Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
Vom Netzwerk:
ein Lachen. »Wie hat sie darauf reagiert?«
    »Sie ist aus allen Wolken gefallen. Sie hat gesagt, dass sie noch nie mit einer derartigen Forderung konfrontiert worden sei, dass wir nicht der Papst seien, nur weil wir keine Ahnung von Verhütung hätten, und dass sie Rücksprache mit ihrer Redaktion halten müsse. Scheinbar war da aber niemand Kompetentes zu erreichen. Am Ende meinte sie, sie melde sich wieder, und ist gegangen. Ziemlich sauer. Das war’s.« Sie streichelte das Köpfchen des friedlich nuckelnden Babys.
    Liebermann schluckte. »Hat sie das wirklich gesagt?«
    »Was gesagt?«
    »Das mit der Verhütung.«
    Frau Bärmann flatterte leicht mit den Lidern, wie um einer Fliege keine Gelegenheit zu geben, sich auf ihnen niederzulassen. »Oder so ähnlich. Aber ich glaube, ziemlich genau so.«
    »Aha.« Ein mikroskopisches Stückchen Blattgold fiel aus der Aureole des Engels und wurde durch das halboffene Fenster davongetragen, über die Meistersingerstraße bis zum Spielplatz.
    »Wann hat Frau Olbinghaus sich wieder, vermutlich mit einem abschlägigen Bescheid, bei Ihnen gemeldet?«
    »Gar nicht.«
    Gar nicht! Aber dem verlassenen Cabrio nach musste sie in der Gegend geblieben sein. »Wie spät war es, als sie gegangen ist?«
    Frau Bärmann überlegte kurz. »Dreiviertel sieben, höchstens.«
    Mehr war nicht aus ihr herauszukriegen, außer dass sie die rotblonde Lockenpracht und das schwarze Kleid bestätigte und zugab, dass sie und ihr Mann wirklich nicht an Verhütung gedacht hatten.
    »Hat sie erwähnt, wohin sie von hier aus wollte?«
    »Nein.«
    Als Frau Bärmann ihn zur Tür brachte, begannen die Kinder plötzlich zu wimmern, als missbilligten sie die Abwesenheit ihrer Mutter. Vor einem dreibeinigen Stuhl, der zwei recht große Kisten und einen Lampenschirm trug, blieb Liebermann stehen. »Sie meinten vorhin, Charlotte Olbinghaus hätte den Tipp mit Ihnen von einem Ihrer Bekannten bekommen. Das heißt, dass es vermutlich auch ein Bekannter von ihr war.«
    Die junge Frau senkte den Kopf. »Na ja, was heißt Bekannter. Sie meinte Herrn Berlich. Mein Mann hat die Obstbäume in seinem Garten gestutzt, als er eingezogen ist. In einem der Häuser am Kuhtor, mehr weiß ich auch nicht.«
    »Ihr Mann ist Gärtner?«
    »Unter anderem«, sagte Frau Berlich und wurde blass, als eines der Kinder plötzlich in schrilles Quieken ausbrach. »Ich frag mich, wo er bleibt. Sie sind schon den ganzen Tag so, und ich hab keine Ahnung, warum. Hunger kann’s nicht sein.«
    »Vielleicht balgen sie sich um den Platz«, sagte Liebermann. Es sollte ein Witz sein, aber Frau Bärmann lächelte nicht. Sie schloss die Tür.
    »Sie wird schon auftauchen«, sagte Bismarck hustend und spie eine Gräte aus.
    »Du weißt doch, wie läufige Weibchen sind.«
    »Aber auch sie müssen fressen.«
    »Na und? Futter gibt es auf jedem Baum.«
    »Nirgends gibt es Futter so sicher und unkompliziert wie im eigenen Napf.«
    Der Gleichmut des Alten regte Serrano auf. Lebte seit Jahren von den Heringen, die ein freundliches Menschenweibchen ihm kredenzte, und schwafelte über Bäume. Er war nahe dran, Bismarck zu fragen, wann er das letzte Mal einen erklommen hatte. Er hatte Lust, ihn anzubrüllen, er war gereizt, müde er hatte sich seit zwei Tagen nicht den kleinsten »schwarzen Tod« gegönnt, weil er fürchtete, Aurelia zu verpassen, wenn ihr Schatten ihn streifte.
    »Zweieinhalb Tage«, sagte er.
    »Das ist gar nichts. Vor allem beim ersten Mal. Warum lenkst du dich nicht ab, indem du dir zum Beispiel endlich eine neue Unterkunft suchst?«
    Serrano starrte zu Boden. Begriff dieser alte Narr denn nicht? Zwei Tage ohne Aurelia, ohne wenigstens ein Signal von ihr. Das hatte es seit einem halben Jahr nicht gegeben, so lange, wie er sie kannte. Er schaffte es kaum noch zur Abfalltonne der Fleischerei, wie sollte er ...
    Inzwischen ging es ihm gar nicht mehr so sehr darum, sich ihr zu erklären oder sie zurückzugewinnen. Er wollte nur sicher sein, dass alles in Ordnung war. Er erschrak. Wie konnte er so etwas denken? Warum sollte etwas nicht in Ordnung sein? Aurelia war nur läufig. Eine junge, verwirrte läufige Katze, die einen Korb von ihrem Liebsten erhalten hatte, weil der nicht mehr ... wohingegen andere ...
    »Wie wär’s mit dem Haus gegenüber?«, fragte Bismarck. »Früher gab’s da eine nette kleine Remise im Hof.«
    Serranos Ohr begann zu zucken. In seinem Ohr begann es immer zuerst, dann kletterte es tiefer, bohrte sich in seinen

Weitere Kostenlose Bücher