Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
Vom Netzwerk:
»Charlotte Olbinghaus behauptet, dass ihr Liebhaber neben seinem hauptamtlichen Beruf als Journalist und Kritiker noch einen Nebenjob hat, und zwar als Agent für junge, noch namenlose Künstler, besser, Künstlerinnen. Er pickt sich die Damen von den Hochschulen und bietet ihnen die Vermittlung an renommierte Galerien an.«
    »Wie die von Olbinghaus.«
    »Die Namen der Galerien sind nicht erwähnt, aber vermutlich so was in der Art.«
    »Was ihm ebenso vermutlich recht leicht fällt, bei seinem Ruf.«
    »Und im Vorfeld lanciert er einige ansprechende Artikel über die jungen Künstlerinnen«, ergänzte Uwe.
    »Na schön. Aber ich verstehe nicht recht, was daran schmutzig sein soll. Im Gegenteil. Berlich kümmert sich wie ein rührender Vater um den künstlerischen Nachwuchs. Eines Tage wird man deshalb eine Straße nach ihm benennen.«
    »Wohl kaum«, sagte Uwe und schlürfte geräuschvoll etwas in sich hinein, »wenn man sich die Verträge ansieht, die er mit seinen Elevinnen schließt. Darin verpflichten sie sich, sechzig Prozent der Erlöse sämtlicher Bilder an ihren Agenten abzutreten, und zwar von denen der Ausstellung und auch den später verkauften. Charlotte Olbinghaus beruft sich hier auf die Aussagen einer Iljana Karuleit, mit der sich Berlich letztes Jahr ein ordentliches Handgeld verdient hat, aber sie betont, dass die Karuleit nur stellvertretend für mindestens ein Dutzend anderer steht. Im selben Ordner, in dem sie diesen unvollendeten Artikel gespeichert hat, befindet sich eine Liste mit Namen und Adressen und teilweise Telefonnummern. Wahrscheinlich sind das die Mädchen, denn die Karuleit war auch darunter. Und diese Selma, deren Vernissage bei Olbinghaus für Sonntag angekündigt ist.«
    Liebermann blickte durch die Frontscheibe auf eine Handvoll kunstfertig aneinandergekettete Gartenstühle in einem lichten Hinterhof. Mit etwas Phantasie ergaben sie eine Rosette.
    »Was ist als Agentenhonorar üblich?«, fragte er.
    »In der Branche bin ich noch nicht so bewandert«, sagte Uwe, und Liebermann hörte das deutliche noch. »In anderen sind es zwischen zehn und zwanzig Prozent. Aber nur der Werke, die der Agent selbst vermittelt, nicht auch der davor und danach.«
    »Gut. Einigen wir uns darauf, dass Stefan Berlich es sich leisten kann, dreister zu sein als andere.«
    »Das kann er eben nicht«, unterbrach Uwe ungewohnt temperamentvoll. »Sein Ruf ist der eines Idealisten. Er ist der >Vater der jungen Kunst    »Sag mal, putzt du dir die Zähne, während du mit mir telefonierst?«, fragte Liebermann angeekelt.
    Uwe schluckte. »Nein. Man soll den Espresso durch die Mundhöhle spülen, haben sie im Laden gesagt. Dann hat man mehr vom Aroma. Es stimmt.«
    »Spül dir die Höhle, wenn wir fertig sind. Ich mache auch keine Gymnastik, während wir reden. Apropos: Kommentiert Charlotte Olbinghaus den Umstand, dass Herr Berlich sich hauptsächlich um Töchter kümmert?«
    »Über mehrere Zeilen.«
    Liebermann nickte. »Insgesamt wirft sie ihm also vor, sich an den jungen Malerinnen doppelt schadlos zu halten. Indem sie ihm den einen Beutel füllen und die anderen leeren.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Uwe sagte: »Bist du dir darüber im Klaren, dass die Potsdamer Provinz dich verändert?«
    »Tut sie nicht. Das eben war ein Zitat von Thekla. Aber es trifft zu. Ich frage mich nur, ob der doppelte Beutel genügt, um Berlich einen Strick daraus zu drehen.«
    »Es würde zumindest für ziemlichen Wirbel innerhalb der Szene sorgen. Und möglicherweise auch innerhalb Berlichs Ehe.«
    Natürlich. Ein anderes Feld, aber auch eines, das man im Auge behalten musste. Liebermanns Finger schlugen wie von selbst einen losen Takt auf das Lenkrad, und in Gedanken wiederholte er endlos zwei Worte, indem er Berlichs in Gefahr geratener Ehre abwechselnd einen Buchstaben stahl und ihn wieder hinzufügte.
    »Wir wissen zu wenig über Berlichs Ehe.«
    »Wir wissen bisher auch wenig über Charlotte Olbinghaus’ Ehe«, brummte Uwe. »Wozu auch, wo sie jeden Moment wieder auftauchen kann.«
    »Nein«, sagte Liebermann plötzlich hart. »Dazu wissen wir nun wieder zu viel. Zum Beispiel frage ich mich, warum sie den Artikel nicht zu Ende geschrieben hat.«
    »Dafür kann es zig Gründe geben.«
    »Und einer davon könnte lauten: Weil sie vorher verschwunden ist. Setz dich mit den Mädchen in Verbindung.

Weitere Kostenlose Bücher