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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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passiert?«
    Susanne Berlich zog ihre Füße so eng an den Körper, wie es möglich war, und schielte zu Marion. Marion zuckte die Achseln.
    »Letzten Freitag.«
    »Letzten Freitag. Abends?«
    »Stefan war jedenfalls schon in Rheinsberg. Ich hatte einen Interessenten hier für zwei von Mathildas Kleinen.«
    »Wer ist Mathilda?«
    »Unsere Katze. Das war so gegen acht. Und als ich ihn hinausbegleitet habe, waren sie -«
    »Weg«, ergänzte Liebermann.
    Susanne drehte sich langsam zu ihm herum. »Nein. Sie lagen in der Mülltonne.«
    Liebermann studierte ihr Gesicht. Er fand es überraschend zart für eine so kräftige Frau. Denn dass sie mindestens einen Kopf größer als Marion war, verbarg auch ihre origamigleiche Haltung nicht. Ihre kurzgeschnittenen kastanienbraunen Haare betonten die aristokratischen Züge.
    »Wer zieht denn herum und köpft Rosen?«, fragte er. »Und dann noch so seltene. Tizian, nicht?«
    »Ja. Deshalb hab ich die Anzeige aufgegeben. Weniger wegen der Rosen, sondern weil ich Angst bekommen habe. Dies ist das letzte Haus am Park, und es heißt, dass es dort Winkel in denen sich merkwürdige Zirkel treffen ... Ach, hören Sic nicht hin, mir gehen gerade die Nerven durch.«
    »Verständlich«, sagte Liebermann freundlich.
    Susanne Berlich nahm ihr Gesicht in die Hände, als hätte sie plötzlich Angst, es auch noch zu verlieren. »Glauben Sie, diese Sache hat etwas mit Stefans Verschwinden zu tun?«, flüsterte sie.
    »Ich werde sofort in der Mülltonne nachsehen«, sagte Liebermann und erhielt von Marion dafür einen Rippenstoß.
    »Keine Sorge. Wir treiben ihn für Sie auf.«
    Bismarck war kalt geworden. Kein Wunder bei diesem Fell, aber es bekümmerte Serrano trotzdem, dass der Alte es nicht vermochte, seine Temperatur, die er zwanzig Jahre so eisern gehalten hatte, wenigstens ein paar Stunden über den Tod hinaus zu retten. Wenigstens so lange, bis Serrano sich daran gewöhnt hätte. Weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte, hockte er sich unter den Flieder. Alle paar Minuten stand er auf, um nachzusehen, ob sich drinnen im Keller etwas tat.
    Vielleicht hatte er sich geirrt, und Bismarck hatte sich nur eine Auszeit genommen. Bei Bismarck war alles möglich. Vielleicht experimentierte er mit seiner Temperatur, hatte vom Winter geträumt, warum nicht.
    Aber je höher die Sonne stieg, desto dünner wurde der Strohhalm, an dem Serrano sich festklammerte. Er verkümmerte völlig, als bei seinem letzten Besuch im Keller drei Fliegen vom Kopf seines Freundes aufstiegen, um sich vorübergehend auf dem Verdeck des Kinderwagens niederzulassen. Verdammte Aasfresser.
    Nicht viel später öffnete sich die Tür, und der Fremde ging. Offenbar hatte er die Nacht hier verbracht. Und plötzlich wurde Serrano alles klar. Der Fremde im Haus er konnte wahrscheinlich von Glück sagen, dass es ihn verschont hatte. Das Unglück hatte den Älteren und Schwächeren erwischt. War auf die Jagd gegangen, irgendwas musste es ja tun in der Nacht.
    Und jetzt, wo sich der Fremde mit seinem gesättigten Unglück verzogen hatte, kamen die Fliegen. Er musste etwas tun.
    Aber es dauerte. Beine hinter dem Zaun, Hunde, weitere Fliegen, die über ihre geheimen Kanäle die gute Nachricht von einem üppigen Frühstück erhalten hatten. Und endlich Nils.
    Nils kam, wie immer, zuerst zum Zaun vor dem Flieder.
    Als Bismarcks Name fiel, schoss Serrano durch das Kellerfenster. Und er tat, was er im Allgemeinen verabscheute: Er miaute.
    Einen Augenblick später stand Nils neben ihm.
    »He, sag nicht, es ist was mit dem Alten.«
    Nicht, dass Serrano etwas verstand, aber er wusste, dass er verstanden worden war.
    Meine Brust beißt zweierlei. Liebermann schlenderte die Lennestraße hinunter. Er fragte sich, wie diese Zeile in seinen Kopf geraten war. Und wann? Das war das Problem mit seinem Gedächtnis. Es war außerordentlich zuverlässig, was das Speichern anging. Aber mit der Wiedergabe haperte es manchmal. Er hatte erlebt, dass es mikroskopische Details zum Beispiel eines Gesprächs, das er vor Jahren mit einer Zugbegleiterin auf dem Weg von Berlin nach Frankfurt geführt hatte ausspuckte, während er sich eigentlich an den Namen eines sehr aktuellen Zeugen zu erinnern suchte. Allerdings musste er zugeben, dass der Gedichtfetzen, der ihm gerade eingefallen war, seinen Zustand ziemlich genau beschrieb. In der linken Seite seiner Brust biss ihn das Staunen über die vergangene Nacht. Er spürte es bis in die Fingerspitzen. Das Einzige,

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