Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
unterhaltsam, dass meine Tischdame mich nie wieder sehen wollte.«
»So schlimm warst du gar nicht. Ich fand es wirklich interessant, was du erzählt hast. Aber wie oft passiert es eigentlich, dass ein Angestellter einer Firma versucht, das, was er gemacht hat, einer anderen Firma zugute kommen zu lassen?« Es war das Einzige, was mir einfiel, um ihn zum Reden zu bringen, wenn ich ihm nicht weismachen wollte, dass Plaudereien über Rechtsfragen mich ganz heiß machten.
»Das hängt ganz von der Branche ab. In der Softwarebranche kommt so etwas häufig vor. Da gibt es eine hohe Fluktuation, und dabei nehmen die Leute häufig Teile von Programmierungscodes mit. Aber dann argumentieren sie immer damit, sie würden doch nur einmal Gelerntes anwenden und keineswegs etwas benutzen, das sie selbst entwickelt hätten. Deshalb hat man angefangen, Sperrklauseln in die Verträge aufzunehmen. Die schreiben vor, dass ein Mitarbeiter, der zu einem direkten Konkurrenten wechseln möchte, nach seinem Weggang aus der Firma erst einmal für eine gewisse Zeit aussetzen muss. Doch häufig wird das als unfaire Handelsbeschränkung vor Gericht niedergeschlagen.«
Die Kellnerin brachte unsere Drinks, und er nutzte die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Aber jetzt haben wir genug über mich geredet«, sagte er. »Was machst du denn eigentlich? Ich glaube, darüber haben wir beim letzten Mal gar nicht gesprochen. Ich war zu sehr damit beschäftigt, alle mit meiner Arbeit zu langweilen.«
»Mein Job ist nicht halb so interessant wie deiner. Ich bin Sekretärin. Und das ist auch eigentlich schon alles.« Ich beschrieb meine Tätigkeit erneut so langweilig wie möglich, da ich hoffte, dann keine weiteren Fragen darüber gestellt zu bekommen.
»Je nachdem was man für einen Chef hat, stelle ich mir das aber trotzdem ganz, schön spannend vor.«
»Mein Chef ist okay, also habe ich keine echten Horrorstorys zu erzählen. Und besonders lustige habe ich auch nicht auf Lager. Tut mir leid.«
Er kniff die Augen zusammen, und ich fragte mich, ob ich die Langeweilenummer überzogen hatte. Er musste sich ganz ähnlich fühlen wie ich mit diesem Typen, der an unserem ersten gemeinsamen Abend mein Tischpartner gewesen war. Damals hatte ich verzweifelt versucht, ein Gespräch anzuknüpfen, ohne dass mein Gegenüber mir in irgendeiner Weise entgegengekommen wäre. Doch dann begriff ich, dass gar nicht ich es war, den Ethan finster anschaute. Er saß mit dem Gesicht zum Eingang, und dort schaute er stirnrunzelnd hin.
»Was ist los?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf, als wollte er ihn wieder klar bekommen, dann runzelte er erneut die Stirn. Er nahm seine Brille ab, rieb sich die Augen, putzte die Brillengläser und setzte sie wieder auf. Dann kniff er w ieder die Augen zusammen und legte die Stirn in Falten. »Ach, nichts. Ich dachte nur, ich hätte aus dem Augenwinkel irgendetwas Merkwürdiges gesehen.« Er lachte nervös auf. »Ich hatte eine lange Woche. Ist wohl besser, wenn ich es heute bei einem Bier belasse.«
Ich drehte mich um und sah Trix mit ihrem Parkwächter, der heute Zivilkleidung trug. Sie standen am Eingang und warteten darauf, dass der Kellner sie zu einem Tisch führte. Mit einem mulmigen Gefühl drehte ich mich wieder zu Ethan um. Ich wusste nicht, wie die beiden für andere aussahen, wenn sie sich mit einer Illusion tarnten, aber ich hatte auch noch nie erlebt, dass jemand so auf sie reagierte, wenn er sie erblickte. Außer mir selbst. Mir fiel wieder ein, dass Ethan auch an jenem ersten Abend seine Brille geputzt hatte, als die Feen ins Restaurant gekommen waren. Konnte es sein, dass ich auf einen anderen Immunen gestoßen war? »Was dachtest du denn, was du gesehen hättest?«, fragte ich vorsichtig und möglichst beiläufig, obwohl mir das Herz bis zum Hals schlug.
»Nichts«, beharrte er, aber ich starrte ihn an, bis er seufzte und sagte: »Ich dachte eben eine Sekunde lang, diese Leute da hinten hätten Flügel, aber das war wohl nur eine optische Täuschung.« Es klang so, als versuchte er eher sich selbst davon zu überzeugen als mich.
Ja, dieses Symptom kam mir bekannt vor. »Würdest du mich mal einen Moment entschuldigen?«
Ich stand auf und warf Trix, während ich an ihrem Tisch vorbei auf die Toilette zusteuerte, einen bedeutungsvollen Blick zu. Die Toilettenräume waren im Keller, was einer kurzen Unterredung sehr entgegenkam.
Trix stieß bald darauf zu mir. »Was ist?«, fragte sie. »Dieses Date
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