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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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gebaut.«
    Sie wehrte sich nicht, als Liebermann seine Hände auf ihre Schultern legte. Sie wurde nur ein wenig steifer. »Diese Frau, die du da suchst«, sagte sie plötzlich. »Suchst du die wirklich? Ist die Erinnerung an einen schönen Augenblick nicht auch was wert?«
    »Doch. Aber wenn ich die Wahl zwischen einer bezaubernden Frau und der Erinnerung an diese Frau habe, nehme ich lieber die Frau.«
    »Ja, aber woher willst du wissen, dass die Frau bezaubernd ist? Vielleicht entpuppt sie sich als Ekel. Ich meine, wenn man die Leute schon mit Kontaktlinsen bescheißt. Vielleicht will sie dich ja auch überhaupt nicht!«
    Durch Liebermanns Kopf vagabundierte feixend die Wortgruppe nur weil Sie keine Ahnung von Verhütung haben. »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Aber all diese Fragen werden sich beantworten, wenn ich sie finde. Die Erinnerung bleibt mir schließlich in jedem Fall.«
    Sie runzelte die Stirn. »Eine angebissene Stulle muss man auch aufessen, was?«
    Liebermann lächelte. Trotz ihrer Frisur war Laura ein rührendes Geschöpf. Und sie schien ihn zu mögen. Unter anderen Umständen hätte er vielleicht versucht, sie über Nacht zu sich zu locken.
    »Ich finde das nämlich nicht«, sagte sie. »Ich finde, man kann ruhig auch mal nur von einer Stulle abbeißen und den Rest anderen überlassen. Aber da müssen wir uns nicht einig werden.« Dann nahm sie seine Hände von ihren Schultern, drückte sie sanft und ging zu Ralph, der schon vorausgeschlendert war.
    Bismarck war eben dabei, das Polster in seinem Kinderwagen aufzurauen, als Serrano durch das Kellerfenster kletterte. »Und?«
    »Nichts. Außer, dass er Kontakt zu Leuten aus der Gegend aufgenommen hat. Zu deiner Heringsfrau zum Beispiel. Und zu Nils.«
    Der Alte rupfte noch einmal an seiner Unterlage.
    »Auch zu Nils?«
    »Ja. Aber Nils mag ihn nicht.«
    »Nils mag die Heringsfrau. Er steckt sein Revier ab.«
    »Möglich«, sagte Serrano. Da war noch etwas, von dem er nicht wusste, wie er es erklären sollte. Einen Wechsel in der Stimmung der Tischrunde, gegen Ende des Abends. Aber der konnte auch mit Nils Zusammenhängen oder irgendeinem banalen menschlichen Problem. Von menschlichen Problemen hatte Serrano genug in der Fleischerei mitbekommen, und auch wenn er sie nie begriff, so begriff er doch zumindest, dass die Menschen ohne sie nicht auskamen. Als er schon gehen wollte, fiel Serrano doch etwas ein.
    »Das Mädchen, das mit Aurelias Frau zusammenwohnt, fing an zu weinen, nachdem der Fremde etwas gesagt hatte.«
    »Du hast vermutlich nichts von seinem Gebrabbel verstanden?«
    »Nein. Aurelias Name ist nicht gefallen.«
    Bismarck zog sich zusammen. Er wurde fellgebundene Konzentration. »War Aurelias Besitzerin dabei?«, fragte er nach einer Weile.
    »Nicht direkt. Sie hat im selben Raum gearbeitet.«
    Bismarck nickte. »Versuch, an den Fremden heranzukommen.«
    »Wozu?«, fragte Serrano. »Glaubst du, dass er Aurelia hat?«
    »Nein. Aber er hat etwas mit dem Verschwinden deiner Freundin zu tun, das ist so sicher wie der Holzbock, der seit Tagen an meinem Hals sitzt. Und wie ein Holzbock bohrt er sich in dieses Viertel. Und in einem rasanten Tempo, wie mir scheint. Vor drei Tagen ist er gekommen, und heute bringt er schon Leute zum Weinen. Leute, die Aurelia kannten, wohlgemerkt. Der Mann ist gefährlicher als der Schwätzer damals.«
    Serrano fand, dass der Alte ein wenig übertrieb. Dennoch musste er sich eingestehen, dass er ihn langsam ansteckte mit seinem Misstrauen gegen den Fremden. Zwei Tage. Ankunft und Verschwinden. Sein unerklärlicher Wachposten auf dem Balkon. Ja, es konnte etwas dran sein an Bismarcks Gefasel. Blieb das Wie und Warum. Vor allem das Warum.
    Nachdenklich wünschte er dem Alten eine gute Nacht und ging in seinen eigenen Verschlag hinüber. Im Gegensatz zu ihm verzichtete Serrano darauf, seine Unterlage aufzurauen. Es war ein steifes Gewebe, das weder über die Wärme einer Decke noch über die Härte von Holz oder Stein verfügte. Aber Serrano fühlte sich so zerschlagen, dass ihm die Qualität seines Schlafplatzes beinahe egal war.
    Behände kletterte Nils über das niedrige Gitter zur Parkgärtnerei. Sein Fahrrad hatte er wenige Meter weiter in die Büsche geworfen, für den unwahrscheinlichen Fall, dass jemand vorbeikam. Aus demselben Grund hatte er auch den Anhänger abmontiert. Außerdem brauchte er ihn nicht. Er wollte nur mal gucken, ob es stimmte, was ihm auf den verschlungenen Wegen, die er über die

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