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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Körper reagierte mit einer Gänsehaut.
    »Mein lieber Hauptkommissar«, kicherte Olbinghaus und betrachtete ihn dabei wie ein minderwertiges Gemälde. »Um einiges klarzustellen: Zwischen uns gab es eine Abmachung, die den Grundstein jeder Ehe bilden sollte. Und die heißt Loyalität. Meine Frau hat mich stets über ihre Termine unterrichtet, so wie ich sie über meine. Ich wusste von ihrem Interview in Potsdam. Sie wollte spätestens um 20 Uhr 30 zurück sein, um mich zu einer Vernissage ins Adlon zu begleiten. Sie ist nicht gekommen, ich habe sie, in der Annahme, dass ihr Termin sich aus irgendeinem Grund in die Länge zieht, angerufen und hatte ein Rauschen im Ohr.«
    »Möwen, Tuten, Wellen«, erinnerte sich Liebermann.
    »Etwas in der Art.« Olbinghaus’ Blick verhärtete sich. »Und nun versetzen Sie sich bitte in meine Lage und sagen Sie mir, was Sie davon halten würden.«
    »Nichts.«
    »Wie bitte?«
    »Nichts, ich hätte keine Ahnung, was das soll.«
    Es fiel Liebermann schwer, dem Blick standzuhalten. Olbinghaus war ohne Zweifel jemand, in dessen Wortschatz Redewendungen wie »keine Ahnung haben« nicht vorkamen.
    »Ich hätte abgewartet«, setzte er hinzu, »in der Hoffnung, dass sich die Wellen-Möwen-Geschichte mit der Rückkehr der Telefoninhaberin aufklärt.«
    »Gute Idee.« Olbinghaus zog ein Zigarettenetui aus einer seiner Jacketttaschen. Er reichte es über den Tisch und forderte Liebermann mit einer kaum sichtbaren Geste auf, sich zu bedienen. Liebermann zog sein eigenes Päckchen heraus, was der Alte mit einem verächtlichen Grunzen kommentierte.
    »Was glauben Sie wohl, was ich in der Nacht zum Sonnabend getan habe?«, fragte er. »Ich habe ihre drei, vier Freundinnen angerufen.« Mehr als die Wortwahl verriet sein Ton Liebermann, was er von ihnen hielt. »Dann ihre Mutter, dann in der Redaktion. Keiner wusste etwas beziehungsweise in der Redaktion war niemand mehr. Bis zum nächsten Mittag hatte sich Charlotte mit mir noch immer nicht in Verbindung gesetzt. Und jetzt kommen Sie und werfen mir vor, dass ich mir Sorgen mache?«
    »Nein«, sagte Liebermann ruhig. »Ich wusste nicht, dass die Möglichkeiten für ein Fernbleiben über Nacht bei Ihrer Frau so begrenzt waren. Es bleibt immerhin noch eine: der Liebhaber.«
    Er rechnete mit einem neuerlichen Hustenanfall. Aber Olbinghaus zündete sich nur seine Zigarette an. »Sie lesen zu viele Schundromane.«
    Das war unmissverständlich. Mit diesem einen Satz teilte er Liebermann mit, dass er von ihm als Polizisten nicht viel mehr hielt als von den Freundinnen seiner Frau. Liebermann hatte nicht übel Lust, ihn unter irgendeinem an den Haaren herbeigezogenen Grund in Handschellen zu legen, nur um ihn aus seiner öligen Selbstzufriedenheit zu reißen. Aber er beherrschte sich.
    Er ließ eine gute Minute verstreichen, in der er vorgab, die Bilder von Heinz Kung zu studieren die im Großen und Ganzen braun waren -, und in der er rauchte und Kaffee trank. Dabei dachte er über die Foltermethoden des Mittelalters nach. Auf ihre Weise hatten die Leute damals ein recht effektives Rechtssystem gehabt, grausam, oft ungerecht, aber effektiv.
    Er trank noch einen Schluck, dann sagte er. »Ich weiß nicht, welche Romane Ihre Frau konsumiert, aber dafür weiß ich, dass sie eine handfeste Affäre hatte.«
    Er lehnte sich zurück und wartete die Wirkung dieser Information ab.
    Sie ließ auf sich warten. Olbinghaus behielt sein Lächeln bei. Doch Liebermann hatte den Eindruck, dass es eher von einer Verkrampfung seiner Mundmuskulatur herrührte als von Frohsinn. Er registrierte weiterhin, dass der Galerist seine Zigarette erst zu zwei Dritteln aufgeraucht hatte, als er sie ausdrückte, und dass die Hand, die die Tasse zum Mund führte, minimal zitterte.
    In jeder anderen Situation hätte Liebermann dieses Zittern Olbinghaus’ Alter zugeschrieben. Es war ihm eine Genugtuung.
    Er führte seinen Zug zu Ende, indem er sagte: »Die Kolleginnen Ihrer Frau in der Redaktion waren darüber im Bilde. Entweder waren Sie es auch, oder Sie müssen zugeben, dass die Grundfesten der Ehe, soweit es Sie und Ihre Frau betrifft, bröckeln.«
    Olbinghaus wurde ein wenig fahl. Er spitzte die Lippen, was, so nahm Liebermann an, bei ihm ein Zeichen höchster Erregung darstellte. Die nächste Frage zeugte davon, dass sein logisches Denken trotzdem nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. »Bei diesem Mann ist sie nicht?«
    »Er sagt, nein.«
    »Sie wissen, wer es ist.«
    »Stefan

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