Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
Olbinghaus Berlich umbringen?«, fragte Marion und ließ sich auf Uwes Stuhl fallen. »Die Liaison mit seiner Frau war doch zu Ende.«
»Aber Berlich hat seine Ehe ruiniert und ihn aufs schimpflichste gedemütigt.«
»Na ja«, machte sie zweifelnd. »Mal angenommen, er war’s: Warum dann in Potsdam? Hier in Berlin kennt er sich aus, es gibt Hochhäuser, U-Bahnhöfe und jede Menge schwere Gegenstände, die man sich auf den Kopf hauen kann. Warum soll er dazu extra nach Potsdam fahren?«
»Weil für Potsdam andere Leute zuständig sind«, sagte Liebermann. »Die bei null anfangen. Wärst du nicht unter ihnen aufgetaucht, wären sie vermutlich erst mal bei Berlichs Frau vorstellig geworden, dann hätten sie mit den Besoffenen aus der Strandbar weitergemacht und als Nächstes Selma aufgestöbert, an der sie hängengeblieben wären. Bis wir auf der Bildfläche erschienen wären, hätten Tage, vielleicht Wochen ins Land ziehen können. Genug Zeit, sich mit einem stabilen Alibi zu versorgen, vermutlich über den Sammler Anton Seeland.«
An Marions Ohren klimperten leise die Duplikate von Estrellas Ohrringen.
»Ich Idiot!«, sagte sie leise.
Liebermann lächelte ihr zu. »Die Ehre dieses Titels gebührt wohl eher mir. Du dagegen -«
Er fand es ein wenig unhöflich, dass Marion mitten im Satz aufstand.
»Du kannst meinen Kaffee trinken.« Sprach’s, und stürmte aus dem Büro.
Während Liebermann unmutig Marions Kaffee schlürfte, ging er ihre und seine Argumente hinsichtlich des Galeristen noch einmal durch und fand an beiden etwas, aber an keinem etwas Richtiges. An ihrem Einwand in Bezug auf Olbinghaus jedoch war etwas dran. Es passte nicht zu einem verhinderten Feldwebel wie ihm, seine Flanken ungeschützt zu lassen, wenn er in die Schlacht zog. Außerdem war es schon ein merkwürdiger Zufall, dass Selma ihm den Hauptteil der schmutzigen Arbeit abgenommen hatte. Er stockte.
Es sei denn ... sie hatten sie zusammen geplant! Berlich hatte sich von einem Schatten verfolgt geglaubt. Mist, warum hatte er nicht früher daran gedacht? Olbinghaus bereitete mit Selma eine Ausstellung vor, von der Selma nun ganz allein profitieren würde, abgesehen von den Prozenten, die an den Galeristen gingen. Darüber hinaus hatten beide ein starkes persönliches Motiv. Und den Dreck teilten sie sich, wobei die kleine Selma den meisten abgekriegt hatte. Weshalb sie, genau genommen, einen Unsicherheitsfaktor für Olbinghaus darstellte. Liebermann überlegte, ob er Uwe sofort ins Büro beordern sollte, entschied sich aber dagegen. Die Sache hatte Zeit bis zu Selmas Vernissage. Keine Ausstellungseröffnung ohne Künstlerin, so gut kannte er Olbinghaus inzwischen. Und schon waren seine Gedanken woanders.
War Nils Nicos Liebhaber gewesen, bevor er aufgetaucht war? Nein, Abbruch! Überlegungen wie diese bereiteten ihm nur Bierdurst. Heute Abend aber musste er bei klarem Verstand sein.
Liebermann stand auf und pflanzte sich breitbeinig in die Mitte des Büros.
»Halt!«, sagte er. »Hier endet unser Weg. Ich muss dich erschießen, Befehl von oben.« Er hob seine Flinte und zielte. Ziemlich genau auf das Herz von Kommissar Uwe Schüler.
Uwe machte einen erschrockenen Satz zurück. »Was machst du hier?«
Liebermann ließ das Gewehr sinken. »Ich übe.«
»Und wofür?«, fragte Uwe besorgt.
»Das Pfingststück im Kindergarten. Wir haben nachher Generalprobe.«
»Aha. Und du spielst den Bullen?«
»Den Jäger«, klärte Liebermann ihn auf. Und wo er schon mal dabei war, auch gleich über alles andere.
»Die kleine Malerin und Olbinghaus?«, fragte Uwe, während er hintereinander drei Fächer ihres Geschirrschränkchens aufzog. »Ich weiß nicht. Ich finde das ein bisschen zu viel des Guten.«
»Aber möglich.«
»Wir können nichts beweisen.«
»Doch, den Teil der Arbeit, den Selma geleistet hat. Und es passt. Nur das vernachlässigte Alibi bereitet mir Probleme. Und Selmas Nachgiebigkeit. Warten wir, bis die Potsdamer KTU-Ergebnisse eintrudeln.«
»Es ist keine saubere Tasse mehr da«, sagte Uwe verdrossen.
»Nimm Marions.«
Uwe sah ihn argwöhnisch an, dann nahm er schweigend die angebotene Tasse, etwas, das Liebermann nie für möglich gehalten hätte.
»Die letzte Benutzerin dieser Tasse erwähnte, du wärst in unserem kleinen Versteck unterwegs?«
»Hm«, brummte Uwe, während er versuchte, die Tasse mit einem Papiertaschentuch in einen halbwegs hygienischen Zustand zu versetzen.
»Und?«
»Da sieht es aus wie in der
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