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Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold

Titel: Kater Serano ermittelt 01 - Katzengold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Anlauff
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dass es den Alten nicht störte. Aber vielleicht war er nur zu faul aufzustehen.
    Genau in dem Augenblick, als Serrano am Ziel ankam, hörte das Schaben auf. Verdammt, sie hatte ihn gehört! Bismarck nicht, er lag zusammengerollt in seinem Kinderwagen und schlief wie ein Stein. Serrano setzte sich. Nach einer Weile begann er sich zu putzen. Kein Schnarchen aus dem Kinderwagen. Offenbar hatte Bismarck sein Nebenhöhlenproblem endlich in den Griff gekriegt. Serrano ließ seinem Fell eine ausgiebige Pflege angedeihen, dann begann er, sich zu langweilen. Die Motte war auf der Hut. Umso mehr Appetit bekam Serrano auf den Nachtfalter. Vielleicht konnte er ein wenig ins Blinde jagen, ihn aus seinem Versteck treiben? Aber davon würde Bismarck womöglich aufwachen. Am besten, er legte sich wieder hin. Es war ja nicht direkt Hunger, was er verspürte, nur Appetit. Und Appetit konnte warten.
    Halb auf-, halb nebeneinander lagen Liebermann und Nico in den Sofapolstern. Liebermanns rechte Hand ruhte auf Nicos linker Brust. Ihm war danach, sie zu streicheln, wieder und wieder. Aber er wagte es nicht, aus Angst vor Abrieb.
    Aus irgendeinem Grund kamen ihm plötzlich die Engel, von denen die beiden Mädchen vorhin gesungen hatten, in den Sinn. Liebermann vergewisserte sich Nicos unveränderter körperlicher Gegenwart, indem er ihre Brust losließ und mit der Hand zwischen ihre Schenkel fuhr. Erst die Wärme, die ihn dort empfing, entspannte ihn.
    »Wo genau sitzt eigentlich deine rebellische Bandscheibe?« Ihre Finger kletterten über seinen Rücken.
    »Tiefer«, sagte Liebermann. »L5/S1.«
    »Wirklich?«
    »Ja, wieso? Ist das etwas Außergewöhnliches?«
    »Das hättest du wohl gern. Nein, ich überlege nur gerade, was es bedeutet.«
    »Dass zwei meiner Bandscheiben auf Wanderschaft gegangen sind.«
    »Denkst du. Jetzt hab ich’s: L5 du trägst schon länger etwas mit dir herum, S1 mit deinem Kontakt zur Erde stimmt was nicht.«
    »Mein Kontakt zur Erde ist zurzeit ziemlich eng.«
    »Na ja, vielleicht zu eng. Gib nichts drauf, ich hab das von einer meiner Frauen. War das, was wir eben gemacht haben, schmerzhaft?«
    »Ich hab nicht drauf geachtet. Außerdem hat mein Arzt kontrollierte Bewegung empfohlen.«
    Nico lachte und öffnete den gerade eroberten Hort seiner Sicherheit. »Wenn das so ist, dann lass uns ins Bett gehen und ein bisschen weitermachen.«
    Liebermann folgte ihr, das Bündel mit seinen Kleidern im Arm.
    »Das sollte als Trainingsgelände reichen.« Im Licht einer trüben Lampe wies Nico auf ein Bett, in dem sämtliche Bärmanns bequem untergekommen wären.
    Das Schlafzimmer selbst wirkte dagegen winzig. Außer der Liegewiese erspähte Liebermann nur noch einen altmodischen Kleiderschrank und ein Tischchen mit einer Nähmaschine. Dahinter: Er zuckte zusammen. Dahinter stand Charlotte Olbinghaus.
    »Ist was?«
    Liebermann hob stumm den Finger. Er erwartete, dass Nico in Geschrei ausbrach, sich hysterisch an ihn klammerte, so wie er es umgekehrt gern bei ihr gemacht hätte, stattdessen begann sie zu glucksen.
    Sie ging zu Charlotte Olbinghaus hinüber, griff ihr beherzt in die Locken und riss sie ihr mit einem Ruck vom Kopf. »Darf ich vorstellen: Birgit, Schneiderpuppe Liebermann, Lektor.«
    Liebermann schloss die Augen. Er hatte sich wegen einer Schneiderpuppe beinahe eingenässt.
    »Birgit ist meine Alpwächterin«, sagte Nico und gab ihr behutsam die Haare zurück. »Sie lässt nur die guten Träume durch. Die anderen hält sie fest.«
    »Ihr Kleid ist darüber schwarz geworden«, murmelte Liebermann.
    Nico warf der Puppe einen abschätzenden Blick zu. »So kann man es auch sehen.« Sie schlüpfte unter die Decke. »Bist du bereit?«

Donnerstag
    Kein Rattenkratzen oder Mäuseschnaufen, nicht das leiseste Schaben von Mottenflügeln. Nur Asseln, das graue Volk, das niemand fressen wollte, weil es so dämlich war. Was nicht stimmte, aber so ist es nun mal mit dem Image: Was haftet, das wirkt. In Wirklichkeit bewunderte Serrano das gepanzerte Heer der Asseln und dessen ermüdende falsche Desorientiertheit, die nur einem Zweck diente: Die Blicke der Feinde von Eiern und Jungtieren abzulenken und ihnen darüber hinaus den Appetit zu vergällen. Mit Erfolg. Zwar hatte sich Serranos Appetit während der letzten Nachtstunden zu einem handfesten Hunger ausgewachsen, trotzdem verspürte er wenig Lust, sich das Maul mit Asseln vollzuschlagen.
    Er stand auf, bemerkte bei einem Blick aus dem Fenster, dass es geregnet hatte,

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