Katharina von Medici (German Edition)
dies Geschäft haben wir nicht so sehr Soldaten als Richter nötig, und an Richtern wird's uns niemals fehlen. Der Sieg ist immer sicherer im Parlament als auf dem Schlachtfelde und kostet auch weniger Geld.«
»Gern willige ich darein«, antwortete der Herzog; »glaubst du aber, daß der Prinz von Condé mächtig genug ist, um denen, die uns diesen ersten Ansturm, liefern sollen, soviel Mut einzuflößen? Gibt's da nicht ...«
»Den König von Navarra«, sagte der Kardinal.
»Ein Tropf, der den Hut in der Hand mit mir redet«, antwortete der Herzog. »Sollten dir der Florentinerin Koketterien denn etwa den Blick verdunkeln? ...«
»Oh, ich habe bereits daran gedacht«, erklärte der Priester. »Wenn ich mich in einen Liebeshandel mit ihr verwickelt sehen möchte, so geschieht es, um in ihrem Herzensgrunde zu lesen.«
»Sie besitzt kein Herz,« äußerte der Herzog lebhaft, »noch ehrgeiziger ist sie, als wir es sind.«
»Du bist ein tapferer Hauptmann,« sagte der Kardinal zu seinem Bruder, »doch glaube mir, unser beider Häute sind einander ganz gleich. Und ich habe sie durch Maria überwachen lassen, bevor du daran dachtest, sie zu beargwöhnen. Katharina ist weniger religiös als mein Schuh. Wenn sie nicht die Seele der Verschwörung bildet, so liegt es nicht daran, daß sie es nicht wünscht. Doch wollen wir sie in ihrem Elemente beurteilen und sehen, wie sie uns unterstützen wird. Bis heute hatte ich die Gewißheit, daß sie mit den Ketzern nicht in der geringsten Verbindung steht.«
»Es ist an der Zeit, dem Könige und der Königin-Mutter alles zu entdecken; von nichts weiß sie etwas«, sagte der Herzog; »und das ist der einzige Beweis ihrer Unschuld; vielleicht wartet man noch auf einen letzten Augenblick, um sie durch die Möglichkeiten eines Erfolges zu blenden. La Renaudie kann durch meine Anordnungen erfahren haben, daß wir benachrichtigt wurden. Heute nacht hat Nemours den Abteilungen der Reformierten, die auf Schleichwegen anlangten, folgen müssen, und die Verschworenen werden gezwungen sein uns in Amboise anzugreifen, das ich sie alle betreten lassen will. Hier«, sagte er, indem er, wie es Chiverni eben getan, auf die drei Felswände, auf denen das Schloß von Blois steht, hinwies, »würden wir einen ergebnislosen Ansturm haben, die Hugenotten würden ganz nach ihrem Belieben kommen und gehen. Blois ist ein Saal mit vier Türen, während Amboise ein Sack ist.«
»Ich werde die Florentinerin nicht verlassen«, sagte der Kardinal.
»Einen Fehler haben wir begangen,« fing der Herzog wieder an, indem er sich damit belustigte, seinen Dolch in die Luft zu werfen und ihn mit dem Stichblatt wieder aufzufangen, »ihr gegenüber hätte man sich wie den Reformierten gegenüber benehmen müssen, man hätte ihr Handelsfreiheit lassen und sie bei der Tat überrumpeln sollen.«
Einen Augenblick sah der Kardinal seinen Bruder kopfschüttelnd an.
»Was will Pardaillan von uns?« sagte der Großmeister, als er jenen jungen Edelmann auf die Terrasse kommen sah, der durch seinen Zusammenstoß mit la Renaudie und durch ihren beiderseitigen Tod so berühmt ward.
»Gnädiger Herr, ein junger, vom Kürschner der Königin abgesandter Mann ist vor dem Tor und behauptet ihr einen Hermelinputz abliefern zu sollen; darf man ihn einlassen?«
»Nun ja; eine Schaube, von der sie gestern sprach«, entgegnete der Kardinal; »lasset den Ladenschwengel passieren, sie wird so etwas gebrauchen können, wenn wir die Loire entlang reisen.«
»Woher ist er denn gekommen, daß man ihn nicht am Schloßtor festgehalten hat?« fragte der Großmeister.
»Das weiß ich nicht«, antwortete Pardaillan.
»Danach werd' ich ihn bei der Königin fragen«, sagte sich der Balafré; »er soll das Lever im Wachensaale abwarten. Doch, ... Pardillan, ist er jung?«
»Jawohl, gnädiger Herr; er gibt sich für den Sohn des Lecamus aus.«
»Lecamus ist ein guter Christ,« erklärte der Kardinal, welcher ebenso wie der Großmeister mit Caesars Gedächtnis ausgestattet war. »Der Pfarrer von Sankt Peter zu den Ochsen zählt auf ihn, denn er ist Viertelsmeister der Gerichtshausgegend. Laß nichtsdestoweniger den Sohn mit dem Hauptmann der Schottländergarde reden«, sagte der Großmeister, der dies Verbum betonte, indem er ihm einen leicht zu verstehenden Sinn gab. »Aber Ambrosius ist ja im Schlosse; durch ihn werden wir erfahren, ob es auch Lecamus' Sohn ist; ist er dem Vater doch von einstmals sehr verpflichtet. Bitte Ambrosius Paré
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