Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold
wenigstens gelohnt!«
»O ja, ja!« In Uwes Ton klang die Begeisterung eines frischgebackenen Vaters.
»Es ist ein Kaffeevollautomat. Das heißt, dass er gleichzeitig Kaffee, Espresso, Cappuccino was du willst, machen kann.«
»Aha. Ist er auch in der Lage, Daten aus einem Computer zu ziehen?«
»Nein«, murmelte Uwe, und Liebermann begriff, dass er ihm die Freude verdorben hatte.
»Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Olbinghaus«, sagte er etwas sanfter.
»Dafür brauche ich ungefähr eine Dreiviertelstunde, vielleicht eine, wenn ich noch tanken muss. Es würde mich freuen, wenn Charlotte Olbinghaus’ Festplatte uns bis da hin schon etwas zu sagen hätte. Also koch dir einen Doppelten, und dann los!«
Serrano war noch ein federhaariges Junges gewesen, als der Krieg um die südliche Reviergrenze zwischen dem schwarzen Balthas, dem damaligen Oberhaupt des Viertels, und Schwätzer vom Park aufgebrandet war.
Schwätzer, der zwar über ein ausgedehntes Gelände, aber nur zwei männliche Vasallen herrschte, hatte die Lennestraße eines schönen Tages zur natürlichen Grenzlinie erklärt. Der Grund dafür war so durchsichtig wie Aspik. In mehreren der niedrigen ehemaligen Handwerkerhäusern, die sich auf der von ihm annektierten Straßenseite befanden, lebten Katzen: die Voraussetzung für das Fortbestehen der Schwätzerlinie.
Natürlich war Balthas sofort auf den Plan getreten, um die Sache zu regeln. Wo gab es denn so was, dass irgendein dahergelaufener Kater ihm einen halben Straßenzug wegschnappte? Aber er hatte bald feststellen müssen, dass sich die Sache so einfach nicht regeln ließ. Er war klug und kräftig, der Schwätzer dafür zäh und gerissen. Die Regeln der Kampfkunst rangen ihm nur ein hohles Lachen ab. Und darüber hinaus begattete er die Weiblichkeit des umstrittenen Gebiets in einem Tempo, als gälte es, innerhalb eines Sommers eine Armee auf die Beine zu stellen. Wahrscheinlich war das sogar sein Ziel. Aber ehe er es erreichte, begriff Balthas, dass er mit seinem Rivalen nicht auf die herkömmliche Art umgehen durfte, wollte er sein Problem lösen. Einem, der aus dem Hinterhalt angriff, kam man nur aus dem Hinterhalt bei.
Eine von Serranos frühesten Erinnerungen war, wie der damalige Herrscher des Viertels mit zerfetzten Ohren und blutendem Maul über den Hof in den Keller der Fleischerei gekrochen kam, umweht vom Geruch eines schrecklichen Kampfes.
Serranos Tatzen waren damals noch weich und rosa gewesen, seine Zähne zu kurz, um ein Schnitzel am Stück zu fressen, und er war stolz, dass Balthas bei ihm Unterschlupf suchte. In diesen Tagen, als der Schwarze im Keller der Fleischerei von seinen Verletzungen genas, beschloss Serrano, dereinst selbst Vorsteher und Hüter seines Viertels zu sein.
Jetzt war er es. Der Kampf um die Krone zwei Jahre später war nur eine Formsache gewesen. Balthas litt zu dieser Zeit bereits unter Arthritis und hegte den Plan, sich aus dem Viertel zurückzuziehen.
Der Schwätzer galt seit jenem denkwürdigen Ereignis als verschollen. Vielleicht war er tot, vielleicht hatte Balthas ihn so zugerichtet, dass er sich nicht mehr ans Licht wagte: Balthas hatte nie über den Kampf gesprochen, also füllten Gerüchte und später Legenden die Wissenslücken. Von den anderen beiden Katern hatte keiner die Nachfolge des Schwätzers angetreten, der Park gehörte demnach offiziell allen, inoffiziell schlug man ihn automatisch dem Viertel zu, also Serrano.
Trotzdem haftete den Häusern und Gärten auf der westlichen Seite der Lennestraße noch immer ein Hauch von Niemandsland an. Serrano mied sie nicht direkt, manchmal sah er dort nach dem Rechten, aber immer wenn er es tat, begleitete ihn der Schatten des schwarzen Balthas, und er hatte das Gefühl, als gehörte die Straße weder ihm noch dem Schwätzer, sondern dem, der sie bitter erstritten hatte.
Mathilda lebte im Gartenhaus des letzten Wohngrundstücks vor der parkeigenen Gärtnerei. Sie war im Gefolge ihrer Besitzer erst im letzten Sommer hierhergezogen. Nachdem Maja ihm damals von ihr berichtet hatte, war er zum Antrittsbesuch erschienen, auch um zu prüfen, ob sie zu einer potentiellen Geliebten taugte. Er hatte ein scheues Wesen vorgefunden, das kaum einen vollständigen Satz über die Lippen gebracht und die ganze Zeit nervös an einer Wolldecke herumgezupft hatte. Nach einigen Minuten tödlicher Langeweile hatte Serrano sich mit der Absicht verabschiedet, es mit diesem einen Besuch auf sich beruhen zu
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