Katharina von Medici (German Edition)
Saal zurück, wir werden dann Staatsrat halten.«
»Madame,« sagte der Großmeister zur Königin, »der Sohn Eures Kürschners bringt Euch Eure Pelze, die für die Reise ersprießlich sind, denn wahrscheinlich werden wir die Loire entlang fahren ... Doch auch Euch, Madame,« sagte er, sich an die Königin-Mutter wendend, »will er sprechen. Während der König sich ankleidet, möget Ihr und die Frau Königin ihn sofort abfertigen, damit wir uns durch diese Bagatelle nicht ablenken lassen.«
»Gern«, sagte Katharina, indem sie bei sich selber hinzufügte: »Wenn er sich meiner durch solche Listen zu entledigen gedenkt, kennt er mich schlecht.«
Kardinal und Herzog zogen sich zurück, indem sie die beiden Königinnen und den König verließen. Als er durch den Wachensaal schritt, den er von neuem durchquerte, um in den Conseilsaal zu gehen, sagte der Großmeister zum Türhüter, er solle ihm den Kürschner der Königin vorführen. Als Christoph diesen Türhüter, den er seinem Anzuge nach für eine hohe Persönlichkeit hielt, von einem Ende des Wachensaales zum anderen auf sich zukommen sah, versagte sein Herz. Diese beim Nähern des kritischen Momentes so natürliche Erregung ward furchtbar, als der Türhüter, dessen Bewegung das Resultat hatte, daß die Augen der ganzen glänzenden Gesellschaft sich auf Christoph, auf seine armselige Miene und seine Pakete richteten, zu ihm sagte: »Die erlauchten Herren, der Kardinal von Lothringen und der Großmeister, entbieten Euch, um mit Euch zu reden, in den Conseilsaal.« Sollte man mich verraten haben? fragte sich der gebrechliche Gesandte der Reformierten.
Mit niedergeschlagenen Augen folgte Christoph dem Türhüter; auf schlug er sie erst wieder, als er sich in dem riesigen Ratsaale befand, dessen Ausdehnung fast die gleiche ist wie die des Wachensaales.
Die beiden lothringischen Fürsten standen dort allein und aufrecht vor dem prächtigen Kamin, der an den stieß, an welchem im Wachensaale sich die Hofdamen der beiden Königinnen aufhielten.
»Du kommst aus Paris; welchen Weg hast du denn eingeschlagen?« sagte der Kardinal zu Christoph.
»Ich bin zu Wasser gekommen, Monseigneur«, antwortete der Reformierte.
»Wie bist du denn in Blois hineingekommen?« fragte der Großmeister.
»Durch den Hafen, Monseigneur.«
»Niemand hat dich beunruhigt?« fragte der Herzog, der den jungen Menschen unaufhörlich prüfte.
»Nein, gnädiger Herr, dem ersten Soldaten, der Miene machen wollte mich festzunehmen, sagte ich, ich käme im Dienste der beiden Königinnen, deren Kürschner mein Vater sei.«
»Was gab's denn in Paris?« fragte der Kardinal.
»Man forschte immer noch nach dem, der den Mord an dem Präsidenten Minard beging.«
»Bist du nicht der Sohn von meines Chirurgen bestem Freunde?« forschte der Herzog getäuscht von der Offenherzigkeit, die Christoph, als sich seine Verwirrung einmal gelegt hatte, bezeigte.
»Ja, Monseigneur.«
Der Großmeister ging hinaus, hob schnell die Portiere auf, welche die Doppeltüre des Conseilsaales verbarg, und zeigte sein Gesicht jener ganzen Audienz, in deren Mitte er des Königs ersten Chirurgen suchte. Ambrosius, der aufrecht in einem Winkel stand, wurde durch den Blick getroffen, welchen der Herzog auf ihn warf, und trat zu ihm. Ambrosius, der bereits der reformierten Religion zuneigte, trat schließlich zu ihr über; die Freundschaft der Guisen aber und die der Könige von Frankreich bewahrte ihn vor all den Unglücksfällen, welche die Reformierten trafen. Der Herzog, der sich Ambrosius Paré für sein Leben verpflichtet fühlte, hatte ihn seit einigen Tagen zu des Königs erstem Chirurgen ernennen lassen.
»Was wünscht Ihr, gnädiger .Herr?« sagte Ambrosius. »Sollte der König krank sein? Ich möcht's schier glauben.«
»Warum?«
»Die Königin ist zu hübsch«, erwiderte der Chirurg. »Ach«, machte der erstaunte Herzog. »Dennoch handelt es sich nicht darum«, fuhr er nach einer Pause fort. »Ich will dich deiner Freunde einen sehen lassen, Ambrosius«, sagte er, ihn auf die Türschwelle des Conseilgemachs führend und auf Christoph weisend.
»Ach, das ist wahr, gnädiger Herr«, schrie der Chirurg, Christoph die Hand entgegenstreckend.
»Wie geht's deinem Vater, mein Junge?«
»Gut, Meister Ambrosius«, antwortete Christoph.
»Und was willst du bei Hofe machen?« sagte der Chirurg; »dein Amt ist's doch nicht, Pakete zu tragen; dein Vater bestimmt dich doch für die Rechtsverdrehung. Suchst du den Schutz
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