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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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Sei’s drum. Beim Schreiben dachte Marion an das Dutzend ihrer Rückrufgesuche, das in Stefan Berlichs Mailbox unerhört vor sich hin schimmelte.
    Er ließ den Zettel in seiner Jacketttasche verschwinden. Eine Jacketttasche schien ihr ein denkbar ungeeigneter Platz für die Telefonnummer einer fremden Frau. Doch ihre Sorge ging in Stefans Abschiedslächeln unter. Es war noch beredter als sein Blick und hundertmal hoffnungsfroher als der Satz, den es begleitete: »Ich bring dich zur Tür.«
    Als sie außer Sicht- und Hörweite war, ließ Marion ihrem Überschwang freien Lauf. »Wow!« Ein unmögliches Wort, aber das einzige, das ihr einfiel. Noch ein Wow, für den bravourös bestandenen Test. Liebermann würde sie anbeten. In Kürze würde sie jeden, der wollte, zu Stefan Berlichs geheimem Büro führen können. Das einzige Problem bestand darin, dass Marion sich nicht mehr so sicher war, ob sie das überhaupt wollte.
    Während sie die Wendeschleife durchquerte, lauschte sie in sich hinein und fand ein schrilles Durcheinander von Geigen und Harfen. Sie blieb stehen und zählte langsam bis zwanzig. Danach war nur Gesäusel übrig. Na und, dachte sie. Schließlich war es Liebermanns Idee gewesen, sie zu Berlich zu schicken. Und, ergänzte sie trotzig, es ist Mai!
    Dass Stefan etwas mit dem Verschwinden von Charlotte Olbinghaus zu tun haben sollte, schien ihr so abwegig wie die Straße, in die sie gerade einbog. Sie drehte um und versuchte es mit der nächsten. Ossietzky, ja richtig. Nach ungefähr dreißig Metern entdeckte Marion auch ihren VW hinter der Absperrung einer Baustelle. Einen anderen Parkplatz hatte sie nicht gefunden. Unter einem der Scheibenwischer klemmte ein Zettel. Die haben hier ein reges Ordnungsamt, dachte sie und beschloss gutgelaunt, das Knöllchen auf die Spesenrechnung zu setzen. Aber es war kein Knöllchen, sondern ein Blatt aus braunem Packpapier. Als Marion es auffaltete, las sie: »Bitte parken Sie auch tagsüber hier!«
    Sie grinste und steckte ihn in die Tasche. Zumindest hatte sie vor, ihn in die Tasche zu stecken, als sie feststellte, dass keine Tasche da war. Dem Schrecken folgte ein angenehmes Prickeln. Wenn sie sich nicht irrte, lag die Tasche noch neben der Vase mit den Tizianrosen auf Stefan Berlichs Schreibtisch.
    Ein paar Meter vor dem Gartentor traf sie auf Susanne Berlich in Jacke und Turnschuhen, die mit verzogenem Mund eine prall gefüllte Mülltüte neben der Terrasse absetzte. Während Marion ihr Anliegen vorbrachte, massierte sie sich das Handgelenk. Dann nickte sie zum Haus hinüber. »Na, kommen Sie!«
    Ihr Mund hatte einen Teil des weichen Schwungs, der dem ihres Mannes ähnelte, verloren. Vielleicht Schmerzen, dachte Marion. Sie erinnerte sich, irgendwo gelesen zu haben, dass chronische Schmerzen gegen Abend hin schlimmer wurden. Susanne Berlich folgte ihr nicht in das Arbeitszimmer, sondern wartete in der Diele auf sie.
    »Voilà!«, sagte Marion, als sie zurückkehrte. »Ist Ihr Mann schon im Bett?«
    Susanne Berlich schüttelte den Kopf.
    »Er ist noch auf einen Absacker zu einem Bekannten.«
    Marion versuchte ihre Enttäuschung darüber, dass sie so kurzerhand ausgetauscht worden war, hinunterzuschlucken. »Und Sie gehen auch noch aus?«
    »Ich?«, fragte Susanne Berlich verblüfft.
    Marion deutete auf die Jacke.
    »Ach so, nein. Ich war aus, sozusagen. Die Katze füttern,
    Müll entsorgen und solche Sachen. Mehr wird es wohl heute nicht, schon wegen der Kinder.« Sie sah zur Uhr, und Marion registrierte, dass Zeit für die Berlichs eine essentielle Bedeutung zu haben schien.
    »Na dann«, sagte sie, »werd ich mal, bevor noch jemand mein Auto als Briefkasten benutzt.«
    Susanne Berlich sah dem rothaarigen Geschöpf nach, bis die Dämmerung es verschluckt hatte. Nett, aber einfältig. Und die Haare gefärbt. Das Rot in ihren eigenen Haaren war nur zu sehen, wenn das Licht direkt darauf fiel, ansonsten schimmerten sie kastanienbraun. Dafür war es echt.
    Er war kaum eingeschlafen, da wachte Serrano wieder auf. Da war es wieder! Ein Geräusch, wie von aneinanderreibenden Insektenflügeln.
    Nach einer Weile brach es ab und begann wieder von vorn.
    Manchmal verirrten sich Motten in den Keller. Diese hier musste sehr groß sein und dem hektischen Schaben nach ziemlich paarungswütig. Pech für sie. Selbst eine große Motte war zwar nur ein Happen, aber ein delikater. Serrano stand auf und trottete dem Geräusch nach. Es schien aus Bismarcks Apartment zu kommen. Komisch,

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