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Katharina von Medici (German Edition)

Katharina von Medici (German Edition)

Titel: Katharina von Medici (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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der beiden großen Fürsten hier, um Advokat zu werden?«
    »O mein Gott, ja,« sagte Christoph, »doch in meines Vaters Interessen. Und wenn Ihr für uns eintreten könnt, so verbindet Euch mit uns,« erklärte er, eine klägliche Miene aufsteckend, »um von dem gnädigen Herrn Großmeister einen Zahlungsbefehl für die Summen zu erwirken, die meinem Vater geschuldet werden; weiß er doch nicht, wie er sich über Wasser halten soll.«
    Der Kardinal und der Großmeister blickten sich an und schienen befriedigt.
    »Verlaßt uns jetzt«, erklärte der Großmeister, indem er Ambrosius ein Zeichen machte. – »Und Ihr, mein Freund,« sagte er zu Christoph, »erledigt schnell Eure Angelegenheiten und kehret nach Paris zurück. Mein Sekretär wird Euch einen Paß geben, denn, potzblitz, auf den Straßen wird's nicht geheuer sein.«
    Keiner der beiden Brüder argwöhnte auch nur im entferntesten die schweren Interessen, die auf Christoph lasteten, nachdem sie sich einmal vergewissert hatten, daß er bestimmt der Sohn des guten Katholiken Lecamus, des Hofkürschners, und nur hergekommen war, um Schulden einzutreiben.
    »Führ ihn in die Nähe des Gemaches der Königin, die zweifelsohne nach ihm verlangen wird«, sagte der Kardinal zum Chirurgen, auf Christoph hinweisend.
    Während der Kürschnersohn sich mit seinem Verhör im Conseilsaal abzufinden hatte, ließ der König die Königin in ihrer Schwiegermutter Gesellschaft. Er selber zog sich in sein Ankleidezimmer zurück, welches man durch ein an das Gemach stoßendes Kabinett betrat.
    Aufrecht in der tiefen Nische des riesigen Fensters stehend, blickte Königin Katharina in die Gärten hinunter. Traurigste Gedanken waren sie überkommen. Sie sah einen der größten Heerführer dieses Jahrhunderts unter dem schrecklichen Namen eines Reichsverwesers an diesem Morgen, jetzt im Augenblicke, neben ihren Sohn, den König, gestellt werden. Vor dieser Gefahr stand sie allein, ohne Tatkraft, verteidigungslos. Auch konnte man sie in ihrem Trauergewande, das sie seit Heinrichs des Zweiten Tode ständig trug, einem Gespenste vergleichen, so unbeweglich war ihr bleiches Antlitz vom vielen Nachsinnen. Ihr schwarzes Auge schweifte mit jener Unbestimmtheit umher, die man großen Politikern so sehr zum Vorwurf macht und die bei ihnen von der Spannweite des Blickes selber herrührt, mit welcher sie alle Schwierigkeiten umfassen, die einen durch die anderen kompensieren und alle Chancen sozusagen summieren, ehe sie zu einem Entschlusse kommen. Es brauste vor ihren Ohren, ihr Blut war in Wallung und nichtsdestoweniger blieb sie ruhig, würdig, indem sie die Tiefe des politischen Abgrundes mit dem wirklichen zu ihren Füßen verglich. Seit dem Tage der Verhaftung des Vicedoms von Chartres war dies der zweite jener schrecklichen Tage, von denen der ganze Rest ihres königlichen Lebens so reich durchsetzt ist. Aber es war dies auch ihr letzter Fehler in der Schule der Macht. Wiewohl das Zepter ihre Hände zu fliehen schien, wollte sie es fassen. Und sie faßte es zufolge jener Willensmacht, die weder durch die Verächtlichkeiten ihres Schwiegervaters, Franz des Ersten und seines Hofes, an welchem sie, obwohl sie Dauphine war, nichts gegolten hatte, noch durch die ständigen Zurückweisungen Heinrichs des Zweiten, noch durch Dianas von Poitiers, ihrer Nebenbuhlerin, gräßlichen Widerstand müde geworden war. Ein Mann würde das innere Leben dieser Königin in nichts verstanden haben, die blonde Maria aber, die so listig, so geistreich, so jung und schon so unterrichtet war, beobachtete sie aus dem Augenwinkel, indem sie anscheinend eine italienische Arie trällerte und eine sorglose Miene zeigte. Ohne die Stürme des zurückgedämmten Ehrgeizes, welche der Florentinerin einen leichten kalten Schweiß verursachten, zu begreifen, wußte die junge Schottin mit dem eigenwilligen Gesichte, daß ihres Onkels, des Herzogs von Guise, Erhebung Katharinen innerlich empörte. Nun, nichts machte ihr mehr Spaß, als ihre Schwiegermutter zu bespähen. In ihr sah sie eine Intrigantin, eine gedemütigte Emporkömmlingin, die stets rachebereit war. Der einen Antlitz war ernst und finster, auch wohl ein wenig schrecklich anzuschauen dank jener fahlen Italienerinnenfarbe, die den Teint tagsüber einem gelblichen Elfenbein gleichen läßt, wenn schon er bei Kerzenschimmer wieder strahlend erscheint. Der anderen Gesicht aber war frisch und froh. Mit sechzehn Jahren hatte Maria Stuarts Kopf jenen weißen

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