Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
beiden Tage würde ja wohl niemand im Ernst eine verwertbare Antwort von ihr erwarten. Susanne Berlich hörte ihm mit unbewegtem Gesicht eine Weile zu, dann winkte sie ab.
Sie war müde. Und Uwe hatte recht geschockt.
Marion, die ebenfalls müde war und noch dazu zerknirscht vom jüngsten Vortrag ihrer Mutter über den Unterschied zwischen Großmüttern und Au-pair-Mädchen, nahm ihr den Einstieg ab, indem sie schlicht erzählte, wie sie mit einiger Verspätung darauf gekommen war.
»Durch den Zettel mit meiner Telefonnummer. Ihr Mann hat ihn in seine Jacketttasche gesteckt. Und doch haben Sie mich am nächsten Morgen angerufen. Es war mein Fehler, dass ich nicht sofort geschaltet habe. Denn als ich am Mittwochabend noch mal in seinem Zimmer war, lag dort nirgendwo der Zettel. Und er kann auch nicht mehr dorthin gekommen sein, denn Ihr Mann war schon unterwegs. Und zwar im selben Jackett, das er beim Abendbrot getragen hatte. Es gab also nur einen, der den Zettel mit der Nummer genommen haben konnte, entweder aus seinem Zimmer, bevor ich zurückkam, was unwahrscheinlich ist, oder direkt nach seinem Tod aus der Jacketttasche. Mir ist nur nicht klar, warum Sie mich angerufen haben, um Ihren Mann vermisst zu melden. Für Sie war ich eine harmlose Kunstliebhaberin und nicht die Polizei.«
»Darauf antworten Sie nicht«, sagte der Anwalt. »Das ist eine Fangfrage, die darauf abzielt, Ihnen hintenherum eine Zustimmung des ganzen Kauderwelschs abzuringen.«
Und Susanne Berlich sagte: »Ich musste mit irgendjemandem reden. Sonst wäre ich wahnsinnig geworden. Und Sie waren nett.« Sie lächelte matt. »Nicht Ihr, sondern mein Fehler. Man sollte nicht alles glauben, was einem die Leute sagen.«
»Nein«, pflichtete Marion ihr leicht verlegen bei.
Es war deutlich, dass Susanne Berlich immer noch das Bedürfnis hatte, mit jemandem zu reden, umso mehr nach zwei Tagen, die sie wie mit einer üblen Verstopfung herumgesessen hatte, von der es keine Erlösung gab. Ihr Anwalt formulierte ein paar Silben, dann gab er es auf und hörte mit steinerner Miene und sporadischen Blicken auf die Uhr zu.
Nachdem ihr Mann überstürzt zu seinem »Absacker« aufgebrochen war, hatte Susanne Berlich gewartet, bis die Kinder schliefen, die Katze gefüttert und war ihm gefolgt. Etwas später als beabsichtigt, wegen Marions Rückkehr. Aber das war nicht schlimm, sie wusste, wohin sie gehen würde. Die Journalistin, von der sie angerufen worden war, hatte ihr bereits von Stefans Büro erzählt.
Es gab eine kurze Unterbrechung, als Marion erwähnte, wer die Journalistin war. Sie hatte sich nur mit dem Namen ihrer Zeitschrift vorgestellt und behauptet, zwecks eines Porträts mit Stefan in seinem Havelbüro verabredet zu sein, ihn aber nicht angetroffen zu haben. Als Susanne sich ungläubig gezeigt hatte, hatte sie die Adresse genannt. Und dann, wie nebenher, ein paar Bemerkungen über junge Malerinnen fallenlassen, mit denen er sich dort bekanntermaßen traf.
»Bekanntermaßen«, sagte Susanne Berlich tonlos. Sie hatte Stefan danach gefragt, und er hatte sie ausgelacht. »Schmuddelpresse.« Sie hatte ihm geglaubt. Aber etwas bleibt immer hängen.
Ja, sie hatte die Nixe im Garten gesehen. Gewagter Vergleich, aber treffend.
Sie hatte auch Stefans Flirt mit Marion registriert. Nicht, dass sie dem eine Bedeutung beigemessen hatte, er flirtete mit allen Frauen, aber sie hatte es erstmals als demütigend empfunden. Dann war er mit Marion in sein Zimmer gegangen, auch kein Anlass zur Sorge. Aber etwas bleibt immer hängen, und dann war er Hals über Kopf zu seinem Absacker verschwunden. Sie hatte es einfach nur mal wissen wollen. Sich beruhigen. Den Dreck, der vom Anruf der Journalistin hängengeblieben war, loswerden.
Bis zum Büro war sie gar nicht gekommen. Sie hatte auf dem Weg dorthin Stefan in Begleitung einer jungen Frau entdeckt. Sie war so erschrocken gewesen, dass sie erst nicht gewusst hatte, was sie tun sollte. Schließlich war sie ihnen in sicherem Abstand gefolgt.
Der Schatten, dachte Marion.
Und dann der zweite Schlag. Das Mädchen hatte nicht nur ein Verhältnis mit Stefan, Susanne Berlichs Stimme wurde noch tonloser, sie war schwanger. Da waren sie schon an der Bar gewesen. Sie selbst hinter einem der Bäume, die den falschen Strand säumten. Benommen hatte sie alles mitangehört. Den Streit, die Vorwürfe des Mädchens. Offenbar hatte Stefan ihr das Blaue vom Himmel heruntergelogen. Susanne war so schlecht geworden, dass sie
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