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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Blondinenteint, der sie so berühmt machte. Ihr edel geschnittenes, frisches, pikantes Gesicht strahlte von jener Kinderbosheit, welche durch die Regelmäßigkeit ihrer Brauen, ihre lebhaften Augen und die Schalkheit ihres hübschen Mundes so freimütig ausgedrückt ward. Sie entfaltete damals jene Grazie einer jungen Katze, die nichts, weder die Gefangenschaft, noch der Anblick ihres fürchterlichen Schafotts zu vernichten vermochte. Diese beiden Königinnen, die eine in der Morgenröte, die andere im Sommer des Lebens stehend, bildeten also den vollkommensten Kontrast. Katharina war eine imposante Königin, eine undurchdringliche Witwe, die nur eine Leidenschaft: die Macht kannte. Maria war eine Schäkerin, eine sorglose junge Frau, die ihre Kronen als Spielbälle benutzte. Die eine sah ungeheure Unglücksfälle voraus, sie mutmaßte den Mord der Guisen, indem sie erriet, daß er das einzige Mittel sein würde, Männer niederzuwerfen, die sich über Thron und Parlament zu erheben vermochten; kurz, sie ahnte die Blutströme eines langen Kampfes. Die andere dachte nicht daran, daß sie gerichtet und gemordet werden würde. Eine seltsame Erwägung verschaffte der Italienerin wieder einige Ruhe.
    ›Der Zauberin und Ruggieris Worten gemäß geht diese Herrschaft ihrem Ende zu, all das Lästige wird nicht von Dauer sein‹, dachte sie.
    So diente, was doch seltsam ist, eine heute vergessene okkulte Wissenschaft, die Astrologie, Katharinen damals wie in ihrem ganzen Leben als Stützpunkt, denn ihr Glaube wuchs, als sie sah, daß die Vorhersagen derer, die sich dieser Wissenschaft weihten, sich mit minutiöser Genauigkeit erfüllten.
    »Ihr seid recht düster, Madame ?« sagte Maria Stuart, aus Dayelles Händen jene kleine auf den Scheitel ihrer Haare gesteckte Haube nehmend, deren Flügel aus kostbarer Spitze sich um die blonden Büschel schmiegten, die ihre Schläfen einrahmten. Der Pinsel der Maler hat diesen Kopfputz so trefflich charakterisiert, daß er ausschließlich der Königin von Schottland gehört, obwohl Katharina ihn für sich erfunden hatte, als sie für Heinrich den Zweiten Trauer anlegte. Doch verstand sie ihn nicht ebensogut wie ihre Schwiegertochter zu tragen, die er sehr viel besser kleidete. Der Groll darüber war nicht der geringste von all denen, welche die Königin-Mutter wider die junge Königin hegte.
    »Soll das ein Vorwurf sein, den mir die Königin macht?« sagte Katharina, sich ihrer Schwiegertochter zuwendend.
    »Ich schulde Euch Ehrfurcht und würde mir einen solchen nie herausnehmen«, erwiderte boshaft die Schottin, die Dayelle anblickte.
    Zwischen beiden Königinnen verharrte die Lieblingskammerfrau, ohne eine Miene zu verziehen; ein billigendes Lächeln konnte sie das Leben kosten.
    »Wie kann ich froh sein gleich Euch, nachdem ich den seligen König verloren habe und nun sehe, wie meines Sohnes Königreich in Flammen auflodern will?«
    »Politik geht Frauen wenig an«, erwiderte Maria Stuart, »übrigens sind meine Oheime ja da.«
    Unter den augenblicklichen Umständen waren diese beiden Worte zwei vergiftete Pfeile.
    »Sehen wir doch unser Pelzwerk an, Madame,« antwortete die Italienerin voller Hohn, »damit wir uns mit unseren eigentlichen Angelegenheiten beschäftigen, während Eure Ohme die des Königreichs entscheiden.«
    »Oh, wir sollen aber am Conseil teilnehmen, Madame, und wir sind dort viel nützlicher, als Ihr glaubt.«
    »Wir?« sagte Katharina mit erstaunter Miene.
    »Aber ich verstehe doch kein Lateinisch.«
    »Ihr haltet mich für gelehrt!« sagte lachend Maria Stuart. »Nun wohl, ich schwöre Euch, Madame, daß ich in diesem Augenblicke mich des Studiums befleißige, um mit den Medici auf gleicher Höhe zu stehn; denn eines Tages möchte ich des Königreichs Wunden heilen können.«
    Katharina wurde von diesem Stich ins Herz getroffen, spielte er doch auf den Ursprung der Medici an, die nach den Worten der einen von einem Arzte, nach anderen Leuten von einem reichen Drogisten abstammen. Sie blieb wortlos. Dayelle errötete, als ihre Herrin sie anblickte, indem sie jenen Beifall suchte, den jedermann, selbst Königinnen, wenn Zuschauer ermangeln, von tief unter ihnen Stehenden erwarten.
    »Eure bezaubernden Worte, Madame, vermögen leider weder des Staates noch der Kirche Wunden zu heilen«, antwortete Katharina mit kalter und ruhiger Würde. »Das Wissen meiner Väter von diesen Dingen hat ihnen Throne eingebracht; während Ihr, wenn Ihr so in der Gefahr zu spaßen

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