano durchstreifte derweil immer an der Wand entlang die Wohnung, mit Ausnahme von Miris Zimmer. Zuletzt schloss er sich Liebermann auf dem Weg zum Balkon an.
»Dort drüben wohnt sie«, sagte Liebermann und zeigte ihm die roten Vorhänge.
»Und da unten habe ich die andere getroffen. Meine Aurelia.« Serrano, der gerade die Balkonkästen inspizierte, blieb stehen, und wiederum fragte Liebermann sich, ob der Kater vielleicht doch mehr verstand, als er ahnte. Was morgen, wenn der Bericht der Gerichtsmedizinerin eintraf, einiges erleichtern würde. Er steckte sich eine Zigarette an. Als er den ersten Rauch ausstieß, wandte Serrano sich ab und knurrte.
»Du vermisst deinen Alten, was?«, sagte
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