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Katharsia (German Edition)

Katharsia (German Edition)

Titel: Katharsia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Magister
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wurde der „Gottlosen“ dies verwehrt. Ein tragisches Schicksal, das sie damals mit vielen angeblichen Hexen teilte. Nun endlich wird ihr Gerechtigkeit zuteil.
    „Die Ärmste! Scheiterhaufen und dann noch Hades!“ Denise drohte wieder vom Mitgefühl überwältigt zu werden.
    „Wie kann ein unschuldiges Opfer wie sie die Mutter eines KORE-Kämpfers sein?“, zweifelte Sando.
    Bens Augen nahmen eine unergründliche Tiefe an. „Fünfhundert Jahre Hades – weißt du, was das mit der Seele macht?“
    Denise legte den Zeitungsausschnitt auf den Tisch zurück und trocknete sich verstohlen die Augen, während der Alte mit der Hand über den Artikel strich und sagte: „Ihre Geschichte brachte mich auf die Idee, mich nach der Herkunft der Mutter des anderen Toten zu erkundigen. Und wisst ihr, was ich erfahren habe? Auch Dira Serfouch ist eine Hades-Entlassene!“
    „Komischer Zufall!“, bemerkte Sando.
    „Du sagst es. Dies deutet auf eine Verbindung zwischen dem KORE und dem Hades hin. Eine beunruhigende Vorstellung. Obwohl …“ Er winkte ab. „Nein. Vielleicht sehe ich Gespenster. Die Wachen des Hades sind bekannt für ihre Zuverlässigkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit dem KORE gemeinsame Sache machen.“ Er nahm sich wieder die Fotos vor. „Wir haben bisher nur die Frauen im Vordergrund betrachtet. Merkwürdig erscheint mir auch dieser Zivilist im Hintergrund. Ein Angehöriger der Toten ist er offenbar nicht, aber mit dem ranghohen Offizier neben ihm ist er anscheinend sehr vertraut. Seht ihr das Abzeichen auf seinem Revers?“
    „Es sieht aus wie eine Schlange“, stellte Sando fest. „Irgendwo habe ich das Symbol schon einmal gesehen.“ Und nach kurzer Überlegung fiel es ihm wieder ein. „Also ich kann mich täuschen, aber Franz Stadlmeyr hatte eine Truhe auf seinem Chamäleon und deren Verschluss hatte genau diese Schlangenform.“
    „Schlange oder Seele?“
    Denise hatte diese Frage gestellt. Die anderen sahen sie verblüfft an.
    „Natürlich, es ist eine Seele!“, rief Sando.
    Die sonst so zappelige Denise wirkte auf einmal sehr konzentriert. Man sah ihr an, dass sie angestrengt nachdachte. Dann lehnte sie sich resigniert zurück. „Mist, ich komme nicht drauf!“
    „Was willst du denn wissen, Denise?“, fragte Ben Hakim väterlich.
    „Wie nannten sich noch mal die Mitglieder dieser Geheimorganisation, von der du erzählt hast, Ben?“
    „Seelenretter.“
    „Genau, Seelenretter“, sagte Denise und zeigte auf das Abzeichen des Mannes auf dem Foto.
    „Ein Seelenretter und ein hoher KORE-Offizier in trauter Gemeinsamkeit …“ Ben Hakim war sehr nachdenklich geworden. „Wenn deine Vermutung stimmt, Denise, dann ist dieses Foto ein wichtiger Beweis. Ich muss herausfinden, um wen es sich bei dem Zivilisten handelt!“ Mühsam erhob er sich, überquerte auf seinen Stock gestützt den Hof und verschwand im Haus. Kurz darauf kehrte er zurück, in der Hand ein unförmiges Stoffbündel.
    Denise sprang ihm entgegen. „Was ist das?“
    „Nun, meine Nachforschungen werden nicht lange unentdeckt bleiben. Ihr solltet spätestens morgen dieses Haus verlassen. Dazu braucht ihr eine neue Identität.“
    Ben Hakim knüpfte das Bündel auf. Zum Vorschein kamen verschiedene Utensilien, die man brauchte, um sich zu verkleiden, darunter Haartönung, eine Sonnenbrille, Schuhe mit extrem hohen Sohlen, ein langes rosafarbenes Kleid mit Kapuze.
    „Ist das für mich?“, fragte Denise entgeistert. „Das soll ich anziehen?“
    „Komm schon, Denise, du musst dich unkenntlich machen!“
    Sie hielt sich das Kleid an. „Unkenntlich, ja, ich glaube, das ist der richtige Ausdruck.“
    Der Alte blieb ruhig. „Hier sind neue Pässe. Der Einfachheit halber habe ich nur die Nachnamen geändert. Denise, du heißt jetzt Vernault. Und Sandos neuer Name ist Brendel. Prägt euch das gut ein, damit ihr nicht stottert, wenn ihr gefragt werdet.“
    Denise hatte kaum zugehört und befummelte kopfschüttelnd das rosafarbene Kleid. „Na los, Denise, gib deinem Herzen einen Stoß!“, drängte Ben Hakim sanft.
    Der kleine Engel schniefte und lenkte ein. „Wenn es denn sein muss …“
    Sie rauschte ab.
    Es dauerte eine geschlagene Stunde, bis sie zurückkam. Sando blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. Statt der kleinen, pummeligen Denise betrat eine mittelgroße, schlank wirkende Frau den Hof. Die hohen Schuhe, die die Änderung ihrer Proportionen bewirkten, wurden durch das lange Kleid verdeckt. Die

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