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Kathedrale

Kathedrale

Titel: Kathedrale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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offen, notfalls handgreiflich zu werden, sofern die Ketzer nicht freiwillig gingen.
    Seit dem Ende der Besatzung hatte Capril keine Gewalt mehr erlebt. Ich muss die Kontrolle über die Situation erlangen , dachte er und ahnte, dass ein Handgemenge kurz bevorstand. Die Ketzer waren zwar in der Minderzahl, aber wenn das Undenkbare geschah und es tatsächlich zu gewaltsamen Auseinandersetzungen im Inneren eines Tempels kam, würde das der Sache der Ohalavaru sogar noch förderlich sein. Weil sie dann als Opfer dastünden, als Personen, die Sympathie verdienten. Capril wusste, dass er einschreiten musste, doch seine Füße schienen Wurzeln geschlagen zu haben.
    »Kinder der Propheten!«, rief er verzweifelt, und seine Worte hallten von der gewölbten Tempeldecke wider. »Mit Gewalt erreicht ihr hier gar nichts! Wendet eure Leidenschaft den Propheten zu, nicht diesen Eindringlingen!«
    Premierminister Shakaar und Vizepremierministerin Asarem saßen im hinteren Bereich des Raumes und winkten Sicherheitsleute herbei. Zu Caprils Missfallen befand sich auch Ro Laren unter den eintreffenden Offizieren – die Frau, die ihren Ohrring absichtlich am falschen Ohr trug, wie es bei der inzwischen glücklicherweise zerschlagenen Sekte der Pah-Geister üblich gewesen war.
    Ro kämpfte sich durch die immer wütender werdende Menge, begleitet von ihren Deputys. Und für einen Moment fragte Capril sich, auf welche Seite sie sich bei diesem Disput wohl stellen würde.
    Ro und Sergeant Etana gönnten sich einen schnellen Raktajino nahe dem Eingang vom Quark’s, als Ros Kommunikator zirpte. Eine Sekunde später erklang Corporal Havas Stimme. »Alle verfügbaren Offiziere zum Tempel. Klingt, als steht dort eine Konfrontation ins Haus.«
    Im Tempel?
    Ro stand so schnell auf, dass der Raktajino umkippte und ihr über die Hand und den Tisch lief. Entschuldigend sah sie zu einem der in der Nähe stehenden Dabo -Mädchen, das Havas Botschaft gehört haben musste. Dann schüttelte sie sich die Tropfen von der Hand und berührte den Kommunikator. »Ro hier. Etana und ich sind unterwegs. Was ist los?«
    Als Havas Antwort kam, waren Ro und Etana schon fast am Eingang des Tempels, in dem es offenkundig zu einer Störung der Zeremonie gekommen war. Laute Rufe drangen bis nach draußen. Mehrere Bajoraner und Nichtbajoraner eilten bereits zur Tür.
    Sechs weitere Offiziere trafen zeitgleich ein und schlossen sich Ro und Etana an. Sie hatten den Tempel gerade betreten, als ihnen Premierminister Shakaar und Vizepremierministerin Asarem mit ihrem gesamten Gefolge entgegenkamen. Ro hörte wütende Rufe und, wenn sie sich nicht irrte, mehrfach Kiras Namen.
    »Was ist das Problem, Ministerin?«, fragte sie.
    »Die Anhänger Ohalus erfreuen uns mit einer kleinen Demonstration«, antwortete Asarem, mit vor Wut zitternder Stimme. »Offensichtlich im Auftrag Ihrer Kommandantin.«
    Bevor Ro Asarem um eine Erklärung für diese seltsame Aussage bitten konnte, ergriff Shakaar das Wort. Er deutete ins Tempelinnere. »Ich will diese Personen verhaftet wissen. Schleppen Sie sie hier raus und statuieren Sie ein Exempel an ihnen.« Die Worte waren hart, und doch hörte Ro nicht die gleiche Leidenschaft in ihnen, die sie bei Asarem und einigen der nahe stehenden Ranjens zu erkennen glaubte.
    »Wenn wir sie im Inneren des Tempels verhaften, könnte die Gewalt eskalieren, Premierminister«, sagte Ro. »Außerdem würden Sie Gefahr laufen, sie zu politischen Helden zu stilisieren.«
    »War ja klar, dass Sie so argumentieren«, rief Vedek Bellis von weiter hinten. Sein Doppelkinn wackelte angriffslustig, während er sich einen Weg durch die Menge bahnte. » Sie sind denkbar schlecht geeignet, um eine Krise in unserem Tempel beizulegen.«
    Ro warf Etana einen Blick zu und kniff die Augen enger zusammen. Während ihrer Zeit beim Maquis hätte sie dem unerträglichen Vedek für so einen Spruch das Knie in die Weichteile gerammt. Doch sie wusste, dass diese Situation nach einer anderen Taktik verlangte.
    Etana verdrehte die Augen, bemühte sich aber, sich nicht anmerken zu lassen, was sie von Bellis’ Worten hielt.
    Ro wandte sich an ihre Deputys, deren Zahl inzwischen auf zwölf gestiegen war. »Wir achten darauf, dass niemand verletzt wird, verstanden? Bringen Sie die Aufständischen hier raus und weisen Sie sie an, zu verschwinden. Falls sie sich weigern, sperren Sie sie in die Arrestzellen. Dann gebe ich ihnen einen Schnellkurs in Stationsregeln. Und vergessen Sie nicht,

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