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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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fordernden Schrei aus und begann, mit dem Näschen in ihrem Pullover zu wühlen.
    Vor den erschrockenen Augen des Hauptkommissars zog Frau Bärmann ihn in die Höhe. Augenblicklich konzentrierte Liebermann sich auf die ihm zugedachte Aufgabe, dem Säugling auf seiner Schulter den Rücken zu klopfen. Er strömte einen milden, süßlichen Geruch aus. Liebermann versuchte sich an Miri zu erinnern, als sie so klein gewesen war, aber alles, was ihm dazu einfiel, war das Foto über Theklas Sofa. Dafür sah er sie sehr deutlich auf der Schaukel sitzen.
    Er räusperte sich. »Ich bin hier, weil wir einer Vermisstenanzeige nachgehen.«
    Frau Bärmann fuhr leicht zusammen.
    »Hier?«
    »Auch.« Liebermann fuhr fort, dem Säugling den Rücken zu klopfen. »Es geht um eine junge Frau namens Charlotte Olbinghaus, eine Redakteurin der Illustrierten. Unseren Informationen nach hatte sie am vergangenen Freitagabend um halb sieben einen Termin mit Ihnen.«
    »Ja«, sagte Frau Bärmann zu dem Kind an ihrer Brust. »Sie war da.«
    Liebermann nickte und unterdrückte ein Lächeln. Das war also ihre Verabredung gewesen. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass sie es bis kurz vor elf hier ausgehalten hatte. Und die Rose ...
    Er öffnete den Mund, gleichzeitig mit seinem Schützling. Aus seinem kam der Beginn einer Frage, aus dem des Säuglings ein Laut, der ihm eine Gänsehaut, seiner Mutter dagegen ein zufriedenes Lächeln entlockte. Gleich darauf fühlte Liebermann es auf seiner Schulter warm werden.
    »Danke schön«, sagte Frau Bärmann. »Wenn Sie wollen, können Sie ihn jetzt ins Bett legen.« Sie machte eine vage Kopfbewegung zu der schmatzenden Kiste.
    Um den Säugling hineinzulegen, musste Liebermann in die Knie gehen.
    »Haben Sie Probleme mit dem Rücken?«
    »Ja.«
    »Chronisch?«
    »Ich hoffe nicht, warum?«
    »Haben Sie es schon mal mit Shiatsu probiert?«
    »Ich hab es mit so gut wie noch gar nichts probiert«, sagte Liebermann und ließ sich vom Anblick der drei ins Leere dreinschauenden Babys bezaubern. Mit ihrer rosig schimmernden Haut und den überdimensionalen Nasenlöchern hatten sie etwas von glücklichen Ferkeln. Er ertappte sich bei einem Gefühl von Neid darauf, dass sie nie allein waren.
    »Es sind drei Mädchen und ein Junge«, erklärte Frau Bärmann routiniert eine offensichtliche Standardfrage.
    Liebermann, der nicht im Traum daran gedacht hatte, sie zu stellen, erhob sich.
    »Ich habe auch eine Tochter«, sagte er. »Sie wartet draußen auf dem Spielplatz auf mich. Nur eins noch ...«
    »Ja?« Es war etwas im Ton ihrer Stimme, das Liebermann dazu brachte, sich umzudrehen.
    Im Licht, das durch die Fenster drang, wirkte sein Gegenüber beinahe durchscheinend. Die blonden Haare trug sie in einem lose aufgesteckten Knoten, aus dem sich einige Strähnen gelöst hatten. Das Blau ihrer Augen wurde von den sie umgebenden dunklen Schatten aufgenommen und verstärkt. Eine morbide Schönheit, die eher ins vorige Jahrhundert gehörte, und dann auch eher in einen Salon, in dem es einen Teetisch und ein Piano gab, als in ein verwüstetes Zimmer, das sie sich mit vier Neugeborenen teilen musste. Frau Bärmann sah aus dem Fenster. Liebermann folgte ihrem Blick. Er traf auf zwei Querstangen, die die Baumkronen dahinter in einzelne Flächen teilten.
    »Worum ging es in dem Interview?«
    Sie zuckte die Achseln. »Na, um die Vierlinge.«
    »Ah, natürlich. Können Sie sich erinnern, wie lange es dauerte?«
    »Es gab keins.«
    Liebermann fuhr herum. Frau Bärmann lächelte schüchtern.
    »Haben Sie die Illustrierte schon mal gelesen?«
    »Äh, ich fürchte, nicht«, gab Liebermann zu.
    »Dann wissen Sie wohl nicht, dass es eher eine zweifelhafte Ehre ist, ins Visier dieses...«, sie suchte nach dem passenden Wort, »... Blattes zu geraten. Mein Mann und ich haben nach dem Anruf der Journalistin beratschlagt, was wir tun sollen. Leider stand der Termin da schon, ich hatte mich am Telefon überrollen lassen. Sie hat mich mit dem Namen eines Bekannten geködert, der ihr den Tipp mit uns gegeben hatte.« Frau Bärmann wurde rot. »Am Ende haben wir dann beschlossen, ihr einen Handel vorzuschlagen.«
    »Der wie aussah?«
    »Wir wollten dem Interview zustimmen, mit Fotos und allem Drum und Dran, wenn die Illustrierte uns dafür mit einem Kleinbus entschädigt. Auch gebraucht, unsertwegen. Wir passen nicht mehr in ein Auto.«
    Liebermann lehnte sich gegen die Kiste. Eines der Kinder gab ein leises Quietschen von sich, es klang wie

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