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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Abstand. Während die Alte den Ausweis studierte, ließ sie das Messer langsam sinken. Am Ende stopfte sie es in ihre Tasche.
    »Man kann nie wissen«, schnaufte sie. »Hier treibt sich manchmal Pack herum. Besser, man hat ein Auge drauf.«
    »Unbedingt. Ihre Nachbarn können von Glück sagen, dass sie Sie haben.«
    »Ich tu nur meine Pflicht«, sagte die Krebs bescheiden.
    »Natürlich«, stimmte Liebermann zu und beschloss, die Alte als Geschenk zu betrachten.
    »Ich nehme an, Sie sind Ihrer Pflicht auch am Abend des 18. Mai nachgekommen. Das war ein Freitag«, ergänzte er, als er sah, wie ihre Stirn sich zusammenzog.
    »Freitags kommt der Krimi«, sagte sie. »20 Uhr 15.«
    »Ja. Und danach, ist Ihnen nach dem Krimi vom letzten Freitag etwas aufgefallen? Oder auch vielleicht schon währenddessen?«
    Das Gesicht der alten Krebs war ein einziges Fragezeichen. »Freitag? An einem Freitag haben die Russen meine Schwester weggeschleppt. Keine Ahnung, wohin, ist nie wieder aufgetaucht. Ich pass auf, noch mal kommen die mir nicht ungeschoren davon! Die im dritten oben haben da drei oder vier Kleine, da denkt sich vielleicht so mancher, es fällt nicht auf, wenn eins fehlt. Aber er soll’s nur versuchen.« Ihre Hand schloss sich um den Griff des Küchenmessers. Ehe sie es herausziehen konnte, sagte Liebermann schnell:
    »Ich meine etwas, das nicht so weit zurückliegt. Wie gesagt, letzten Freitag.«
    »Ach, hören Sie! Kommen Sie mir nicht mit so was! Letzten Freitag, was soll das heißen? Überletzten Mittwoch, hintergestrigen Donnerstag, ich bin eine alte Frau, ein Freitag ist wie der andere, reden Sie gefälligst Klartext mit mir!« Liebermann begann zu schwanen, dass dieser Pfad in eine Sackgasse mündete. Er probierte es mit einem anderen.
    »Neulich im Laden habe ich Sie mit einer sehr schönen Tasche gesehen«, sagte er. »Einer goldenen. Können Sie mir sagen, woher Sie die haben?«
    »Ach, daher weht der Wind!«, jaulte die Alte. »Auf die Tasche hat er es abgesehen! Ich sage Ihnen jetzt mal was, junger Mann! Wenn Sie nicht sofort hier verschwinden, dann hole ich die Polizei.«
    »Ich bin die Polizei«, erinnerte Liebermann sie geduldig und klappte seine Brieftasche auf.
    Die Krebs spähte neugierig hinein. »Donnerwetter!«
    »Also: Ich, die Polizei, frage Sie noch mal, woher die goldene Handtasche stammt, die Sie neulich in Tante Lehmanns Laden dabeihatten.«
    »Tja, lass mal sehen«, murmelte sie und zog sich am Ohrläppchen, als könne sie auf diese Weise eine Erinnerung aus dem Versteck klingeln. Sie klingelte lange, aber die Erinnerung schlief entweder fest, oder sie war ausgeflogen.
    »Als ich Rudolf beerdigt habe, hatte ich sie noch nicht«, sagte sie schließlich nachdrücklich. »Da hatte ich eine schwarze. Vielleicht von Waltraut. Die schenkt mir immer Taschen. Und was für welche. Die ist bloß zu faul, sie zum Roten Kreuz zu bringen. Aber die letzte war in Ordnung.«
    »Meinen Sie die goldene?«, fragte Liebermann.
    »Nein, die graue. Ich bewahre meine Zwiebeln darin auf. Wollen Sie sie sehen?«
    »Danke. Wenn, dann würde ich gern die goldene sehen.«
    »Nein, nein, nein«, lachte die alte Krebs und schüttelte so energisch den Kopf, dass Liebermann die wenigen Erinnerungen, die sich noch darin aufhielten, durcheinanderkullern hörte. »Die ist in meinem Schlafzimmer. Da kommen mir keine Männer rein. Nicht mal, wenn die Polizei es befiehlt.«
    Liebermann gab sich geschlagen. Mochte die Alte auch noch so senil sein, mit einem Messer verstand sie umzugehen.
    Er wünschte ihr einen schönen Tag und wandte sich enttäuscht dem Hofausgang zu. Just in dem Moment, als er ihn erreichte, hörte er einige Stockwerke über sich ein Geräusch.
    Ein quengelnder Schrei, etwas wie ein schabendes Wetzen, und dann landete dicht neben seinen Füßen ein Fellklumpen. Fast schon routiniert sprang Liebermann zurück. Serrano zog die Augen zusammen, als er die Alte sah, und flitzte in die Einfahrt.
    »Da ist es wieder, das rollige Viech!«, schrie die Krebs. »Haben Sie’s gesehen? Die aus dem vierten Stock schmeißen es aus dem Fenster, um uns alle zu erledigen!«
    »Wer?«, fragte Liebermann und sah am Baugerüst hinauf. »Laura?«
    Aber Frau Krebs hatte sich schon in Sicherheit gebracht.
    Bevor er in Theklas Wohnung zurückkehrte, drehte Liebermann eine erschöpfende Runde durch das Viertel. Er achtete darauf, dass er keine Straße ausließ. Während er eine nach der anderen durchmaß, versuchte er, die kleine

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