Kathedrale
dass Sie sich in einer heiligen Stätte befinden.« Obwohl sie sich mit dem letzten Satz an ihre Deputys richtete, war er als Retourkutsche für den noch immer zornesroten Bellis gedacht.
Ensign Jimenez folgte Ro, als sie am Mittelschiff entlangging. Viele Gläubige traten beiseite, damit sie die Gruppe erreichen konnte. Die Ohalavaru hatten sich gegenseitig an den Armen gefasst und die Augen geschlossen. Sie schienen zu beten, zu meditieren oder irgendeine andere andächtige Tätigkeit auszuüben.
Ro legte sanft eine Hand auf den Rücken der ihr am nächsten stehenden Demonstrantin, einer Frau mittleren Alters. »Ma’am, folgen Sie mir bitte«, sagte sie so laut, dass sie noch über die wütenden Rufe der Menge zu hören war.
Doch die Frau ignorierte die Aufforderung. »Ma’am, Sie begehen ein Verbrechen«, sagte Ro ein wenig nachdrücklicher. »Sie stören wissentlich diesen Tempeldienst. Ich muss Sie bitten, sofort zu gehen. Andernfalls sind wir gezwungen, Sie hinauszubefördern.«
Die Frau verhielt sich weiterhin, als wäre Ro gar nicht da. Ro sah zu Jimenez, der neben sie getreten war. Die Hand am Phaser warf er Ro einen Blick zu und wartete auf ihr Nicken.
Aber Ro war nicht bereit, es zu geben. Noch nicht. Als sie sich umblickte, merkte sie, dass die anderen Deputys ähnliche Probleme hatten. Die Ohalavaru weigerten sich, freiwillig zu gehen und gaben nicht einmal zu verstehen, dass sie sich der Anwesenheit des Sicherheitsdienstes bewusst waren. Die Gläubigen, die in der Aktion der Ohalavaru offensichtlich einen Akt der Respektlosigkeit sahen, wurden immer übellauniger. Schon jetzt forderten einige lautstark den Rauswurf der angeblichen Ketzer. Und Vedek Capril glotzte einfach nur von seiner Kanzel auf die Menge hinab.
Verdammt , dachte Ro. Gewalt war das Letzte, wonach ihr in dieser Situation der Sinn stand. Insbesondere da viele Bajoraner – wenn auch nicht Ro selbst – einen Tempel als heiligen Boden betrachteten. Abermals hob sie die Stimme. »Diejenigen, die den Tempeldienst stören, müssen sofort gehen«, forderte sie in militärisch strengem Tonfall. »Sie begehen ein Verbrechen und werden verhaftet, wenn Sie nicht freiwillig aufbrechen. Bitte nehmen Sie Ihren Ohrschmuck und verlassen Sie den Tempel. Dies ist Ihre letzte Warnung.«
Diesmal führten ihre Worte zu einer Reaktion, allerdings nur unter den Gläubigen, die allmählich ruhiger wurden. Einige von ihnen schienen zufrieden damit, Ro und ihre Leute die Sache regeln zu lassen. Andere jedoch forderten weiterhin lautstark das Verschwinden der Ohalavaru.
Ro seufzte. Die Demonstranten gaben ihr nur eine Möglichkeit. »Sie lassen uns keine andere Wahl, als Sie zu verhaften. Deputys?« Sie nickte den anderen Uniformierten zu, die sofort nach den Ohalavaru griffen. Doch sobald sie auch nur Hand an die Sektierer legten, begannen diese, zu sprechen.
»Für Kira Nerys, die Wahrheitsspenderin«, verkündeten sie einstimmig und ließen sich widerstandslos abführen. »Für Kira Nerys, die Wahrheitsspenderin.«
»Es reicht !«
Ro erkannte die Stimme sofort, obwohl sie sie noch nie so laut vernommen hatte. Als sie sich umdrehte, sah sie die Besitzerin als Silhouette in der Tür zur Promenade stehen.
»Es reicht«, wiederholte Kira, sobald sie die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gerichtet wusste. Selbst die Ohalavaru, an die sie sich ganz klar wendete, hatten ihren Singsang eingestellt. »Sie haben Ihre Ansichten klargemacht. Ich bitte Sie nun, den Tempel mit unserem Sicherheitsdienst zu verlassen. Und ich erwarte, dass dies auf gesittete und ordentliche Weise geschieht.«
Mehrere Ohalavaru sahen zu einer dunkelhaarigen Frau, die ein Kleinkind im Arm hielt. Erst als sie zustimmend nickte, hoben sie ihre Ohrringe auf und gingen zum Ausgang. Die Sicherheitsleute folgten in sicherem Abstand, hielten sich aber nah genug, um einzuschreiten, falls sich einer der frustrierten Gläubigen zu einem Angriff inspiriert fühlen sollte.
Wann immer ein Ohalavaru Kira, Asarem und Shakaar passierte, streckte er die Hand nach Kira aus – fraglos eine Geste des Danks für die Veröffentlichung der Ohalu-Prophezeiungen. Doch Kira rührte keinen Muskel, zeigte weder Verständnis noch Missfallen. Ro fiel auf, dass sie noch keinen Fuß ins Innere des Tempels gesetzt hatte. Weil sie nach wie vor den Befehlen dieser großkotzigen Vedeks folgt, die sie als Befleckt erklärt haben.
Ro drehte sich um und entschuldigte sich leise bei Vedek Capril für die
Weitere Kostenlose Bücher