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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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einen Dezimalbruch auf den Tisch gelegt, mit dem Befehl, ihn schleunigst zu vertonen. Sie nahm noch eine Pille aus dem Döschen, drehte es in den Fingern und hielt es ihm schließlich hin. Liebermann schüttelte lächelnd den Kopf.
    »Nimm du sie, du wirst sie brauchen. Und jetzt lass uns einen Plan schmieden, der Berlich die Zunge löst.«
    Als er auf den Fahrstuhl wartete, war es eine Fügung des Himmels, dass ihm Arnie mit seinem Wickeltuch über der Schulter Gesellschaft leistete.
    »Feierabend?«, fragte Liebermann.
    »Hm.«
    Der Fahrstuhl hielt und öffnete sich mit einem Sirren, das Uwe vermutlich auf der Liste seiner meistgehassten Geräusche stehen hatte.
    Er ließ dem Techniker den Vortritt. Arnie bedankte sich mit einem weichen Grunzen. Als der Fahrstuhl den zweiten Stock über sich gelassen hatte, kramte Liebermann einen zerkratzten USB-Stick aus der Tasche. »Könntest du dir mal ein paar Fotos ansehen und mir sagen, ob dir etwas auffällt?«
    Arnie streifte ihn mit einem Blick.
    »Lutz«, brummte er. Lutz war der Polizeifotograf.
    Aber Liebermann wusste, dass Arnie selbst leidenschaftlich gern fotografierte und sich häufig bei Lutz im Labor herumtrieb, um dort zu entwickeln. Einige seiner Bilder hingen in der Kantine. Sensible Landschaftsaufnahmen, die er Arnie nie zugetraut hätte.
    »Meinetwegen, zeig sie ihm«, sagte Liebermann. »Ich möchte nur, dass jemand Versiertes draufguckt. Es ist privat.«
    Arnie schnaubte und nahm den Stick.
    »Du bist ein Schatz!«, sagte Liebermann.
    Da riss Arnie die Augen auf. Liebermann verließ ihn mit einem Lächeln.
    Eine der vielen guten Eigenschaften des Technikers war, dass er sich nicht mit Fragenstellen aufhielt.
    Auf dem Rückweg nach Potsdam fand Liebermann einen Laden, dessen Öffnungszeiten moderner waren als die des Lebensmittelgeschäfts von Tante Lehmann, und kaufte eine Flasche Wein. Kurz hinter der Glienicker Brücke hielt er abermals, um eine frühe Hortensie abzubrechen. Dann trat er aufs Gas.
    Bismarcks Nachmittagsschlaf dauerte heute ungewöhnlich lange. Zweimal war Serrano nach ihm sehen gegangen und hatte ihn dösend gefunden. Es brachte nichts, ihn zu wecken. Verschlafen war Bismarck schlecht gelaunt, unkonzentriert und unterhielt sich höchstens über vergangene Zeiten.
    Beim dritten Mal hatte Serrano ihn nicht angetroffen. Der Alte befand sich offensichtlich auf seiner Runde. Auch der Fremde war unterwegs, sein Vierrad fehlte. Serrano vertrat sich die Beine, indem er einen kleinen Spaziergang zur Abfalltonne der Fleischerei unternahm und bei Maja vorbeischaute, die ihm noch dicker und zufriedener vorkam als beim letzten Mal. Sie nahm seinen Bericht über Mathilda und den Fremden mit sichtbarer Befriedigung auf.
    »Ich sag doch, ein Katzenfänger. Hast du Mathilda nach einem Vierrad gefragt?« Beschämt musste Serrano eingestehen, dass er es versäumt hatte.
    »Macht nichts. Es war eins da, glaub mir. Aber so neben sich, wie Mathilda ist, hat sie es wahrscheinlich sowieso nicht mitbekommen. Was wirst du nun tun?«
    Serrano ließ von den Handschuhen ab, die er während ihrer Rede geistesabwesend sortiert hatte. Im letzten Winter hatten die Menschen eine Vorliebe für Türkis und Orange gehabt. Der kleine Haufen orangegelber Handschuhe betrübte ihn.
    »Ich werde mich mit Bismarck besprechen«, sagte er, »wenn er von seiner Runde zurück ist.«
    »Wozu? Die Dinge liegen doch klar: Der Fremde ist an dem Tag ins Viertel geplatzt, an dem Aurelia und die beiden Mathilda-Jungen verschwunden sind. Er kennt unsere Namen. Er strolcht durch die Straßen mit seinem steifen Rücken, und du weißt, nur der Teufel ist steif, weil er Eis statt Blut in den Adern hat. Just an dem Abend, als Mathildas Kleine verschwinden, ist er bei ihr zu Gast.
    Und am Ende schreckt er nicht einmal davor zurück, Bismarck zu begutachten.
    Klar, dass er mit ihm nichts anfangen kann, bei den paar Haaren die er noch am Leibe hat, aber dennoch: Was willst du mehr? Der Mann ist gefährlich! Du selbst hast gesagt, dass Bismarck dich vor ihm gewarnt hat. Und Haare hin oder her Bismarck hat eine Witterung für Menschen. Wenn du mich fragst, bereitet dein Fremder in diesem Augenblick seinen nächsten Zug vor. Aurelia, die beiden Kleinen und vielleicht Streuner hat er schon. Vier weiche Felle. Willst du warten, bis er sich das von Cäsar auch noch holt?«
    Ihre Worte schockten ihn. Maja hatte schon immer gut reden können. Weicher Körper, spitze Zunge, türkisfarbene Handschuhe,

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