Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
Vom Netzwerk:
Exfrau, traf eine Tischrunde, die ihn wohlwollend aufnahm, und er, der Kommissar, log sie an! Andererseits war ein Kommissar, grob gesagt, eine Art Bulle. Und das Ansehen von Bullen stand hier, wie er gemerkt hatte, auf wackligen Füßen. Darüber hinaus hatte Liebermann als Kind tatsächlich einige Wochen lang den Wunsch gehegt, Lektor zu werden. Hauptsächlich, weil er sich nichts darunter hatte vorstellen können. In seiner Phantasie hatte er an einem Pult mit Hunderten blinkender Knöpfchen die Geschicke ratloser Nationen gelenkt, oder wenigstens die Geschicke einzelner Stadtbezirke oder Hausgemeinschaften.
    »Für welchen Verlag?«
    Zum Glück hatte er gerade die Flasche am Mund. »Keinen«, sagte er beim Absetzen. »Selbständig.«
    »Wie viel würdest du dafür verlangen, mein Buch zu lektorieren?«, fragte Nils.
    Liebermann schrak zusammen. »Du hast ein Buch geschrieben?«
    »Hör nicht auf ihn!«, sagte Nico. »Nils kann es nicht ertragen, wenn er nicht im Mittelpunkt steht. Es würde mich wundern, wenn er schon mal einen Brief zustande bekommen hätte.«
    Zu seiner Erleichterung sah Liebermann den Hausmeister grinsen. »Ich bereite ihn noch vor. Prost, Lektor! Die nächste Runde geht auf dich.«
    Liebermann hatte nichts dagegen, für ein paar Minuten vom Tisch wegzukommen. Es gab ihm Gelegenheit, sich mit seinem neuen Ich anzufreunden. Als Lektor gab er die Bestellung auf. Dabei suchte er Frida Kahlos alias Estrellas Gesicht nach Spuren von Spott oder Zweifel ab. Aber sie ließ nur ihre Ohrringe blitzen und ging zum Kühlschrank. Liebermann stellte fest, dass die Bar sich merklich geleert hatte. Statt »The Clash« säuselte Elvis durch den Dunst. Noch vor wenigen Jahren hätte Liebermann sich darüber beschwert. Jetzt summte er mit, bis Estrella ihm die Flaschen über den Tresen reichte. »Willkommen im Klub«, sagte sie.
    Liebermann wusste nicht so recht, was sie damit meinte, aber die Stimmung, in der er an den Tisch zurückkehrte, war beschwingt. Die Lehmklumpen im Kopf bröselten nicht, aber sie waren geschrumpft. Zum Teufel mit den Identitäten! Heute war er Lektor, über morgen würde er sich morgen Gedanken machen. Falls seine wahre Profession bis dahin nicht sowieso durch die ätherische Frau Bärmann aufflog, in deren Aufgang Ralph und Laura wohnten.
    Er begann, die Flaschen zu verteilen. »Ihr seid dran.«
    »Studentin«, sagte Laura. »Design.«
    »Restaurator«, sagte Moritz.
    »Hausmeister.« Nils steckte sich eine Zigarette an.
    »Und Fotomodell.«
    Nils zog die Augen zu Schlitzen. »Neidisch?«
    Unter dem Tisch begann etwas zu piepen. Seufzend zog Nico ein Handy ans Licht. Die Runde schwieg respektvoll, bis sie es wieder einsteckte.
    »Das war Lilly. Sagt Jürgen, er soll mich auf die Rechnung setzen!«
    Ehe Nico die Runde verließ, beugte sie sich noch einmal zu Liebermann hinab. »Wir brauchen für das Theaterstück zum Pfingstfest im Kindergarten noch einen Jäger.«
    Nach ihrem Abgang litt die Stimmung am Tisch unter leichter Schlagseite. Goran trank sein Bier aus und entschied sich zum Gehen. Nils ließ sein Feuerzeug schnappen, Laura nippte an ihrem Bier, und Moritz hatte sein Handy aufgeklappt und tippte darauf herum. Kinder, denen kein neues Spiel mehr einfiel, dachte Liebermann. Auch er hatte Lust zu gehen, aber er brachte es nicht über sich, seine halbvolle Flasche auf dem Tisch zurückzulassen. Außerdem war die Frage wieder aus ihrem Versteck gekrochen. Als nach drei Minuten noch immer niemand etwas gesagt hatte, straffte er sich.
    »Ich suche nach einer Frau.«
    Der Effekt des Satzes war beeindruckend. Die Hände an Feuerzeug und Handy erstarrten, Laura verschluckte sich. Eine Weile herrschte völlige Stille. Nur Elvis lachte sich über sein eigenes Lied kaputt. Endlich räusperte sich Nils.
    »Tja, dann geht’s dir wie Moritz hier. Moritz sucht auch eine Frau. Wenn aber dann mal eine kommt, will er sie nicht.
    Die Crux ist, dass er nämlich gar nicht wirklich nach einer Frau sucht. Seine Suche ist der reine Selbstzweck. Maximal sucht er ein Idealbild. Die Unerreichbare. Seine Kunst hat ihn versaut.«
    »Interessant«, sagte Liebermann. »Ich hingegen suche tatsächlich eine Frau. Leider weiß ich nicht viel über sie. Nur wie sie aussieht und dass sie mich am Freitag auf der Straße angesprochen hat.«
    Nils’ Gesicht hellte sich auf. »Ich fass es nicht: Der Neuzugang hat sich verliebt!« Er griff nach seinem Zigarettenpäckchen und bot es Liebermann an. Nach kurzem

Weitere Kostenlose Bücher