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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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retuschieren. So ist es nichts wert.«
    »Ich frage aus einem anderen Grund«, sagte Uwe, der offenbar soeben beschlossen hatte, sich über nichts zu wundern, weder über Bandscheiben noch über Vermisste, die vor seinem Chef herumspaziert waren, und scrollte wieder zum Anfang der Anzeige. »Die Vermisste hatte am Freitag einen Interviewtermin. Mit einer Vierlingsfamilie in Potsdam, Ossietzkystraße 17. Sie arbeitet als Redakteurin für die Illustrierte ungefähr neben der Bunten angesiedelt«, erklärte er. »Um 17 Uhr 30 ist sie aus der Redaktion aufgebrochen. Um 20 Uhr wollte sie ihren Mann zu einer Ausstellungseröffnung ins Adlon begleiten. Was sie nicht getan hat. Am nächsten Morgen ist Hans Olbinghaus zur Polizei gegangen. Den Rest hatten wir schon.«
    Die Blicke des Hauptkommissars im Krankenurlaub und seines kaum gesünderen Stellvertreters kreuzten sich.
    »Es war gegen sechs«, sagte Liebermann. »Zu ihrem Interview ist sie also noch gekommen.« Das andere, die Stunden, die er auf dem Balkon herumgelungert hatte, übersprang er. »Es muss ein langes Interview gewesen sein«, fügte er nur hinzu. »Vor dem Schlafen war ich auf dem Balkon, um eine zu rauchen. Da stand ihr Cabrio noch unten auf der Straße. Das Cabrio hat ihr Mann sicher erwähnt.«
    »Ja. Wann war das?«, fragte der strukturierte Kommissar Schüler.
    »Kurz vor elf.« 22 Uhr 45, er wusste es genau.
    »Und morgens?«
    »War es weg.« Mitsamt seiner Plane und einer alten Faltboothaut, was Liebermann ebenfalls verschwieg.
    »Sie hat also die Verabredung mit ihrem Mann geschwänzt?«
    »Sieht so aus.«
    »Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass ihr etwas zugestoßen ist«, fasste Uwe zusammen. »Eher, dass sie vielleicht immer noch schwänzt.«
    »Möglich«, sagte Liebermann bedrückt. Er stellte fest, dass sie auch ihn geschwänzt hatte.
    »Schön, und was machen wir nun?«, fragte Uwe. »Es sind erst zwei Tage seit der Anzeige vergangen, und Charlotte Olbinghaus ist eine erwachsene und, na ja, ziemlich attraktive Frau. Vielleicht hat sie nur einen kleinen Ausflug gemacht. Vielleicht ist sie sogar schon wieder da.«
    »Dann hätten die Wilmersdorfer uns die Anzeige nicht geschickt.«
    Uwe murmelte etwas von Verwaltungsblockade und Abwarten, aber das ließ Liebermann nicht gelten. Ihm war klar, dass er sich auf einem völlig anderen Dampfer befand als sein Kommissar. Einem Dampfer, auf dem er mit einer Plane, einer Faltboothaut und einem pfirsichroten Lippenpaar reiste, das ununterbrochen die Worte bildete: »Die nächsten anderthalb Stunden.«
    »Was das Warten angeht, stimme ich dir zu«, sagte er. »Aber es gibt zwei Arten zu warten eine untätige und die, die wir einnehmen. Es könnte schließlich auch sein, dass sie nicht wiederkommt.«
    Mitten im überheizten Büro überfiel Liebermann plötzlich ein leichtes Frösteln. Er hätte den letzten Satz gern zurückgenommen. Den Hintern wieder eingezogen, dachte er in Erinnerung an die kriegerische Alte aus Potsdam. Er hoffte, dass es so weit nicht kam, aber wenn, dann sollte man nicht von ihm sagen, dass man seinetwegen einen Krieg verloren hatte. Das Frösteln ebbte langsam ab und ging in ein warmes Gefühl für seinen ängstlich dreinschauenden Stellvertreter über. »Keine Sorge, ich erwarte nicht mehr als das Übliche. Einen kleinen Besuch in ihrer Redaktion, beispielsweise.«
    Uwe deutete stumm auf seine Wange.
    »Gerade darum. Mitleid macht gesprächig. Ich nehme an, dass bei der Illustrierten hauptsächlich Frauen arbeiten. Und unter Frauen herrscht meist eine auffallende Offenheit, was das Privatleben angeht. Sei nicht wählerisch, frag viel, hör dir alles an. Besonders alles, was eventuellen Ärger von Charlotte Olbinghaus mit ihrem Ehemann anbelangt. Nimm Arnie mit. Er soll sich ihre Festplatte vorknöpfen, nur für den Fall. Dann: Ruft den Ehemann an, und leiert ihm sämtliche Telefonnummern von Charlotte Olbinghaus, eine Aufstellung ihrer Kleidung vom Freitag und ihre Kontodaten aus den Rippen, damit wir sehen können, ob sich da was bewegt hat. Als Journalistin wird sie ihr Handy rege benutzen, kümmere dich auch darum. Ich werfe derweil mal einen Blick auf ihren letzten Interviewtermin. Doch vor allem, pack dir, bis Marion auftaucht, etwas Kaltes auf die Wange! Sie scheint während der letzten halben Stunde ihren Umfang verdoppelt zu haben.«
    Liebermann sah wieder aus dem Fenster. Ein Flugzeug stach ohne ihn in den Himmel. Es war weiß, der Himmel von einem metallischen

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