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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Problem. Ich war in einer Alternativwelt und lebte als Alternativ-Bashir. Aber dort nannten mich alle Jules. Sogar meine Frau, die zudem die Mutter unserer zwei sehr glücklichen, gesunden Kinder war: eines sechsjährigen Jungen und eines dreijährigen Mädchens.
    Witzig, oder? Ich habe mich nicht mehr Jules nennen lassen, seit ich als Teenager von meiner genetischen Aufwertung erfuhr. Seitdem bestehe ich darauf, dass ich Julian heiße. Ich hielt Jules für tot und hätte nicht erwartet, je wieder von ihm zu hören. Doch die Begegnung mit ihm war nicht einmal das Überraschendste an meinem Ausflug. Die größte Überraschung bestand darin, in Jules einen ziemlich zufriedenen Mann zu finden. Er hatte viele Freunde und eine Familie, die für ihn da war.
    Jules und Julian. Ich frage mich, wer von uns beiden das bessere Los gezogen hat. Falls ich mich wirklich in Jules zurückverwandle, sollte ich vielleicht Jules bleiben!

KAPITEL 18

    Vedek Yevir hasste enge Räume. Bisher hatte er nie sonderlich intensiv über diese Abneigung nachgedacht, doch nun erkannte er, dass sie sich seit seinem Besuch der antiken Stadt B’hala verstärkt haben musste. Eingezwängt in einen klobigen Strahlenschutzanzug, streifte er durch die staubigen Straßen und düsteren Gassen des Munda’ar-Sektors der zerstörten Hauptstadt Cardassia City, und wurde allmählich klaustrophobisch.
    Die Gruppe hatte inzwischen den Kern des großen ehemaligen Lagers erreicht. Wie Garak erklärte, hatte sich der Obsidianische Orden, Cardassias mächtige und todbringende Geheimpolizei, früher um diese verborgene Einrichtung gekümmert. Das äußerlich unauffällige graue Gebäude war der Zerstörung entgangen, die das Dominion in den blutigen letzten Kriegsstunden über den Planeten gebracht hatte – aber nur knapp. Yevir war überrascht, wie intakt es trotz zahlreicher Kriegsspuren noch wirkte. Die Nachbarbauten hatten weit weniger Glück gehabt.
    Die meisten Anhänger des Oralianischen Weges, die der Gruppe angehörten, waren oben geblieben und hielten Ausschau nach etwaigen politischen Feinden, die unerwartet auftauchen mochten. Nur vier Personen – Yevir, Macet, Garak und Klerikerin Ekosha – hatten sich in den Untergrund des Gebäudes gewagt. Zu Yevirs Überraschung konnte die untersetzte Alte mühelos mit den Männern mithalten. Dann fiel ihm ein, dass er und die beiden Cardassianer vermutlich kaum mehr als ein Jahrzehnt jünger als sie waren.
    Vorsichtig drangen sie ins Innere des Hauses vor. Nicht einmal Garak wusste, was genau vor ihnen lag – zumindest behauptete er das. Aufgrund der Strahlung waren Transporter hier nutzlos. Dank ihrer Handgelenk- und Gürtellampen konnten die vier ein wenig Licht ins Dunkel bringen, dennoch blieben sie von Schwärze umgeben. Yevir war, als kämen die Finsternis und der Staub mit jedem Schritt näher. Manchmal flog ein faustgroßes Wesen aus der Schwärze, offensichtlich angezogen vom Licht und immun gegen die Strahlung. Yevir hoffte, die Strahlungsanzüge hielten den Raubtierzähnen dieser Kreaturen stand. Und er hoffte, dieser Keller möge keine größeren Überraschungen bereithalten. »Die können uns durch diese Anzüge doch nicht riechen, oder?«, fragte er schließlich, als das sechste Wesen an ihm vorbeigeflattert war.
    »Die Utoxa ?«, fragte Garak, der an Macets anderer Seite ging. »Nein, die riechen Sie nicht. Es könnte hier allerdings ein paar Scottril geben, die uns trotz der Anzüge mühelos wittern dürften. Aber deswegen haben wir ja die Phaser. Für gewöhnlich kann man sie damit aufhalten. Vorausgesetzt, wir sehen die Viecher, bevor sie uns sehen.«
    Yevir hoffte, der Cardassianer lächelte hinter seinem Helmvisier, war sich aber nicht sicher. Schützt mich, Propheten! Sicher habt ihr mich nicht so weit geführt, damit ich in den Tod stürze oder von etwas namens Scottril gefressen werde. Was immer das ist. Sein Gebet beruhigte ihn ein wenig. Zumindest genug, damit sich seine Hände und Füße wieder bewegen wollten.
    »Je tiefer wir gehen«, sagte Ekosha mit Sorge und Verwunderung in der Stimme, »desto intensiver scheint die Zerstörung. Sind Sie sicher, dass wir nicht vergebens hier sind?«
    »Uns bleiben wenig mehr als unser Glaube und Elim Garaks Wort«, antwortete Macet.
    »Ich weiß nicht, ob mir das schmeicheln oder mich verletzen sollte, Macet«, gab dieser zurück. »Aber Ihre Zuversicht hat etwas Motivierendes. Vielleicht gäbe es doch einen Platz für Sie im Oralianischen Weg …

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