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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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und ging zu Bismarck. Normalerweise war der Alte vor ihm auf den Beinen. Er ging früh schlafen, kroch dafür aber lange vor Sonnenaufgang aus den Federn, um seine Runde zu drehen, bevor die Hunde kamen.
    Heute ruhte Bismarck noch in seinem Wagen. »Aufstehen!«, sagte Serrano.
    Dann blieb er wie angenagelt stehen. Dann wurde ihm kalt.
    Es war der Geruch, der zwischen den in der Morgensonne tanzenden Staubteilchen hing. Diesem Geruch war er täglich in der Fleischerei begegnet. Bismarcks Fell hob und senkte sich leicht. Aber die Bewegung rührte nicht von einem kraftvoll schlagenden Herzen her. Sondern von einem riesigen Vierrad, das draußen die Straße entlangdonnerte.
    Serrano setzte sich. Er wusste nicht, was er sonst tun sollte. Dafür wusste er jetzt, woher das feine Schaben in der letzten Nacht gekommen war. Es waren keine Motten, sondern zwei Lungenflügel gewesen, die ängstlich aneinandergerieben hatten.
    Serranos Augen nahmen das gescheckte Fellbündel, das bis gestern noch seinen Freund beherbergt hatte, in sich auf, um es so lange zu speichern, bis sie selbst irgendwann brechen würden und ein anderer Kater an seiner Stelle saß, um dasselbe zu tun. Sich die lächerliche Hülle eines Einohrigen einzuprägen.
    Draußen, hinter dem Flieder, gingen zwei Beine vorbei.
    »Aufgestanden!«, sagte Serrano.
    Liebermann erwachte davon, dass die Erde bebte.
    Neben ihm schlief eine nackte Nico. Mehr aus Gewohnheit als aus Sorge darum, dass sie auskühlen könnte, deckte Liebermann sie zu. Dann stand er auf und ging zum Fenster. Es musste über Nacht geregnet haben. Die Straße glänzte wie frisch gescheuert, was den alten Bellin, wie er bemerkte, nicht davon abhielt, noch einmal mit dem Besen drüberzugehen.
    Ein Laster ratterte vorbei und bog in die Ossietzkystraße ein. Im Schlepptau hatte er einen Kran, oder zumindest Teile eines Krans. Liebermann versicherte sich der Uhrzeit und ging ins Kinderzimmer hinüber, wo er die Mädchen in ein Hörspiel vertieft bäuchlings auf dem Teppich fand. Miri trug ein Prinzessinnenkleid. Als sie ihn bemerkte, steckte sie ihm die Zunge heraus. Erleichtert, wenn auch ein wenig gekränkt über die ausgebliebene Wiedersehensfreude schlurfte Liebermann in die Küche, setzte die Kaffeemaschine in Gang und machte sich auf die Suche nach einem Brotfach. Es gab keines. Stattdessen fand er einen großen Blumentopf und darin ein halbes Toastbrot. Als er es herausnahm, fiel ihm ein schmaler Umschlag aus Packpapier ins Auge, der zwischen dem Topf und dem benachbarten Toaster klemmte. Zögernd zog er ihn aus seinem Versteck.
    Auf dem Umschlag fanden sich weder eine Adresse noch ein Absender, nur Nicos Name in zierlichen schwarzen Buchstaben. Während Liebermann den Umschlag drehte und wendete, zermarterte er sich das Hirn darüber, wo er Derartiges schon einmal gesehen hatte. Endlich tauchte eine nebulöse Szene vor seinen Augen auf, in der Tante Lehmann ein ganz ähnliches Beispiel der Briefkunst in ihre Schürzentasche schob, dieweil Moritz der Restaurator ihn über seinen Kaffee hinweg angrinste. Vielleicht verteilte Moritz Einladungen. Ziemlich umfangreiche Einladungen, zugegeben. Und von einem besonderen Format. Liebermann lauschte in die Wohnung, aber außer dem leisen Gemurmel des Hörspielsprechers im Kinderzimmer war alles still. Ein kurzer Blick, dann schob er den Umschlag wieder an Ort und Stelle.
    Geistesabwesend biss Liebermann in eine trockene Scheibe Toast. Wenn Tante Lehmanns Brief dasselbe enthalten hatte wie dieser hier, konnte sie ihren Laden vermutlich noch eine Weile halten oder ihrer kostbaren Uhr eine Kette hinzufügen. Aber wie kam Moritz dazu, Geld zu verteilen?
    Das Gurgeln der Kaffeemaschine riss ihn aus seinen Gedanken. Er nahm zwei Tassen aus dem Schrank über der Spüle, einem Ort, an dem jeder außer ihm seine Tassen aufzubewahren schien, füllte sie und nahm sie mit ins Schlafzimmer. Es gab eine einfache Möglichkeit, hinter das Geheimnis der Umschläge zu kommen. Sie war simpel und lautete: fragen. Ihm musste nur noch einfallen, wie er es anstellen sollte, ohne Nico dabei zu verraten, dass er in ihrer Post herumgeschnüffelt hatte.
    Jetzt im Licht schämte Liebermann sich, dass er die Schneiderpuppe mit Charlotte Olbinghaus verwechselt hatte. Sie hatte nicht einmal einen Kopf. Mit einem freundlichen Nicken erkundigte er sich, wie ihre Nachtschicht gelaufen war, und stellte die Tassen auf das Tischchen unter dem Fenster. Birgit schwieg. Aufgrund ihres fehlenden

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