Kates Geheimnis
erledigen. Einer der Toningenieure von The Mask war mit einer Immobilienmaklerin verheiratet. Jill konnte sich keine Provision leisten, aber vielleicht würden sie ihr auch so helfen - mit Hals Tod und dem Verlust ihrer Arbeit steckte sie schließlich ganz schön in der Tinte. Es war einen Versuch wert.
KC kannte auch jede Menge Leute. Vielleicht wusste sie von jemandem, der sofort etwas zur Untermiete suchte.
Jill sauste durch ihre Wohnung, kramte ihr Filofax aus ihrer Tasche und fand die Nummer, die sie brauchte. Sie wollte gerade wählen, als das Telefon klingelte. Überrascht vernahm sie die Stimme ihrer Tante.
»Tante Madeline?« Jill konnte es kaum glauben.
Ohne auch nur Hallo zu sagen, verkündete ihre Tante: »Mir ist gerade noch was eingefallen. Ich glaube, dein Großvater ist dort geboren. In England.«
Jill erstarrte.
Madeline schwieg.
Jill kam wieder zu sich. Bilder von Kate Gallagher tanzten vor ihrem inneren Auge, und sie fragte 186
atemlos: »Bist du sicher?« »Nein. Aber ich habe so was im Hinterkopf. Ich glaube, er ist als junger Mann nach Amerika gekommen.«
In London war es jetzt vier Uhr nachmittags. Rasch wählte Jill die Nummer des Museums.
Zu ihrer Erleichterung war Lucinda noch da und nahm gleich den Hörer ab. »Jill! Wie schön, dass Sie anrufen«, sagte sie erfreut. »Ich habe an Sie gedacht.
Wie geht es Ihnen?«
»Ganz gut«, sagte Jill, die schier platzte vor Aufregung über die Neuigkeiten ihrer Tante.
»Lucinda, haben Sie ein paar Minuten Zeit für mich?«
»Natürlich, meine Liebe«, antwortete Lucinda. In ihrer Stimme
schwang ein Lächeln mit. »Spukt Ihnen Kate immer noch im Kopf herum?«
Jill horchte auf. »Ja, wenn Sie es so nennen wollen.
Klingt ein wenig merkwürdig, nicht wahr?«
»Finden Sie? Wir sind hier in England recht stolz auf unsere Geister, Jill.«
Lauren hatte fast dasselbe gesagt. »Sie beschäftigt mich. Ich habe gerade erfahren, dass mein Großvater wahrscheinlich aus England stammt, Lucinda - und ich hatte immer geglaubt, meine Familie sei durch und durch amerikanisch.«
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»Das ist interessant«, erwiderte Lucinda. »Am besten suchen Sie erst mal nach seiner Geburtsurkunde. Wenn sie nicht in New York ist, können wir sie vielleicht hier in England auffinden.«
»Guter Gott. Ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen sollte. Lucinda, ich versuche gerade, einen Untermieter für mein Apartment zu finden. Ich will zurück nach London und Nachforschungen über Kate anstellen, aber ich habe nicht viel Geld. Wie viel müsste ich für eine Wohnung in London bezahlen?
Oder nur ein Zimmer?«
»Die Mieten in London sind sehr hoch - jedenfalls in den ordentlichen Stadtvierteln. Hmm. Vielleicht fällt mir ja was ein. Lassen Sie mir etwas Zeit. Lauren ist übrigens am nächsten Tag wiedergekommen, wissen Sie. Offenbar ist sie jetzt auch von der Familiengeschichte fasziniert.«
Einen Moment lang war Jill verwirrt, sogar bestürzt. Doch der Moment ging vorüber. »Was haben Sie ihr erzählt?«
»Nichts. Sie ist ganz allein herumspaziert. Und sie hat einige Zeit im Archiv verbracht.«
»Kann ich auch ins Archiv?«, fragte Jill.
Lucinda zögerte. »Da müsste ich erst meinen Arbeitgeber fragen. Schließlich gehören Sie nicht zur Familie.«
»Wer ist Ihr Arbeitgeber?«
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»Jemand, der für die Collinsworth Group arbeitet.«
Sie machte
eine Pause. »Wissen Sie, meine Liebe, ich habe einen Nachbarn, der eine hübsche Wohnung direkt neben meiner in Kensington hat. Ich glaube, Allen wird die nächsten paar Monate nicht in London sein, und er sucht jemanden, der bei ihm einzieht und seine zwei Katzen hütet. Ich werde mich gleich mal erkundigen und sehen, was ich für Sie tun kann.«
Jills Herz klopfte heftig vor Hoffnung und Aufregung. »Lucinda, wenn diese Wohnung frei ist und nicht allzu teuer, dann nehme ich sie. Und ich liebe Katzen - ich habe selbst eine. - Eine Frage noch, bitte«, sagte Jill und setzte sich nervös. »Lucinda, hat Hal jemals von Kate Gallagher gesprochen? Oder irgendwie Interesse an ihr gezeigt?«
Die andere Frau schwieg.
Jill erstarrte. »Lucinda?«
»Er war fasziniert von Anne und Kate«, begann Lucinda schließlich. »Er hat gesagt, dass er eines Tages ihre Geschichte aufschreiben wolle. Er hat oft das Medaillon, das ich Ihnen gezeigt habe, mit auf sein Zimmer genommen, es angestarrt und sich dabei Notizen gemacht. Jill, da ist etwas, das Sie wissen sollten.«
»Was?« Sie wagte kaum zu atmen. Ihre Handflächen waren
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