Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
würde ich tippen. Dann wandern die Bilder weiter zu Lambert. Da sie nun privat angeboten werden, erscheint der Name der Galerie nicht unter den Bildern im Katalog. Es gab zu viel schlechte Presse in den letzten Jahren in Bezug auf die Übervorteilung junger Künstler, deren Werke zu horrenden Preisen versteigert werden, ohne dass sie je einen Cent davon sehen. Besser, man bietet kein Futter. Und nun kommt Stefan Berlich, der über all diese Dinge bestens informiert ist. Wir könnten uns jetzt fragen, wie er spitzgekriegt hat, dass Sie hinter der >Berliner Privatsammlung< stecken. Die Antwort würde vermutlich lauten: über Ihre Frau. Man plaudert ja so allerhand unter der Bettdecke.« Um Olbinghaus’ gepolsterte Schläfen sammelte sich das Blut.
»Haben Sie für dieses Hirngespinst irgendeinen Beweis?«
»Ach, ein Beweis.« Liebermann winkte ab und wandte sich an die junge Haushälterin, die sich verschüchtert gegen den Rahmen der Hintertür drückte.
»Lesja ist ein ukrainischer Name, nicht? Wären Sie so freundlich, mir Ihren Ausweis zu zeigen? Ich möchte nur sehen, wo Sie derzeit gemeldet sind.« Lesja sah flehend auf den Sammler. Anton Seeland berappelte sich daraufhin und trat einen mutigen Schritt vor.
»Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie die Aufenthaltsgenehmigung hat. Wir werden heiraten, sobald sie geschieden ist.«
»Herzlichen Glückwunsch. Aber bis dahin lebt Lesja als Haushälterin unauffällig unter dem Dach Ihres Chefs. Warum auch nicht, schließlich sind Sie ja so etwas wie Geschäftspartner. Und damit zurück zu meiner Frage.« Liebermann fuhr sich über die Augen. Das Spiel begann ihn zu ermüden.
»Ich kann Sie alle, wie Sie hier stehen, einzeln vorladen lassen, aber in Anbetracht der bevorstehenden Ausstellungseröffnung denke ich mir, dass Ihr Interesse daran sich in Grenzen hält. Ganz abgesehen davon, dass es besonders für Sie«, er blickte Olbinghaus scharf an, »einen gewaltigen Unterschied macht, ob und wie Sie mit uns Zusammenarbeiten. Sie haben kein Alibi für den letzten Mittwoch! Dafür aber ein Motiv. Und es gibt darüber hinaus bis jetzt keinen Hinweis darauf, dass jemand anderes als Sie Ihre Frau von der Bildfläche gezaubert hat.«
Olbinghaus richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Doch bevor er den Mund öffnen konnte, sagte Anton Seeland: »Was ist so schlimm daran, Hans.«
»Wohlgesprochen«, sagte Liebermann und spähte auf seine Uhr. Er konnte Miri heute nicht allzu lange Nico überlassen. Und er musste seinen Text noch mal durchgehen.
Olbinghaus starrte an ihm vorbei. »Vierzig Prozent«, knurrte er. »Ich hab mich immer gefragt, wie er an Anton geraten ist. Auktionshäuser geben normalerweise keine Namen heraus.«
»Wie gesagt. Ihre Frau.«
Olbinghaus’ Gesicht wurde ausdruckslos.
»Wie haben Sie auf seinen Vorschlag der Gewinnbeteiligung reagiert?«
»Wie wohl. Er konnte froh sein, dass ich seine Mädchen überhaupt angenommen habe!«
»Gut, andersherum: Wie hat Berlich auf die Ablehnung reagiert?«
Die Augen des Alten folgten einem Auto, das an der Galerie vorbeifuhr.
»Er hat mit einem Artikel gedroht.«
Stattdessen hatte Charlotte Olbinghaus einen Artikel über Berlich geschrieben.
»Sind Sie auf die Erpressung eingegangen?«
Olbinghaus drehte sich mit einem Ruck um. »Um diesen Blutegel für den Rest meines Lebens am Bein zu haben?«
»Aber Selma gegenüber gab Berlich sich sehr zuversichtlich, was das Auktionsgeschäft anging.«
»Ich habe mir Bedenkzeit ausgebeten«, sagte Olbinghaus gepresst. »Um die Konsequenzen eines solchen Artikels zu überdenken, Rücksprache zu halten.«
»Mit wem?«
»Anton und meiner Frau.«
Liebermann spannte sich. »Sie haben mit Ihrer Frau über die Erpressung gesprochen?«
»Natürlich!« Plötzlich flog ein Schatten über das Gesicht des Alten. Er öffnete die Hände und ballte sie wieder. Er sah Anton Seeland an, in dessen Blick sich fragendes Staunen spiegelte. Mit wenigen Schritten erreichte Olbinghaus einen seiner unbequemen Stühle und ließ sich darauf fallen.
»Charlotte hat mit ihm unter einer Decke gesteckt!«, krächzte er.
Liebermann setzte sich ihm gegenüber.
»Wann, sagten Sie, hat dieses Gespräch zwischen Ihnen stattgefunden?«
Olbinghaus zog die Stirn in Falten.
»Dienstag vor drei Wochen«, kam Anton Seeland ihm zu Hilfe.
»Hans hat uns beide gleichzeitig über Berlichs Angebot informiert.«
»Dem Tag vor dem geplatzten Interviewtermin?«
»Ich glaube. Ja«, sagte der Alte
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