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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Bismarck mitfühlend. »Der aus dem Dritten steht übrigens schon wieder auf dem Balkon.«
    »Hab ich bemerkt«, sagte Serrano. »Dafür ist das Vierrad verschwunden.«
    Er streckte sich. Dann horchte er in sich hinein. Nichts, selbst das leise Ticken zwischen den Hinterläufen hatte aufgehört. »Tja, ich versuch dann noch mal mein Glück.«
    »Immer zu!«, sagte Bismarck. »Aber iss was vorher.«
    Liebermanns Halbschlaf endete abrupt, als man ihm einen stählernen Dorn zwischen die Wirbel rammte. In der kurzen Spanne zwischen Schmerztraum und Bewusstsein blätterte sich in rasender Geschwindigkeit der Katalog seiner kleinen und großen Sünden auf. Er bereute sie zutiefst, besonders die der letzten Jahre, und als das nichts half, auch die seiner Kindheit, an die er sich allerdings kaum noch erinnern konnte. Das Summen einer Mücke war es schließlich, das ihn endgültig zurück in die Welt warf.
    Ächzend wälzte sich Liebermann auf die Seite. Auch ohne die Augen zu öffnen, wusste er, dass hinter dem Fenster ein strahlend blauer Tag auf ihn wartete. Seinetwegen hätte er auch schlammgrau sein können, ihm war es gleich. Um irgendetwas Konstruktives zu tun, versuchte er, seinem Schmerz eine Farbe zuzuordnen. Er kam auf Gelb, aber auch das war ihm gleich. Er wollte nur, dass es aufhörte. Seine Hand tastete nach den Tabletten auf dem Nachtschrank.
    Eine halbe Stunde später hievte Liebermann sich aus dem Bett, um nach Miri zu sehen und ihnen anschließend nackt, wie er war, ein karges Frühstück aus Kaffee, Tee und Spiegeleiern zu bereiten. Viel mehr hielt Theklas Kühlschrank nicht für sie bereit. Von wegen Vorräte!
    Nach dem Essen entließ er Miri wieder in ihr Spielzeugland und begab sich selbst auf den Balkon, um seine Verdauungszigarette zu rauchen und nach dem Cabrio zu sehen. Er hatte es befürchtet.
    Dort, wo es geparkt hatte, hockte nun ein schäbiger Pickup, auf dessen Ladefläche ein alter Fernseher stand. Die Enttäuschung schmeckte schal. Daran änderte auch der Zettel mit dem Autokennzeichen nichts. Es war nicht dasselbe: eine Frau zu suchen und eine Frau zu empfangen. Dann fiel ihm auf, dass sie die Plane und die Faltboothaut mitgenommen hatte. Vielleicht sollte er Anzeige erstatten. Liebermann versuchte, sich die Gesichter der Potsdamer Kollegen vorzustellen, wenn er den Diebstahl einer alten Armeeplane und einer noch älteren Faltboothaut meldete, und musste grinsen.
    Schräg gegenüber verrichtete ein Hund sein Geschäft am Eingang eines kleinen Eckspielplatzes. Liebermann rümpfte die Nase.
    Kurz darauf sah er einen jungen Mann mit Baskenmütze aus einer Haustür treten. Aus unerfindlichen Gründen sprach er ein paar Worte in den Vorgarten zu seiner Rechten hinein, ehe er sich zu einem am Zaun angeschlossenen Fahrrad mit Anhänger begab. Beim Anblick des Anhängers beschlich Liebermann Wehmut. Als Kind war er mit ganz ähnlichen Gefährten Hügel und Steilhänge hinuntergebrettert: Unterteile von Kinderwagen, auf die Obstkisten montiert waren. Bei diesem hier waren es zwei, eine kleinere und eine größere. Sein Besitzer grüßte den Hundehalter, indem er sich mit zwei Fingern gegen die Schläfe tippte. Dann gondelte er gemächlich über den Spielplatz davon.
    Liebermann lauschte dem Spektakel der Vögel in den Bäumen, rang sich ein paar Kniebeugen ab und beobachtete eine einohrige getigerte Katze, die drüben aus einem Fliederbusch gesprungen kam und in dieselbe Richtung trabte wie der Radfahrer. Er sah ihr nach, bis sie um die Ecke verschwand. Kaum war sie weg, spuckte der Flieder eine weitere Katze aus. Da drüben schien es ein Nest zu geben. Liebermann zerdrückte seine Kippe in einem von Theklas Blumentöpfen und wich einen Schritt von der Brüstung zurück. Er mochte keine Katzen. Schon gar keine, die ihn über drei Stockwerke hinweg anstarrten.
    Dem ersten Geschoss wich Serrano um Haaresbreite aus, das zweite traf ihn am Hintern, das dritte wartete er nicht ab, sondern rettete sich auf das Baugerüst. Die Kartoffel sauste direkt auf den Komposthaufen in der rechten Hofecke.
    »Ich krieg dich noch!«, jubilierte die Alte. »Und dann rein in den Sack und ab in die Havel. Schreihals, verflohter!«
    Im obersten Stockwerk wurde geräuschvoll ein Fenster geschlossen. Zu Serranos Bedauern, denn dahinter wohnte Aurelia. Sie war nicht umgezogen, bisher jedenfalls nicht, denn eine Weile nach Mittag war ihre Besitzerin wie üblich zur Arbeit gegangen. Aurelia hatte sie nicht begleitet. Aber sie

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