Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
übermütiger Esel hinter ihm her.
Auch er klopfte auf den Tisch. »Ich geh gleich wieder«, sagte er in Liebermanns Richtung. »Nur ein Hallo.«
»Hallo«, sagte Nico. »Gut, dass du kommst. Einer meiner Fenstergriffe im Schlafzimmer ist abgebrochen.«
Liebermann fragte sich, wann das wohl passiert war. Am Morgen waren noch alle dran gewesen. Nils grinste schief. »Für Schäden, die durch unsachgemäße Behandlung der Mieter entstanden sind, bin ich nicht zuständig. Dafür gibt es Handwerker.«
Liebermann räusperte sich. »Ich könnte mir das Fenster ...«
»Was verlangst du als Handwerker für die Reparatur eines Fenstergriffs?«
Nils’ Grinsen wurde symmetrisch. »Ich müsste ihn mir ansehen.«
»Mehr will ich auch gar nicht. Heute Abend?«
Umständlich zog Nils einen Terminkalender hervor. »Jupp«, sagte er, zwinkerte den Mädchen zu und verschwand mit federndem Schritt hinter der Bar.
Mit Liebermanns Appetit war es endgültig vorbei. »Klär mich auf!«
»Worüber?«
»Nils und dich.«
»Nils ist unser Freund«, sagte Zyra und stieß Miri an, die mit vollem Mund »Freund« murmelte.
»Da hast du’s«, sagte Nico.
»Mehr nicht?«
Sie rammte den Löffel bis zum Anschlag in ihren Eisbecher, schob ihn von sich und kniff die Augen zusammen. »Was soll das? Gib mir einen Grund, warum ich dir über Nils und mich Rechenschaft schulde!«
»Klarheit«, sagte Liebermann.
»Klarheit?« Nicos Locken bewegten sich leise, als sie den Kopf schüttelte. »Es war wunderschön. Mach es nicht kaputt, indem du dich wie ein peinlicher Ehemann aufführst.«
Sachlich die Verabschiedung eine halbe Stunde später.
»Denk an die Generalprobe morgen!«
»Ja.« Die Tür vom Aufgang neben Nicos öffnete sich, und ein Mann trat heraus, in dem Liebermann mit einiger Mühe den Straßensänger aus Tante Lehmanns Laden erkannte. Auf dem Rücken trug Reiner seine Gitarre. »Liedchen gefällig?«
Nico sah zur Seite. »Heute nicht.«
»Dann morgen«, trällerte Reiner. »Umsonst für euch Turteltäubchen, denn vor euch steht ein neuer Mensch. Hinter der Tür dort lebt ein Mitglied meiner neuen Band. Ich schreibe mich sogar neu. Mit >y<.«
»Das ist schön«, sagte Nico, und Liebermann murmelte: »Freut mich«, wobei er bedauerte, dass ein einmal weggesoffener Verstand nie wiederkehrte.
Nicos Lippen huschten über seine Wange. »Mach’s gut.«
»Du auch.«
Die Wanne stand an ihrem Platz, als Serrano in den Hof kam. Gut. Aber sie hatten sogar die Blumen und die Erde beseitigt. Für einen Unwissenden sah der Hof aus wie immer.
Serrano hatte sich nur vergewissern wollen. Den Rest würden sie dort erledigen, wo der Fremde Aurelia hingebracht hatte. Er würde es ihm irgendwie mitteilen. Er würde es irgendwie verstehen. Und vielleicht auch irgendwann das Warum.
Serrano verließ den Hof in der Absicht, nicht wiederzukommen. Bismarck war tot, Aurelia war tot, um ihn herum starb es sich und wurde geboren, wie je. Nur dass es ihn bisher nie gekümmert hatte. Hör auf zu jammern!
»Wenn du nicht mehr fauchen kannst, mach wenigstens einen Buckel«, hatte Bismarck in seiner Jugend mal zu ihm gesagt. Was ungefähr so viel bedeutete wie: Auch ein verwundeter Offizier kann seinen Dienst noch versehen.
Eingedenk des Rates des Alten, krümmte Serrano den Rücken. Dann machte er sich auf den Weg. Wie von selbst schlugen seine Beine die Richtung der alten Imkerei am Park ein.
Streuner lag auf den Stufen seines Wagens und rollte etwas zwischen den Pfoten, das wie ein zerfledderter Zigarrenstummel aussah. Ab und zu warf er es in die Luft und fing es mit dem Maul. Bei einer dieser Gelegenheiten löste sich aus dem Stummel ein Bein. Serrano folgte dem Spiel eine Weile. Dann fragte er: »Was ist das?«
»Maulwurfsgrille. Wenn man sie zu behandeln weiß, fast so gut wie Schnecken. Aber die hier ist noch nicht mürbe.«
»Aha.«
»Ein Geschenk von Sven. Und, hast du was herausgepickt?«
»Ich glaube, ja.«
»Geht’s dir jetzt besser? Maja meint, du wärst ziemlich fertig gewesen wegen der Sache mit Aurelia ... He, alles in Ordnung?«
»Was?«
»Alles in Ordnung?«
»Ja.« Serrano wartete, bis sein Fell sich wieder gelegt hatte. »Ich habe eine Frage.«
»Schieß los!« Streuner legte die Maulwurfsgrille vor sich aufs Holz und betrachtete sie. »Die ist hinüber, oder?«
»Sieht so aus.«
Mit zwei raschen Bewegungen riss Streuner der Grille die Flügel aus. Sie zuckte. Streuner biss ihr den Kopf ab, und sie hörte auf.
»Du
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