Katie Chandler 01 - Hex and the City-ok-neu
täte?«
»Er gehört dir.«
Gemma strahlte. »Möchtest du, dass ich Jim anrufe und ihm sage, Ethan soll dich anrufen, wenn er Interesse hat?«
»Ja, bitte. Ich fand ihn nett.« Doch das alles war mir zu unsicher. Was, wenn er sich gar nicht mehr an mich erinnern konnte oder keine Lust hatte, mich wiederzusehen? Das Schicksal der magischen Welt – und vielleicht auch das der nichtmagischen Welt – konnte von diesem Mann abhängen. Ich wusste nicht, wo ich sonst einen Anwalt für Fragen des geistigen Eigentums auftreiben konnte. Jedenfalls fiel mir sonst keiner ein, mit dem ich reden konnte, ohne ihm die Situation vorab genau erklären und einen saftigen Anwaltsvorschuss zahlen zu müssen. Schließlich war das Risiko, für verrückt erklärt zu werden, ziemlich groß. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um Gemma nicht darum zu bitten, ihm ausrichten zu lassen, es sei dringend. Denn dann hätten sie sofort kapiert, dass es mir um etwas anderes ging, als darum, einen Mann zu finden.
Am nächsten Nachmittag surfte ich gerade auf der Suche nach Infos für eine Marketingkampagne im Internet, als eine Mail von Gemma kam. »Jim sagt, Ethan erinnert sich an dich und fand dich süß. Jim hat ihm deine Nummer gegeben, und Ethan meinte, er würde dich irgendwann anrufen.« Das war zwar eine gute Nachricht, doch dieses »irgendwann« in der Gleichung bereitete mir Sorgen. Ich hatte jetzt keine Zeit für diese typisch männliche Auslegung des Satzes »Ich ruf dich an«, denn normalerweise hieß das so viel wie: »Irgendwann vor meinem Tod, falls ich dran denke.«
In den folgenden Tagen fühlte ich mich wieder wie in der Schulzeit. Abends raste ich nach Hause, um nachzusehen, ob er eine Mitteilung auf den Anrufbeantworter gesprochen hatte, sprang immer wie elektrisiert auf, wenn das Telefon klingelte, und rief mehrfach täglich zu Hause an, um zu checken, ob Nachrichten auf der Maschine gespeichert waren. Meine Mitbewohnerinnen mussten mich für völlig durchgeknallt halten. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass du Ethan so super findest«, bemerkte Gemma irgendwann. »Hättest du doch eher was gesagt.«
Am Donnerstagabend rief er schließlich an. Gemma schaffte es ausnahmsweise einmal vor mir zum Telefon – Philip hatte inzwischen gelernt, wie man ein Telefon bediente, sodass jetzt zwei von uns auf Anrufe lauerten. Ihre Miene hellte sich auf, als sie den Anruf entgegennahm, dann legte sie ihre Hand über den Hörer und verkündete im Singsang: »Für dich, Katie. Rate mal, wer dran ist!«
Und wie in unserer Teenagerzeit riss ich ihr das schnurlose Telefon aus der Hand und zog mich ins Schlafzimmer zurück. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, sagte ich: »Hallo, Ethan« und musste mich schwer zusammennehmen, damit meine Stimme nicht zitterte.
»Hallo, Katie.« Seine Stimme klang sympathisch am Telefon, weich und voll. »Das ist echt komisch, weil ich Jim nämlich gerade fragen wollte, ob schon genug Zeit vergangen ist seit diesem Abend und es in Ordnung wäre, wenn ich dich frage, ob du mit mir ausgehen willst. Ich möchte keinen Unfrieden unter Freundinnen stiften, aber ich würde dich gern wiedersehen.«
Jetzt fühlte ich mich schlecht, weil ich ihn nur wegen seines juristischen Fachwissens treffen wollte. Andererseits war er ja auch ganz niedlich. Soweit ich wusste, neigte er wenigstens nicht dazu, Sachen herbeizuzaubern und wieder verschwinden zu lassen. Wahrscheinlich war er sogar der normalste Mann, den ich im Augenblick kannte. »Ich hab Marcias Erlaubnis eingeholt«, erwiderte ich und fragte mich dann, ob es so klang, als fände Marcia ihn völlig uninteressant. Aber wenn er sich Gedanken über mich machte, hieß das ja, dass er auch kein wie immer geartetes Interesse an Marcia hatte. Also konnte er auch nicht gekränkt sein.
»Hättest du denn Lust, mich irgendwann mal zu treffen?«, fragte er.
Ich war in Versuchung, sarkastisch zu werden und zu antworten, nein, ich hätte ihn nur gebeten, mich anzurufen, damit ich stundenlang mit ihm telefonieren konnte. Aber jetzt war nicht die Zeit für solche Spielchen. Ich musste sehr, sehr klar und direkt sein. »Sicher. An welchen Tag hattest du denn gedacht?«
»Wäre dir morgen Abend zu früh?«
»Nein, überhaupt nicht.« Wenn er es gewollt hätte, wäre ich sofort in meine Schuhe gesprungen und hätte ihn getroffen.
»Wie wäre es denn, wenn wir uns nach der Arbeit zum Essen treffen? Ich kann mich so gegen sechs aus dem Büro loseisen. Wo arbeitest
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